Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

heraus, um mit dem anderen ebenso tief zu versinken, und 
das wiederholt sich in ermüdender Eleichförmigkeit, während 
in der Ferne lockende Frrlichter tanzen: Demokratie, Soziali- 
sierung, Bölkerbund, Rätesystem und wie sie alle heißen mö- 
gen. Wir befinden uns dabei noch in der besten Zeit unserer 
Moorwanderung, in den Monaten der füblbaren Erleichte- 
rung, des Billigerwerdens aller Waren; die Zentnerlast der 
„Wiedergutmachung“ soll uns ja erst später auf die Schultern 
gewälzt werden. 
Lichts geändert hat sich auch in der politischen Führerschaft 
der Nation, nur daß zeitweilig wegen eines kleinen Kon- 
junkturgewinnes die bürgerlichen Demokraten nominell aus 
der Firma ausgetreten sind. Noch immer leuchtet uns Erz- 
bergers Antlitz. Noch immer bockt David wie ein verkümmerter 
kleiner Raubvogel auf der Ministerbank. Lauter Bekannte 
ringsum. Aur hat der und jener sich ablösen lassen. Ein 
paar neue Sozialdemokraten sind in diesen Wochen vom 
Parterre zum Hochsitz emporgestiegen, während die Abge- 
lösten umgekehrt ihren Abgeordnetensitz wieder eingenommen 
oder mit den Ersparnissen des Ministergehalts eine Spritz- 
tour in die Alpen angetreten haben. Das Programm aber 
ist das alte geblieben. Geblieben ist auch die alte Taktik, 
möglichst oft die parlamentarischen Geschäfte — durch Pro- 
grammreden aufzuhalten. Da sie nichts ANeues bringen 
können, keinerlei Beränderung der Lage oder der Richtlinien 
anzudeuten vermögen, so dienen sie reinen Agitationszwecken 
Heute Hat wieder solch eine rote Woche begonnen. Hie re- 
gierende Mehrheit hat dabei den Vorteil, daß sie mindestens 
doppelt so häufig zu Worte kommt wie ihre Gegner, denn 
sie stellt Minister und Abgeordnete zum Turnier, die Gegen- 
partei nur Abgeordnete, und mit zweieinhalb Stunden nur 
sozialdemokratischer Fanfaren wird an diesem ersten Tage 
gleich ordentlich vorgelegt. 
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