heraus, um mit dem anderen ebenso tief zu versinken, und
das wiederholt sich in ermüdender Eleichförmigkeit, während
in der Ferne lockende Frrlichter tanzen: Demokratie, Soziali-
sierung, Bölkerbund, Rätesystem und wie sie alle heißen mö-
gen. Wir befinden uns dabei noch in der besten Zeit unserer
Moorwanderung, in den Monaten der füblbaren Erleichte-
rung, des Billigerwerdens aller Waren; die Zentnerlast der
„Wiedergutmachung“ soll uns ja erst später auf die Schultern
gewälzt werden.
Lichts geändert hat sich auch in der politischen Führerschaft
der Nation, nur daß zeitweilig wegen eines kleinen Kon-
junkturgewinnes die bürgerlichen Demokraten nominell aus
der Firma ausgetreten sind. Noch immer leuchtet uns Erz-
bergers Antlitz. Noch immer bockt David wie ein verkümmerter
kleiner Raubvogel auf der Ministerbank. Lauter Bekannte
ringsum. Aur hat der und jener sich ablösen lassen. Ein
paar neue Sozialdemokraten sind in diesen Wochen vom
Parterre zum Hochsitz emporgestiegen, während die Abge-
lösten umgekehrt ihren Abgeordnetensitz wieder eingenommen
oder mit den Ersparnissen des Ministergehalts eine Spritz-
tour in die Alpen angetreten haben. Das Programm aber
ist das alte geblieben. Geblieben ist auch die alte Taktik,
möglichst oft die parlamentarischen Geschäfte — durch Pro-
grammreden aufzuhalten. Da sie nichts ANeues bringen
können, keinerlei Beränderung der Lage oder der Richtlinien
anzudeuten vermögen, so dienen sie reinen Agitationszwecken
Heute Hat wieder solch eine rote Woche begonnen. Hie re-
gierende Mehrheit hat dabei den Vorteil, daß sie mindestens
doppelt so häufig zu Worte kommt wie ihre Gegner, denn
sie stellt Minister und Abgeordnete zum Turnier, die Gegen-
partei nur Abgeordnete, und mit zweieinhalb Stunden nur
sozialdemokratischer Fanfaren wird an diesem ersten Tage
gleich ordentlich vorgelegt.
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