Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Dazu kann Preuß nicht schweigen. Gerade bisher unter 
dem alten System, so meint er, hätten wir eine Partei- 
herrschaft gehabt, und zwar die Herrschaft einer Partei, der 
konservativen. Durch Wiederholung wird diese Behauptung 
nicht wahrer; sie ist immer unwahr gewesen. Wer regiert, 
der muß staatserhaltend regieren, also konservativ; sogar die 
heutige Sozialdemokratie gebraucht ja alle „reaktionären“ 
Mittel des alten Obrigkeitsstaates, die sie früher so heftig be- 
kämpft hat, und stützt sich dabei unbedenklich auf Bajonette. 
Aber regiert hat doch auch früher nicht die Rechte. Den 
legendären Zplinderhut des Herrn Spahn hat man sicherlich 
häufiger im Reichskanzlerpalais gesehen als das agrarische 
Filzhütchen des Herrn v. Heydebrand. Insbesondere in den 
letzten Jahren kam der demokratisch-klerikale Bethmann-Block 
allein in Frage, der als chinesische Mauer sogar den Kaiser 
umgab: trotg der Bemühungen des Kronprinzen und anderer 
hochgestellter Herren ist es in der ganzen Kriegszeit den an- 
geblich herrschenden nationalen Parteien nicht möglich ge- 
wesen, auch nur einmal für einen ihrer Führer eine Audienz 
beim Kaiser zu erlangen. So konnten sie auch keine Warnung 
vor der Tätigkeit des Duumvirats Erzberger-Scheidemann 
anbringen, das uns dann richtig in den Sumpf geführt hat, 
in dem wir heute schon bis an den Hals versfunken sind. Herr 
Preuß freilich weiß es besser. Er erzählt uns mit fettiger 
Stimme, wie mangelhaft es früher gewesen sei und wie die 
Bismarcksche Verfassung jeden organischen Aufbau habe ver- 
missen lassen. Die alte Leier. Schon 1862 rief der Partei- 
genosse des Herrn Preuß, Birchow, im preußischen Abgeord-- 
netenhause aus: „Der Ministerpräsident Herr v. Biemarck 
hat keine Abnung von nationaler Politikt!“ 
Die alte Flagge wird also niedergeholt. Wir bekommen 
statt ihrer zwei neue. Zu Lande soll die schwarz-rot-gelbe 
Barrikadenfahne von 1848 wehen, zur See aber ein Misch- 
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