Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Das waren alles Männer, die eine ganz andere Staatsgesinnung 
besaßen als die führenden Kreise in unserem Zentrum. Diese zeigten 
sich in den Zeiten, von denen ich eben gesprochen habe, als der Kultur- 
kampf abgebaut und die Bersöhnung zwischen der Kurie und dem 
preußischen Staate vollendet wurde, völlig intransigent und wirklich 
päpstlicher als der Bapst. Man konnte damals oft die Frage hören, 
ob Windthorst oder Leo Xlll. Papst sei, und es erleben, daß die Frage 
zugunsten des ersteren beantwortet wurde. Mir persönlich war es 
damals eine Greude und Genugtuung, daß Männer wie Kopp und 
andere katholische Würdenträger mich mehrfach aufsuchten und mit 
rückhaltloser Offenheit mir ihr Bertrauen schenkten. Es ist mir, wie 
ich meinem Onkel Hohenlohe einmal stolz mitteilen konnte, auch ver- 
schiedene Male möglich gewesen, die Wünsche dieser Männer weiter- 
zugeben und erfolgreich für ihre Erfüllung zu sorgen. So ist es zu 
meiner wahrhaften Freude meiner bescheidenen Kraft vergönnt ge- 
wesen, zu einem kleinen Teile an dem friedlichen Abschluß des ver- 
hängnisvollen Strektes mitzuwirken. 
VI. 
England und meine dortigen Verwandten habe ich in diesen Jahren 
ebenso oft, wenn nicht häufiger, besucht als in den Tagen meiner 
Kindheit. Einmal bin ich auch mit meinen Eltern zusammen auf 
einige Tage Gast des Prinzen von Wales in Marlborough House 
in London gewesen. Mein Oheim war ein äußerst liebenswürdiger 
Gastgeber, und die Prinzessin von Wales, damals eine große Schön- 
heit, stand ihm in der reizendsten Weise zur Seite. Ich benutzte 
den Aufenthalt, um die Galerien, Museen und Sammlungen in 
London, wie das British Museum, die National Gallery, die Wal- 
lace Collection aufzusuchen, mich an den Kunstschätzen zu erfreuen 
und zu bilden. Auch einige Malerateliers habe ich besichtigt, vor 
allem das Atelier Alma-Tademas, der den Adel und die harmo- 
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