Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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Mrblem stellt, entweder den U-Boot-Krieg einzuschränken, oder Krieg. Dieser Vorgang 
sei um so bedenklicher, als bei Bekanntwerden andere Neutrale ihm folgen würden. 
Verbündete: Österreich erklärt — und unsere eigenen Nachrichten geben eine 
Bekräftigung dieser Meinung —, daß es am Ende seiner Kräfte angelangt sei, daß es 
nicht länger als durch den Winter aushalten könne, daß selbst ein Winterfeldzug mehr 
als zweifelhaft sei. 
Bulgarien stellt größte Anforderungen an Subsidien und Lieferung von Waren 
und ist wegen Erschöpfung seiner Armee angeblich wenig leistungsfähig. 
Die Türkei hat sich in einen Mord- und Beutekrieg im Kaukasus gestürzt, kommt 
uns dort in die Quere und setzt unseren Einwendungen und Mahnungen die bekannte 
Resistenz des Orientalen und des Schwächeren entgegen. Wir haben die Wahl) unsere 
Bundesgenossen gewähren zu lassen, oder uns mit ihren anspruchsvollen Forderungen 
einverstanden zu erklären. In unserer Lage ist die Wahl von vornherein entschieden. — 
Der Chef des Generalstabes des Feldheeres hat die krie- 
Ferische Situation dahin definiert) daß wir den Kriegs-. 
willen unserer Feinde durch kriegerische Handlungen 
nicht mehr zu brechen hoffen dürfen, und daß unsere 
Kriegführung sich als Ziel setzen muß, durch eine strate- 
gische Defensive den Kriegswillen des Feindes mählich 
zu lähmen). Die politische Leitung beuge sich vor diesem Ausspruch der größten 
Feldherrn, die dieser Krieg hervorgebracht habe und zieht daraus die politische 
Konsequenz, daß politisch wir außerstande sein würden, den Rriegswillen des 
Gegners zu brechen, und daß wir daher gezwungen seien, dieser Kriegslage in der Füh- 
rung unserer Politik hinfort Rechnung zu tragen. 
S. Kgl. Hoheit der Kronprinz erklärt, alles was der General Ludendorff und 
der Staatssekretär gesagt hätten, zu unterschreiben und betont, es müßte in strengerer 
Lucht die innere Front zusammengefaßt werden. 
Seine Majestät: Die Stellvertretenden Kommandierenden Generale und der 
Kriegsminister müssen im Innern bessere Ordnung halten. An die Generale wolle er 
diesbezüglich neue Order erlassen. Die Jivilbehörden hätten mitzuwirken an strikterer 
Durchführung der Staatsgewalt. 
In bezug auf Ersatz müsse besser ausgekämmt werden. In Berlin liefen noch 
eine Menge junger Leute frei herum. 
Seine Majestät billigen die Ausführungen über die außenpolitische Lage) doch 
leidet auch der Feind, es würden ihm viele Menschen totgeschlagen, seine Industrie 
finge schon an, brach zu liegen infolge Mangels an Rohstoffen; auch Lebensmittel man- 
gelten. Die diesjährige Ernte in England sei schlecht; die Tonnage vermindert sich 
ständig, vielleicht kommt durch diesen Mangel England allmählich dazu, sich zum Frie- 
den zu bekehren. 
Seine Mgjestät erklären die Charakterisick der politischen Situation für richtig, 
es müsse auf einen geeigneten Jeitpunkt geachtet werden;, 
wo wir uns mit dem Feind zu verständigen hätten. Neutrale 
Staaten (der Kaiser bezeichnet solche) seien geeignete Media. Zur Schwächung 
der Siegeszuversicht des Feindes, zur Hebung der Zuversicht des deutschen 
Volkes sei die Bildung einer Propagandakommission erforderlich. Flammende Reden 
  
1) Die Sperrungen sind bei der Herausgabe vorgenommen. Dies gilt im wesentlichen für alle 
hier veröffentlichten Urkunden.
	        
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