Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

ten. Diese allzu vornehmen Leute, die noch am selben Vor- 
mittag keine eigene Interpellation zur kommenden Heeres- 
vorlage einbringen wollten, weil das unritterlich gegenüber 
den Mehrheitsparteien sei, mit denen man auf Wunsch der 
Regierung gemeinsam vorgehen solle, geraten allmählich in 
Weißglut. Recht so! Man muß die gewalttätige Faust der 
jetzigen Parteiregierung gefühlt Hhaben, um die heute ganz 
unpolitische Sentimentalität loszuwerden. Kampf beißt die 
Parole. Wer beute Weltgeschichte macht, wer die Wähler- 
massen auf seine Seite ziehen will, der darf nicht etwa nur 
ehrlich sich fürs Baterland abarbeiten, sondern der muß den 
harten Willen erkennen lassen, die jetzige Regierung durch 
eine bessere zu ersetzen. Wir sind nicht ihre Untertanen. Der 
alte Obrigkeitsstaat ist nicht deshalb gestürzt, damit ein neuer 
ihn ablöse. 
Von wessen Gnaden lebt dieser denn überhaupt? 
Der Organiemus unseres Staates könnte ohne die Arbeit 
des Beamtenheeres des „alten Soystems“ nicht einen Tag 
lang existieren. Die im Schlosse zu Weimar eine fürstliche 
Hofhaltung führen, deren Menus ganz in den Rahmen der 
Kriegsgewinnler passen, vermögen dies nur so lange, als 
die alten Berliner Schutzleute, als die Offiziere aus dem 
alten monarchischen Heere ihr Schlaraffenleben bewachen. 
Nicht die regierende Mehrheit ist es, deren Anhänger in der 
Hauptsache diese Palastwache stellen. Die jetzige Minder- 
heit ist es, die in Beamtenschaft und Offizierkorps den Schlaf 
der Vergewaltiger hütet. 
Wie nun, wenn zu der Gewalt, die den Regierenden von 
links droht und sie schlottern macht, die Obstruktion von rechts 
träte, im Parlament und draußen? Minderheiten in einem 
Rechtsstaat braucht man nicht zu fürchten. Vergewaltigte 
Minderheiten aber haben Riesenkräfte und können die stärk- 
sten Regierungen sprengen. 
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