Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten. 
Neunte Mitteilung. 
Die letzten Erelgnisse in Deutsch- und Dortuglesisch-Ostakrika. 
(Mit einer Kartenskizze.) 
Mitte November 1917 hatte die im Bezirk 
Mahenge unter dem Befehl des in den eng- 
lischen Berichten fälschlich als „Oberst“ bezeich- 
neten Hauptmanns Tafel operierende deutsche 
Abteilung sich den Durchbruch durch die einer- 
seits von Kilwa, anderseits von Songea auf 
Liwale vorgedrungenen feindlichen Streitkräfte 
erkämpft. Ihr Bestreben ging anscheinend dahin, 
über Nevala Anschluß an den linken Flügel der 
auf dem Makonde-Hochland stehenden deutschen 
Hauptmacht unter General v. Lettow-Vorbeck 
zu gewinnen, über deren Lage Hauptmann Tafel 
jedoch in Unkenntnis gewesen zu sein scheint. 
Inzwischen war es nämlich dem Gegner in- 
folge einer zahlenmäßigen lberlegenheit gelungen, 
durch immer weiter ausholende Umfassung über 
Massassi-Mwiti und Nevala den linken Flügel 
v. Lettows auf das Makonde-Hochland zurück- 
zudrängen. Somit war der im Anmarsch auf 
Nevala befindlichen Abteilung Tafel der Weg 
verlegt. 
Sie wurde von bei Massassi abgezweigten 
und anderen von Südosten über Tundurn im 
Anmarsch befindlichen, sowie den sie aus der 
Richtung von Liwale verfolgenden feindlichen 
Kräften angegriffen, umzingelt und mußte schließ- 
lich am 27. November mit angeblich 12 Offizieren, 
6. Sanitätsoffizieren, 92 deutschen Mannschaften 
und 1200 Askari kapitulieren. 
Den anderen im Bezirk Mahenge befindlichen 
deutschen Abteilungen, die, wie aus anderweitigen 
englischen Mitteilungen hervorgeht, unter dem Be- 
fehl des Generals Wahle bzw. Majors Kraut 
standen, scheint es dagegen gelungen zu sein, sich 
vom Gegner loszulösen und bei Ngomano an der 
Mündung des Ludschende in den Rowuma, letz- 
teren zu überschreiten und in portugiesisches Ge- 
biet einzudringen. 
Nach der Kapitulation der Abteilung Tafel 
wandten die Engländer sich nunmehr mit allen 
zur Verfügung stehenden Kräften gegen die Haupt- 
  
macht v. Lettow-Vorbecks auf dem Makonde-Hoch- 
land in dem Bestreben, sie dort einzuschließen 
und zur Übergabe zu zwingen. Dieser Plan miß- 
glückte. General v. Lettov wußte sich der ihm 
zugedachten Umklammerung rechtzeitig zu entziehen. 
Mit kühnem Entschluß wandte er sich in den letzten 
Tagen des November v. Is. nach Süden, über- 
schritt, die portugiesischen Linien durchbrechend, 
wahrscheinlich in der Gegend östlich Nangadi, den 
Rowuma und drang in portugiesisches Gebiet ein. 
Deutsch-Ostafrika zwar gab er preis, sicherte aber 
sich und dem Rest seiner Truppen die Bewegungs- 
freiheit. 
lber die Stärke der mit General v. Lettow 
bzw. General Wahle in portugiesisches Gebiet ein- 
gedrungenen noch kampffähigen Teile der deutschen 
Truppen liegen keine genauen Angaben vor. 
Englischerseits wird die Stärke der Abteilung 
v. Lettow auf 2000 Mann angegeben, während 
über die bei Ngomano über den Rowuma ge- 
gangene Abteilung keinerlei Mitteilungen vorliegen. 
Ein von Lyon aus verbreiteter Funkspruch 
vom 27. Dezember v. Is. gibt die Stärke der in 
portugiesisches Gebiet eingedrungenen deutschen 
Truppen sogar auf 1700 Enropäer und 9500 
Askari an. 
Die Angaben der Portugiesen über die mit 
ihnen in Berührung gekommenen deutschen Ab- 
teilungen sind sehr widersprechend. Einmal wird 
angegeben, daß ihre Gesamtzahl 8 Kompagnien 
mit je 3 Maschinengewehren betrage, während 
bei anderer Gelegenheit diese 8 Kompagnien an 
einer Stelle geschlossen auftreten und gleichzeitig 
auch noch von an anderen Orten befindlichen Ab- 
teilungen die Rede ist. Anzunehmen ist auch, daß 
nicht zu schwache Nachhutabteilungen gegenüber 
den den deutschen Streitkräften angeblich über den 
Rowuma gefolgten britischen Truppen stehen ge- 
blieben sind. 
Nach dem Überschreiten des Rowuma gelang 
es den deutschen Abteilungen, die Portugiesen in
	        
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