ten. Diese allzu vornehmen Leute, die noch am selben Vor-
mittag keine eigene Interpellation zur kommenden Heeres-
vorlage einbringen wollten, weil das unritterlich gegenüber
den Mehrheitsparteien sei, mit denen man auf Wunsch der
Regierung gemeinsam vorgehen solle, geraten allmählich in
Weißglut. Recht so! Man muß die gewalttätige Faust der
jetzigen Parteiregierung gefühlt Hhaben, um die heute ganz
unpolitische Sentimentalität loszuwerden. Kampf beißt die
Parole. Wer beute Weltgeschichte macht, wer die Wähler-
massen auf seine Seite ziehen will, der darf nicht etwa nur
ehrlich sich fürs Baterland abarbeiten, sondern der muß den
harten Willen erkennen lassen, die jetzige Regierung durch
eine bessere zu ersetzen. Wir sind nicht ihre Untertanen. Der
alte Obrigkeitsstaat ist nicht deshalb gestürzt, damit ein neuer
ihn ablöse.
Von wessen Gnaden lebt dieser denn überhaupt?
Der Organiemus unseres Staates könnte ohne die Arbeit
des Beamtenheeres des „alten Soystems“ nicht einen Tag
lang existieren. Die im Schlosse zu Weimar eine fürstliche
Hofhaltung führen, deren Menus ganz in den Rahmen der
Kriegsgewinnler passen, vermögen dies nur so lange, als
die alten Berliner Schutzleute, als die Offiziere aus dem
alten monarchischen Heere ihr Schlaraffenleben bewachen.
Nicht die regierende Mehrheit ist es, deren Anhänger in der
Hauptsache diese Palastwache stellen. Die jetzige Minder-
heit ist es, die in Beamtenschaft und Offizierkorps den Schlaf
der Vergewaltiger hütet.
Wie nun, wenn zu der Gewalt, die den Regierenden von
links droht und sie schlottern macht, die Obstruktion von rechts
träte, im Parlament und draußen? Minderheiten in einem
Rechtsstaat braucht man nicht zu fürchten. Vergewaltigte
Minderheiten aber haben Riesenkräfte und können die stärk-
sten Regierungen sprengen.
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