Full text: Reichs-Gesetzblatt. 1872. (6)

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§. 102. 
Wer es unternimmt, Mißvergnügen in Beziehung auf den Dienst unter 
seinen Kameraden zu erregen, wird, wenn dies durch mündliche Aeußerungen 
geschieht, mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. 
Ist die Handlung durch Verbreitung von Schriften, Darstellungen oder 
Abbildungen oder ist sie im Felde begangen, so ist auf mittleren oder strengen 
Arrest nicht unter vierzehn Tagen oder auf Gefängniß oder Festungshaft bis zu 
fünf Jahren zu erkennen. 
§. 103. 
Verabreden Mehrere eine gemeinschaftliche Verweigerung des Gehorsams 
oder eine gemeinschaftliche Wdersetzung oder Thätlichkeit gegen den Vorgesetzten, 
so werden dieselben wegen Meuterei bestraft. Die Strafe ist nach demjenigen 
Gesetze festzusetzen, welches auf die Handlung Anwendung findet, deren Begehung 
verabredet worden ist, und zugleich um die Dauer von drei Monaten bis zu 
zwei Jahren zu erhöhen.  
Ist in Folge der Verabredung die strafbare Handlung begangen worden, 
so ist die Strafe, mit welcher die Handlung bedroht ist, nach §. 53 zu erhöhen, 
wenn die hiernach zulässige Strafe höher ist, als die nach den Bestimmungen 
des ersten Absatzes verwirkte Strafe. 
§. 104.  
Wer von einer Meuterei zu einer Zeit, in welcher die Verhütung der 
verabredeten strafbaren Handlung möglich ist, glaubhafte Kenntniß erhält und 
es unterläßt, hiervon rechtzeitig Anzeige zu machen, wird, wenn die verabredete 
strafbare Handlung begangen worden ist, mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren 
bestraft. · 
§.105. 
Straflosigkeit tritt fuͤr den an der Meuterei Betheiligten ein, welcher von 
der Meuterei zu einer Zeit, wo die Dienstbehörde nicht schon anderweit davon 
unterrichtet ist, in einer Weise Anzeige macht, daß die Verhütung der verabredeten 
Handlung möglich ist. 
§. 106. 
Wenn Mehrere sich zusammenrotten und mit vereinten Kräften es unter- 
nehmen, dem Vorgesetzten den Gehorsam zu verweigern, sich ihm zu widersetzen 
oder eine Thätlichkeit gegen denselben zu begehen, so wird jeder, welcher an der 
Zusammenrottung theilnimmt, wegen militärischen Aufruhrs mit Gefängniß 
nicht unter fünf Jahren, im Felde mit Gefängniß nicht unter zehn Jahren be- 
straft; zugleich ist auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes zu erkennen. 
§. 107. 
Die Rädelsführer und Anstifter eines militärischen Aufruhrs, sowie die- 
jenigen Aufrührer, welche eine Gewaltthätigkeit gegen den Vorgesetzten begehen, 
werden mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren oder mit lebenslänglichem Zucht- 
haus, und wenn der Aufruhr im Felde begangen wird, mit dem Tode bestraft.
	        
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