Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Zeiten der Sorben-Wenden war unser Vaterland ein berühmter 
Handelsplatz. Aus Sorabia erhielten andere Völker Tuch, Pferde— 
decken, graue Leinwand, Töpferwaaren, Wachs, aus Holz geschnitzte 
Bilder, Salz und Getreide. Dampfschiffe mit Reisenden in die sächsische 
Schweiz sah man freilich noch nicht auf der Elbe schwimmen, wohl 
aber Handelsschiffe, die auf ihren Rücken die Erzeugnisse der 
fleißigen Sorben-Wenden fremden Ländern zuführten. 
Zählt jetzt unser Vaterland 142 Städte und fast 3600 Dörfer; — 
wird jetzt jedes Stückchen Land zu Feld, Garten oder Wiese benutzt; — 
besitzt es jetzt über 110000 Pferde und fast eine Million Rinder; — 
webt man jetzt in den Städten und Dörfern des Erzgebirges, des 
Voigtlandes und der Oberlausitz für viele, viele Millionen Mark 
Leinwand, Kattun und Tuch; — erstreckt sich jetzt der Handel fast 
über alle Gegenden der Erde; — ist, mit einem Worte, unser Sachsen 
jetzt ein glückliches, reich gesegnetes Land, so verdanken wir dies zwar, 
nächst Gottes Segen, den Verdiensten unserer Fürsten und dem un- 
ermüdlichen Fleiße der Einwohner, dürfen aber dabei nicht vergessen, 
daß zum Anbau des Landes, zur Viehzucht, zu den Gewerben 
und zu dem Handel die alten Sorben-Wenden größtentheils den 
Grund gelegt haben. 
3. Wilche Beligion die alten Forben-Wenden hatten. 
Gottheiten. Zegräbnißfeierlichkeiten und Begräbnißplätze. 
Unsern himmlischen Vater und unsern Herrn Jesum Christum 
kannten die Sorben-Wenden noch nicht. Sie waren Heiden und 
beteten Götter an, welche „Mäuler hatten und nicht reden konnten, 
welche Ohren hatten und nicht hören konnten.“ Besondere Tempel 
erbaute man diesen Göttern nicht, wohl aber steinerne Altäre, von 
welchen hier und da noch Ueberreste gefunden werden. Auf dem 
Czernebog bei Hochkirch findet man noch bis zu dieser Stunde 
große Granitblöcke, welche den Sorben-Wenden als Altäre dienten. 
Ebenso erinnern die Namen mancher Ortschaften an die Namen jener 
Götter. Radegast war der Name des Kriegsgottes, und Radegast 
ist heute noch der Name eines Dorfes bei Dahlen, wo man diesem 
Gott Opfer darbrachte. Swantewit hieß der Gott der Ernte, und 
von ihm erhielt z. B. das Dorf Wantewitz bei Großenhain seinen 
Namen. Gewöhnlich errichteten die alten Sorben-Wenden ihre Altäre 
in schattigen Wäldern, in lichten Hainen, in freundlichen Thälern, 
auf hohen Bergen, unter ehrwürdigen Eichen, an murmelnden 
Bächen 2c. 
Auch an die Begräbnißplätze der Sorben-Wenden erinnern 
uns noch manche Gegenden. Starb ein Wende, so senkte man seinen
	        
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