Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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Die Deutsche Regierung schlägt vor, in allen diesen Punkten den Sachverhalt 
durch neutrale Kommissionen aufklären zu lassen. 
Um alles zu verhüten, was das Friedenswerk erschweren könnte, sind auf Ver- 
anlassung der Deutschen Regierung an sämtliche Unterseebootkommandanten Befehle 
ergangen, die eine Torpedierung von Passagierschiffen ausschließen, wobei jedoch aus 
technischen Gründen eine Gewähr nicht dafür übernommen werden kann, daß dieser 
Befehl jedes auf See befindliche Unterseeboot vor seiner Rückkehr erreicht. 
Als grundlegende Bedingung für den Frieden bezeichnet der Präsident die 
Beseitigung jeder auf Willkür beruhenden Macht, die für sich, unkontrolliert und aus 
cigenem Empfinden den Frieden der Welt stören kann. Darauf antwortet die Deutsche 
Regierung: Im Deutschen Reich stand der Volksvertretung ein Einfluß auf die 
Bildung der Regierung bisber nicht zu. Die Verfassung sah bei der Entscheidung 
über Krieg und Frieden eine Mitwirkung der Volksvertretung nicht vor. In diesen 
Verhältnissen ist ein grundlegender Wandel eingetreten. Die neue Reglerung ist in 
völliger Übereinstimmung mit den Wünschen der aus dem gleichen, allgemeinen, geheimen 
und direkten Wahlrecht hervorgegangenen Volksvertretung gebildet. Die Führer der 
großen Parteien des Reichstags gehören zu ihren Mitgliedern. Auch künftig kann 
keine Regierung ihr Amt antreten oder weiterführen ohne das Vertrauen der Mehrheit 
des Reichstages zu besitzen. Die Verantwortung des Reichskanzlers gegenüber der 
Volksvertretung wird gesetzlich ausgebaut und sichergestellt. Die erste Tat der neuen 
Regierung ist gewesen, dem Reichstag ein Gesetz vorzulegen, durch das die Verfassung 
des Reichs dahin geändert wird, daß zur Entscheidung über Krieg und Frieden die 
Zustimmung der Volksvertretung erforderlich ist. 
Die Gewähr für die Dauer des neuen Systems ruht aber nicht nur in den 
gesetzlichen Bürgschaften, sondern auch in dem unerschütterlichen Willen des deutschen 
Volkes, das in seiner großen Mehrheit hinter diesen Reformen steht und deren energische 
Fortführung fordert. 
Die Frage des Präsidenten mit wem er und die gegen Deutschland verbündeten 
Regierung es zu tun haben, wird somit klar und unzweideutig dahin beantwortet, 
daß das Friedens- und Waffenstillstandsangebot ausgeht von einer Regierung, die, 
frei von jedem willkürlichen und unverantwortlichen Einfluß, getragen wird von der 
Zustimmung der überwältigenden Mehrheit des deutschen Volkes. 
Berlin den 20. Oktober 1918. 
· « gez. Solf. 
Nr. 65. 
Gerngespräch 
des Generals Ludendorff an Herrn Oberst von Haeften. 
Großes Hauptquartier, den 21. Oktober 1918. 
Sehr dringend. 
Um womöglich die Schwierigkeiten, die sich bei der Reichsleitung ergeben 
hatten, zu beheben, hatte ich mich bemüht, einen Zusatz bezüglich der U-Boote zu finden. 
Ich hatte Exzellenz von Hintze und General von Bartenwerfer gebeten, einen Vermitte-
	        
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