Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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französischer Besitzungen in Afrika größer ist als 
die der englischen. 
„Wenn wir vom umfassendsten Gesichtspunkt 
aus die Zukunft betrachten, wenn wir ferner 
in Betracht ziehen, daß Afrika die Zwischen- 
station nach Indien und Ostasien ist, so muß 
das Britische Reich auf die Sicherheit und Ruhe 
seiner äußeren Verbindungslinien bedacht sein; 
es kann die Rückgabe der deutschen Kolonien 
nicht zugeben und muß auf den Voraus- 
setzungen bestehen, die die Landverbindungen 
für seine Gebiete von einem Ende des Kon- 
tinents zum andern gewährleisten. Eine der 
nachdrücklichsten Lehren 
— es ist immer noch General Smuts, den ich 
zitiere 
dieses Krieges ist die Verwundbarkeit der Ver- 
bindungen über See und die große Wichtigkeit 
der Eisenbahnverbindungen. Um tatsächlich 
wirksam zu sein, müssen diese beiden Verbin- 
dungen in Zukunst Hand in Hand gehen. 
Alle diese Erwägungen weisen auf die Not- 
wendigkeit hin, daß wir in weiser Voraussicht 
die Verbindungen des Reichs mit allen zur 
Verfügung stehenden Mitteln sichern.“ 
Als eines dieser Mittel stellt General Smuts 
eine englische Monroe-Doktrin nicht nur über die 
südliche Hälfte von Afrika, sondern eigentlich, 
wenn man seine Worte genau nimmt, über die 
ganze südliche Hemisphäre auf, unter Ausschluß 
der Deutschen. Ein Echo findet er bei seinen 
Bundesgenossen im Westen, den Franzosen, die 
ihrerseits für Westafrika, dort, wo ihre afrikanischen 
Besitzungen in der Hauptsache liegen, eine fran- 
zösische Monroe-Doktein, ebenfalls unter Ausschluß 
der deutschen Kolonien aufstellen. 
Als ein weiteres Mittel zur Sicherung der 
Verbindungen nimmt General Smuts die alte 
Idee des direkten Verkehrsweges Kap-—Kairo 
wieder auf, der durch rein britisches Gebiet laufen 
müßte. Wir wissen auch, meine Herren, daß das 
Verlangen nach einem zweiten Landwege, nach 
dem Landwege von Agypten nach Indien—Kap- 
stadt—Kairo— Kalkutta — eine Begründung der 
imperialistischen Aspirationen der Engländer ist, 
  
Mesopotamien, Arabien, Persien und Syrien dem 
Britischen Reich einzuverleiben. 
Die ungeheuerliche Forderung, daß um der 
Herstellung solcher Verbindungsstrecken willen auf 
dieser langen Strecke auf beiden Seiten weder 
links noch rechts irgendeine fremde Macht Besitz- 
stand haben dürfe, ja, das ist doch eine viel 
stärkere Betonung des Machtstandpunktes, als 
wenn man eine Sicherung der eigenen Grenzen 
verlangt. 
Ich begrüße, wie gesagt, die Offenheit des 
Generals Smuts. Er verzichtet völlig darauf, 
den englischen Machtstandpunkt, den er kraß aus- 
spricht, imperialistischer als ein Imperialist, in 
das humanitäre Gewand der Weltbeglückung zu 
kleiden. Von den Rechten der anderen Nationen, 
von denen die britischen Staatsmänner sonst so 
gern und soviel sprechen, ist in der Rede des 
Burengenerals nicht mehr die Rede. Auch von 
dem Selbstbestimmungsrecht der Eingeborenen — 
dessen Konsequenzen er übrigens als Südafrikaner 
am allerbesten kennt — ist in dieser Rede nicht 
mehr die Rede. Er proklamiert die Grund- 
sätze, unter denen einst die Engländer die 
Burenrepubliken annektiert haben! (Sehr 
richtig! links.) 
Meine Herren, das ist nicht der Geist, der zu 
einem wahren Frieden führen kann. (Sehr 
richtig! links.) Es gab vor dem Kriege zwei 
Richtungen in England. Die eine vertrat den 
Standpunkt, England ist saturiert und will eine 
allgemeine Weltberuhigung durch die Zufrieden- 
stellung anderer hochstrebender Nationen herbei- 
führen. Die zweite Richtung ist die des Generals 
Smuts, England ist nie saturiert, bis es 
eine lückenlose Weltherrschaft hat! Mit 
der einen englischen Anschanung kann die Welt 
leben, mit der andern nicht. Das ist der Stand- 
punkt des Generals Smuts, klar und konsequent. 
Aber ich glaube, er fühlt doch die ethische Un- 
haltbarkeit seiner Machtpolitik und versucht zum 
Schlusse eine moralische Rechtfertigung. Dazu 
konstrniert er die deutsche Gefahr in Afrika. 
Afrika, sagt er, habe von Deutschland, wenn es 
Kolonialmacht bleibt, die Mobilisierung und Mili- 
tarisierung der farbigen Stämme für einen künftigen 
Krieg in Deutschland zu erwarten. 
2.
	        
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