Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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und Ausrüstung nicht zu ersetzen waren — ganz ab- 
gesehen von dem Verlust, den die Gefangennahme 
der verhältnismäßig starken Besatzung von Garua 
bedeutete. Gegen den vorerwähnten Plan sprach 
zudem die große artilleristische Uberlegenheit des 
Feindes, die vor Garua so augenfällig geworden 
war und auch den Fall der Monso-Stellung 
herbeigeführt hatte. Sie hätte sich natürlich in 
den übersichtlichen Steppengebieten des Hoch- 
landes weit mehr bemerkbar gemacht, als in den 
Urwäldern des Jaunde-Landes. Oberstleutnant 
Zimmermann entschloß sich daher zur Aufgabe 
seines ursprünglichen Planes und verlegte die 
Basis der Verteidigung in den Jaunde-Bezirk. 
Mitbestimmend für diesen Entschluß war wohl 
der Wunsch, die wichtige Verbindung mit Bata 
im Muni-Gebiet zu sichern. Große Truppen- 
verschiebungen, die an die Kräfte von Soldaten 
und Trägern infolge der Ungunst der Regenzeit 
besondere Anforderungen stellten, waren die natür- 
liche Folge des abgeänderten Planes. Im Westen 
wurde nur ein dünner Schleier und im Norden 
wurden nur die zur Sicherung der von Gaschaka 
und Kontscha auf Banjo führenden Paßstraßen 
unbedingt nötigen Truppen belassen. Als Rück- 
halt für diese wurde bei Banjo eine Bergstellung 
ausgebaut und für längere Einschließung aus- 
gerüstet. Die bei den West= und Nordabteilungen 
verfügbaren Truppen wurden bei Joko zusammen- 
gezogen, um später die Ostabteilung gegen die 
Kolonne Morisson zu unterstützen. 
Auf zwei Straßen hatten die gegen Banjo 
angesetzten, unter dem Befehl des Generals 
Cunliffe stehenden englischen Truppen im Juli 
den Vormarsch angetreten. Während der 
General selbst auf der von Garua über K Kontscha— 
Dodo führenden, den Genderu-P 
Straße vorrückte, marschierte eine dem Major 
Mann unterstellte Abteilung auf der Straße 
Gaschaka—Jakuba, die bei Gandua auf das 
Hochland führt. Vor den überlegenen feindlichen 
Streitkräften hatten sich die bei Kontscha befind- 
lichen deutschen Sicherungen nach Dodo und nach 
einem am 6. Angust hier stattgehabten Gefecht 
den Paß aufwärts zurückgezogen. Am 10. August 
war der Feind umfassend gegen die Paßhöhe vor- 
gegangen und hatte die deutschen schwachen 
Kräfte gegen den Banjo-Fluß zurückgedrängt; am 
16. August hatte er den bereits auf dem Hoch- 
land liegenden Ort Sambolabo erreicht. Von 
hier trat er den Rückmarsch auf Dodo an. Es 
kann sich also nur um eine Erkundung oder 
ein Täuschungsmanöver seitens des Feindes ge- 
handelt haben, da es sonst nicht erklärlich wäre, 
weshalb er das Hochland wieder aufgegeben hätte. 
  
Um die Stärke des bei Dodo stehenden Gegners 
festzustellen, stieß am 8. September eine acht 
Gewehre starke, von einem Europäer geführte 
Patrouille auf Dodo vor. Gegen die kleine 
Schar entwickelte der Feind etwa 150 Gewehre 
und zwei Maschinengewehre. Doch gelang es 
der Patrouille, mit Verlust nur eines Mannes 
zurückzukehren. 
An der Gaschaka-Straße hatten die Engländer 
Anfang August die deutsche Stellung bei Gaschaka- 
Jakuba, deren Lage der Lamido von Gaschaka 
unseren Feinden verraten hatte, vergeblich an- 
gegriffen. Am 16. August war der Ort dann 
von den Engländern besetzt, nachdem kurz zuvor 
auch das etwa 80 km nordöstlich Gaschaka an 
der Straße nach Kontscha gelegene Dorf Ndau 
mit einer Sicherung belegt war. Am 27. Sep- 
tember haben die Engländer Gandua überraschend 
angegriffen und erobert. In dem Gefecht fiel 
der Gefreite Salomon. Der Verlust des Gandunua- 
Passes hatte auch die Aufgabe des Genderu-Passes 
durch die deutsche Sicherung zur Folge; seine 
Besatzung mußte sich, um nicht abgeschnitten zu 
werden, auf den Mao Banjo zurückziehen. Vor dieser 
Stellung scheint der englische Vormarsch wiederum 
zum Stehen gebracht zu sein, da die Station 
Banjo erst am 24. Oktober von den Engländern 
besetzt wurde. Die deutsche Besatzung hatte sich 
planmäßig in die inzwischen ausgebaute Berg- 
stellung zurückgezogen, die eingeschlossen wurde. 
Am 4. November begann nach vorbereitetem 
Artilleriefeuer der Angriff der englischen Infanterie 
an vier Stellen. Trotz zähester Gegenwehr der 
deutschen Besatzung gelang es im Laufe des 4. 
und 5. November den Engländern, sich bis an 
die erste Verteidigungslinie heranzuarbeiten. Da 
jede Aussicht auf Behauptung der Stellung ge- 
schwunden war, brach in der Nacht vom 5./6. No- 
vember der größte Teil der 23 Europäer und 
etwa 200 Farbige zählenden Besatzung während 
eines heftigen Gewittersturmes durch die feindlichen 
Linien hindurch. Bis Ribao (etwa 50 km süd- 
westlich Banjo an der Bamenda-Straße) wollen 
die Engländer die angeblich in voller Auflösung 
Flüchtigen verfolgt haben. Der tapfere Ver- 
teidiger Hanjos, Hauptmann Schipper, ist bereits 
am 4. November gefallen. Außer ihm fiel ein 
Europäer; 2 Europäer wurden verwundet und 
9 gerieten in englische Gefangenschaft. Die Namen 
der Europäer sind leider noch nicht bekannt. Der 
deutsche Gesamtverlust an Farbigen soll nach 
englischer Angabe 70 Köpfe betragen haben. Auch 
die englischen Verluste waren recht schwer. Sie 
verloren an Toten 2 Offiziere und 1 Unteroffizier, 
an Verwundeten 2 Offizziere und an Farbigen 
insgesamt 55 Köpfe. Uber den Weitermarsch der 
Truppen des Generals Cunliffe auf Tibati, wo
	        
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