Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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in den „großen Garten“. Hier überfiel ihn ein Schlagfluß. Wahr— 
scheinlich hatte sich Naumann noch einmal aufgerafft und in der 
Meinung, den nächsten Weg eingeschlagen zu haben, war er vielleicht 
von demselben weiter abgekommen und tiefer in den Garten gerathen. 
Trotz des sorgfältigsten Suchens fand man ihn erst am andern 
Morgen früh, mit dem Angesichte auf einem Rasenplatze liegend. 
Rettung war nicht mehr möglich. Der berühmte Kapellmeister ver— 
schied den 23. Oktober 1801. Wie er gewünscht, fand er seine letzte 
Ruhestätte an der Seite seiner guten Eltern, die merkwürdigerweise 
beide im 60. Lebensjahre am Schlagflusse gestorben waren. 
94. Friedrich August schlägt die polnische Königskrone aus. — 
Die Zauernunruhen. 
Sich selbst beherrschen ist der größte Sieg. Diese Wahrheit ist 
leichter ausgesprochen, als geübt. Unser Kurfürst lieferte in dem 
Jahre 1791 einen Beweis von Selbstbeherrschung, welcher die all- 
gemeinste Bewunderung verdient und wodurch er in der Achtung von 
ganz Europa stieg. Zwei seiner Regierungsvorgänger, August der 
Starke und dessen Sohn, Friedrich August II., hatten mit Hilfe ihrer 
und fremder Truppen und mit Aufbietung hoher Geldsummen die 
polnische Königskrone erlangt. Nie hatte Friedrich August der Gerechte 
ein Verlangen nach dieser unglücklichen Krone gezeigt, und doch sollte 
sein Haupt mit derselben geschmückt werden. Mächtiger als Truppen, 
mächtiger als Geld hatten die Mittel gewirkt, durch welche er jenen 
Thron erlangen sollte. Der Ruf von seiner Gerechtigkeit, Weisheit 
und Gewissenhaftigkeit war auch zu den Polen gedrungen, und sie 
glaubten das Geschick ihres unglücklichen Landes keinen besseren 
Händen anvertrauen zu können, als den des sächsischen Kurfürsten 
Friedrich August des Gerechten. 
Noch mehr, die Polen hatten sich entschlossen, das Wahlreich in 
ein erbliches Königreich umzuschaffen. Im Jahre 1791 erschienen in 
Dresden Abgesandte der polnischen Nation, an ihrer Spitze ein 
einflußreicher Fürst (Czartoriski), und boten unserm Kurfürsten 
den Thron ihres Reiches erblich an. Da Friedrich August keinen 
Sohn, sondern nur eine Tochter, die Prinzessin Auguste, besaß, so 
sollte später die polnische Krone auf diese übergehen. 
Gewiß hatte dieses Anerbieten etwas Verlockendes, und mancher 
andere Fürst würde, von dem Schimmer der ihm entgegengebrachten 
Krone geblendet, dem Wunsche der polnischen Nation ohne Bedenken 
gewillfahrt haben. Nicht so unser Kurfürst. Er zog die Möglichkeit 
in reifliche Erwägung, ob dieser Besitz nicht den Erblanden, wie 
bereits unter seinen Vorgängern, zum Unheil und Verderben gereichen
	        
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