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Truppen nach Möglichkeit so an, um Wintgens
anzugreifen, falls dieser sich nach Norden wenden
würde. Wintgens selbst war so krank, daß er
gezwungen war, sich den Belgiern zu ergeben,
aber seine Abteilung, die ihren Marsch be-
schleunigt bei Nacht fortsetzte, wich unseren Ko-
lonnen aus und überschritt die Zentralbahn
zwischen Tabora und Kilimatinde jedoch in
solcher Eile, daß sie der Bahn keinen Schaden
mehr zufügen konnte. General Edwards und
die Belgier nahmen sofort die Verfolgung nach
Norden auf.
Hiermit ist der Bericht über die während
der Regenzeit stattgehabten Operationen er-
schöpft, die den Umständen nach nicht umfassend
sein konnten. Sie bildeten eine Periode der
Vorbereitungen für die Angriffsbewegungen,
die mit Beginn der Trockenzeit einsetzen sollten.
Nichtsdestoweniger waren den Truppen große
Anstrengungen auferlegt worden, ebenso wie
den verschiedenen Verwaltungsdienstzweigen,
um die Schwierigkeiten zu überwinden, die bei
Ausführung der Unternehmungen in diesem
Zeitraume entstanden. Die endlosen Arbeiten,
die sich aus der Aufrechterhaltung der ver-
schiedenen Verbindungslinien und den Verbesse-
rungen der Landungsverhältnisse in Kilwa und
Lindi ergaben, stellten an die zu meiner Ver-
fügung stehenden geringen Kräfte an technischen
Truppen sehr hohe Anforderungen. Es stellte
sich als unmöglich heraus, die für die überall
eintretenden Ausfälle angemessene Verstärkungen
zu erhalten, und daher litten die verschiedenen
Verbände der Royal Engineers, der technischen
Truppen und der Wegebauabteilung (Road
Corps) sehr unter den allgemeinen ungesunden
Verhältnissen der Jahreszeit. Es war mir nicht
möglich, sie zurückzuziehen, um ihnen die Ruhe
zu geben, die sie so sehr nötig und auch so
sehr verdient hatten.
Der Nachschub= und Transportdienst wurde
trotz der großen Schwierigkeiten, die sich in-
folge der Uberschwemmungen, der fortgespülten
und meist unpassierbaren Wege ergaben, weiter-
betrieben. Das Schlachtvieh für die Truppen
mußte von weither gebracht werden, und das
Vorkommen von Ostküstenfieber, Rinderpest und
Trypanosomiasis (Tsetse-Krankheit) verursachte
eine hohe Sterblichkeit unter den Mengen von
Rindern, die quer durch das Land von Britisch-
Ostafrika herangetrieben wurden.“) Krankheiten
und Verluste unter dem weißen Personal und
den Trägern nahmen naturgemäß eine große
Ausdehnung an, und vermehrte Anforderungen,
*) Der größte Teil dieser Rinder dürfte wohl aus
Deutsch-Ostafrika stammen.
die aber nicht voll erfüllt werden konnten,
wurden zur Beschaffung des Ersatzes gestellt.
Große Energie und Hingebung mußte von allen
diesen Dienststellen entfaltet werden.
Es muß besonders hervorgehoben werden,
daß dem Veterinärkorps ganz außerordentliche
Arbeiten auferlegt wurden. Wie schwer die
Verluste an Tieren waren, hatten die vorher-
gehenden Monate gezeigt. In der ganzen
Berichtszeit war die Sterblichkeit unter den
Pferden, Maultieren und Eseln ungeheuer hoch,
hauptsächlich hervorgerufen durch Trypanoso=
miasis (Tsetse-Krankheit) und nicht minder durch
die Pferdesterbe. Dazu beitragende Ursachen
waren Futtermangel und die heftigen Regen.
Die Transportschwierigkeiten machten es un-
möglich, für die an den verschiedenen Zufuhr-
wegen befindlichen Tiere Körnerfutter heranzu-
schaffen.
Der Sanitätsdienst hatte eine außerordentlich
schwierige Aufgabe mit dem Abtransport der
Kranken und Verwundeten während der Regen-
zeit zu lösen. Dieser mußte in der Hauptsache
durch Träger erfolgen, oft durch Sümpfe und
über Wege, welche meilenweit drei oder vier
Fuß hoch unter Wasser standen. Das Personal
litt beträchtlich unter den vorherrschenden Krank-
heiten, versah aber seinen Dienst mit großer
Hingabe unter schwierigen Umständen."“
Nach einigen Dankesäußerungen für die Be-
hörden in Indien, Südafrika, Britisch-Ostafrika,
Uganda und Zanzibar sowie für Gesellschaften
und Private, ferner einer Anerkennung für die
Leistungen der Handelsschiffahrt und dem Dank
an die Marine für ihre Unterstützung schließt
General Hoskins seinen Bericht mit einem noch-
maligen Hinweis auf die Schwierigkeiten der
Regenzeit, die dabei gemachten Erfahrungen und
der Hervorhebung der Leistungen von Führern,
Stäben und Truppen.
Da für uns von deutscher Seite leider keine
Berichte über die in vorstehendem von General
Hoskins geschilderten Ereignisse erhältlich sind,
können wir über deren Verlauf natürlich nicht
urteilen. Wir können jedoch nicht umhin, fest-
stellen zu müssen, daß General Hoskins Bericht
nicht vollständig ist und daß er uns eine wichtige
Tatsache vollkommen verschwiegen hat.
Wir lesen nämlich in späteren amtlichen eng-
lischen Berichten über die Wiederaufnahme der
Angriffsbewegungen im Juni 1917, daß „am
20. dieses Monats Lindi nach einer unter dem
Schutze von Kriegsschiffen an der Lukuledi-Mündung
erfolgten Landung wieder besetzt und die deutsche
Abteilung, die seit einiger Zeit den Ort be-
setzt hielt, auf Mlawa zurückgedrängt worden