Das waren alles Männer, die eine ganz andere Staatsgesinnung
besaßen als die führenden Kreise in unserem Zentrum. Diese zeigten
sich in den Zeiten, von denen ich eben gesprochen habe, als der Kultur-
kampf abgebaut und die Bersöhnung zwischen der Kurie und dem
preußischen Staate vollendet wurde, völlig intransigent und wirklich
päpstlicher als der Bapst. Man konnte damals oft die Frage hören,
ob Windthorst oder Leo Xlll. Papst sei, und es erleben, daß die Frage
zugunsten des ersteren beantwortet wurde. Mir persönlich war es
damals eine Greude und Genugtuung, daß Männer wie Kopp und
andere katholische Würdenträger mich mehrfach aufsuchten und mit
rückhaltloser Offenheit mir ihr Bertrauen schenkten. Es ist mir, wie
ich meinem Onkel Hohenlohe einmal stolz mitteilen konnte, auch ver-
schiedene Male möglich gewesen, die Wünsche dieser Männer weiter-
zugeben und erfolgreich für ihre Erfüllung zu sorgen. So ist es zu
meiner wahrhaften Freude meiner bescheidenen Kraft vergönnt ge-
wesen, zu einem kleinen Teile an dem friedlichen Abschluß des ver-
hängnisvollen Strektes mitzuwirken.
VI.
England und meine dortigen Verwandten habe ich in diesen Jahren
ebenso oft, wenn nicht häufiger, besucht als in den Tagen meiner
Kindheit. Einmal bin ich auch mit meinen Eltern zusammen auf
einige Tage Gast des Prinzen von Wales in Marlborough House
in London gewesen. Mein Oheim war ein äußerst liebenswürdiger
Gastgeber, und die Prinzessin von Wales, damals eine große Schön-
heit, stand ihm in der reizendsten Weise zur Seite. Ich benutzte
den Aufenthalt, um die Galerien, Museen und Sammlungen in
London, wie das British Museum, die National Gallery, die Wal-
lace Collection aufzusuchen, mich an den Kunstschätzen zu erfreuen
und zu bilden. Auch einige Malerateliers habe ich besichtigt, vor
allem das Atelier Alma-Tademas, der den Adel und die harmo-
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