Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Truppen nach Möglichkeit so an, um Wintgens 
anzugreifen, falls dieser sich nach Norden wenden 
würde. Wintgens selbst war so krank, daß er 
gezwungen war, sich den Belgiern zu ergeben, 
aber seine Abteilung, die ihren Marsch be- 
schleunigt bei Nacht fortsetzte, wich unseren Ko- 
lonnen aus und überschritt die Zentralbahn 
zwischen Tabora und Kilimatinde jedoch in 
solcher Eile, daß sie der Bahn keinen Schaden 
mehr zufügen konnte. General Edwards und 
die Belgier nahmen sofort die Verfolgung nach 
Norden auf. 
Hiermit ist der Bericht über die während 
der Regenzeit stattgehabten Operationen er- 
schöpft, die den Umständen nach nicht umfassend 
sein konnten. Sie bildeten eine Periode der 
Vorbereitungen für die Angriffsbewegungen, 
die mit Beginn der Trockenzeit einsetzen sollten. 
Nichtsdestoweniger waren den Truppen große 
Anstrengungen auferlegt worden, ebenso wie 
den verschiedenen Verwaltungsdienstzweigen, 
um die Schwierigkeiten zu überwinden, die bei 
Ausführung der Unternehmungen in diesem 
Zeitraume entstanden. Die endlosen Arbeiten, 
die sich aus der Aufrechterhaltung der ver- 
schiedenen Verbindungslinien und den Verbesse- 
rungen der Landungsverhältnisse in Kilwa und 
Lindi ergaben, stellten an die zu meiner Ver- 
fügung stehenden geringen Kräfte an technischen 
Truppen sehr hohe Anforderungen. Es stellte 
sich als unmöglich heraus, die für die überall 
eintretenden Ausfälle angemessene Verstärkungen 
zu erhalten, und daher litten die verschiedenen 
Verbände der Royal Engineers, der technischen 
Truppen und der Wegebauabteilung (Road 
Corps) sehr unter den allgemeinen ungesunden 
Verhältnissen der Jahreszeit. Es war mir nicht 
möglich, sie zurückzuziehen, um ihnen die Ruhe 
zu geben, die sie so sehr nötig und auch so 
sehr verdient hatten. 
Der Nachschub= und Transportdienst wurde 
trotz der großen Schwierigkeiten, die sich in- 
folge der Uberschwemmungen, der fortgespülten 
und meist unpassierbaren Wege ergaben, weiter- 
betrieben. Das Schlachtvieh für die Truppen 
mußte von weither gebracht werden, und das 
Vorkommen von Ostküstenfieber, Rinderpest und 
Trypanosomiasis (Tsetse-Krankheit) verursachte 
eine hohe Sterblichkeit unter den Mengen von 
Rindern, die quer durch das Land von Britisch- 
Ostafrika herangetrieben wurden.“) Krankheiten 
und Verluste unter dem weißen Personal und 
den Trägern nahmen naturgemäß eine große 
Ausdehnung an, und vermehrte Anforderungen, 
*) Der größte Teil dieser Rinder dürfte wohl aus 
Deutsch-Ostafrika stammen. 
  
die aber nicht voll erfüllt werden konnten, 
wurden zur Beschaffung des Ersatzes gestellt. 
Große Energie und Hingebung mußte von allen 
diesen Dienststellen entfaltet werden. 
Es muß besonders hervorgehoben werden, 
daß dem Veterinärkorps ganz außerordentliche 
Arbeiten auferlegt wurden. Wie schwer die 
Verluste an Tieren waren, hatten die vorher- 
gehenden Monate gezeigt. In der ganzen 
Berichtszeit war die Sterblichkeit unter den 
Pferden, Maultieren und Eseln ungeheuer hoch, 
hauptsächlich hervorgerufen durch Trypanoso= 
miasis (Tsetse-Krankheit) und nicht minder durch 
die Pferdesterbe. Dazu beitragende Ursachen 
waren Futtermangel und die heftigen Regen. 
Die Transportschwierigkeiten machten es un- 
möglich, für die an den verschiedenen Zufuhr- 
wegen befindlichen Tiere Körnerfutter heranzu- 
schaffen. 
Der Sanitätsdienst hatte eine außerordentlich 
schwierige Aufgabe mit dem Abtransport der 
Kranken und Verwundeten während der Regen- 
zeit zu lösen. Dieser mußte in der Hauptsache 
durch Träger erfolgen, oft durch Sümpfe und 
über Wege, welche meilenweit drei oder vier 
Fuß hoch unter Wasser standen. Das Personal 
litt beträchtlich unter den vorherrschenden Krank- 
heiten, versah aber seinen Dienst mit großer 
Hingabe unter schwierigen Umständen."“ 
Nach einigen Dankesäußerungen für die Be- 
hörden in Indien, Südafrika, Britisch-Ostafrika, 
Uganda und Zanzibar sowie für Gesellschaften 
und Private, ferner einer Anerkennung für die 
Leistungen der Handelsschiffahrt und dem Dank 
an die Marine für ihre Unterstützung schließt 
General Hoskins seinen Bericht mit einem noch- 
maligen Hinweis auf die Schwierigkeiten der 
Regenzeit, die dabei gemachten Erfahrungen und 
der Hervorhebung der Leistungen von Führern, 
Stäben und Truppen. 
Da für uns von deutscher Seite leider keine 
Berichte über die in vorstehendem von General 
Hoskins geschilderten Ereignisse erhältlich sind, 
können wir über deren Verlauf natürlich nicht 
urteilen. Wir können jedoch nicht umhin, fest- 
stellen zu müssen, daß General Hoskins Bericht 
nicht vollständig ist und daß er uns eine wichtige 
Tatsache vollkommen verschwiegen hat. 
Wir lesen nämlich in späteren amtlichen eng- 
lischen Berichten über die Wiederaufnahme der 
Angriffsbewegungen im Juni 1917, daß „am 
20. dieses Monats Lindi nach einer unter dem 
Schutze von Kriegsschiffen an der Lukuledi-Mündung 
erfolgten Landung wieder besetzt und die deutsche 
Abteilung, die seit einiger Zeit den Ort be- 
setzt hielt, auf Mlawa zurückgedrängt worden
	        
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