Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Um das Inland immer mehr und mehr in den Stand zu setzen, 
die unentbehrlichsten Bedürfnisse selbst zu erzeugen, so richtete Vater 
August seine Thätigkeit auch auf andere Landesprodukte. Ungern 
sah er, daß man schwere Summen Geldes für Hopfen nach Böhmen 
auswandern ließ. Sachsen sollte möglichst selbst die nöthigen Hopfen- 
vorräthe hervorbringen. Er benutzte deshalb sein Ostravorwerk auch 
zum Hopfenbau und ließ ihn von hier aus weiter verbreiten. Wie 
überaus glücklich er im Anbau dieses Rankengewächses — der echten 
Würze des Bieres, das damals in großen Mengen getrunken wurde — 
war, beweist die Thatsache, daß er in einem Jahre (1581) 4000 Scheffel 
Hopfen zum Verkauf ausbieten und den Scheffel nach dem jetzigen 
Gelde ungefähr für 90 Pfennige verkaufen konnte. Wird jetzt das 
bayerische Bier anderen Bieren gewöhnlich vorgezogen, so hatte damals 
das sächsische Bier im Auslande einen guten Klang, und Vater August 
hatte die Bierbrauereien so gehoben, daß er fremde Fürsten mit. 
Bier, diesem „köstlichen Labetrunk“, wie er es nannte, beschenken 
konnte. 
Durch den besseren Anbau des Bodens wurde es auch möglich, 
eine andere Quelle des Wohlstandes noch mehr, als bisher zu pflegen; 
es war dies die Viehzucht. Und wiederum war es Vater August, 
der auch in dieser Hinsicht sein Ostravorwerk zu einer Musterwirth- 
schaft einrichtete. Die Abwartung des Viehes, die Sorge für das 
Hauswesen, für Küche und Keller ist eine Angelegenheit der Frauen, 
und Sachsen hat in der Geschichte eine Fürstin aufzuweisen, die als 
glänzendes Muster einer guten Hausfrau dasteht. Dies ist aber nie- 
mand anders, als Augusts Gemahlin: Mutter Anna. Diese 
Fürstin stammte aus Dänemark und war die Tochter des Königs 
Christian III. Im Jahre 1548 wurde sie mit Herzog August 
von Sachsen, dem nachmaligen Kurfürsten, in Torgau getraut, und 
sie war es, deren Beispiel heute noch allen Hausfrauen voranleuchtet. 
Zunächst sei nur der Verdienste gedacht, welche sich Mutter Anna 
um die Viehwirthschaft erwarb. Vater August hielt auf dem Ostra- 
vorwerke auf einen sehr guten Viehstand und hatte deshalb holländische 
Kühe angekauft. Dieser Viehwirthschaft wendete nun Mutter Anna 
ihre ganze Sorgfalt zu. Von zwei oder drei Personen begleitet, ging 
sie bei günstiger Witterung zu Fuß auf das genannte Vorwerk und 
hier zeigte sie eine Thätigkeit, daß man kaum glauben konnte, die 
Kurfürstin vor sich zu sehen. Beim Auswaschen der Butter war sie 
nicht blos gegenwärtig, sondern aus Liebe zur Reinlichkeit wusch sie 
die Tischbutter für den Kurfürsten sehr oft selbst. Keine wirthschaft- 
liche Angelegenheit, selbst das Austreiben der Kühe, erschien ihr zu 
gering, als daß sie ihr nicht hätte ihre ganze Aufmerksamkeit schenken 
sollen. Wurde Mastvieh geschlachtet, Fleisch eingepökelt — Mutter 
Anna kümmerte sich darum und beaufsichtigte alles. 
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