Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Spitfort führt 16 Geschütze im ganzen, die sämtlich Armstrong Vorlader 
sind, auf Rahmenlafetten mit Glyzerinbremse, und feuern durch Scharten. 
Nach der Landseite feuern sieben Nton-Geschütze, nach der Seeseite neun 
38ton-Geschütze, letztere dürften wohl unseren 28 cm-Küstengeschützen ziemlich 
entsprechen. Eines von den letzteren ließ ich mir vorexerzieren. 
Ungefähr 10 Mann gehörten zur Bedienung. Zunächst wurde ein 
eisernes Gestell, welches ungefähr die Zeichnung wiedergeben soll, quer vor 
den unteren Teil der Scharte gehängk, dieses sollte den Wischer unterstützen 
während des Ladens und Auswischens. Sodann wurde der rechts vom Ge- 
schütz an der Decke hängende 27— 30 Fuß lange Wischer herabgeholt und 
zwei in der Scharte vor der Mündung sitzenden Leuten gegeben. Der Wischer 
hing nun einige Momente mit fast seiner ganzen Länge zur Scharte hinaus, 
während er eingesetzt ward. Mun stießien die beiden in der Scharte sitzenden 
Aummern den Wischer in das Geschütz, unterstützt von den links von dem- 
selben stehenden Mummern, welche an einem am Stielende des Wischers be- 
festigten starken Bindfaden (zuweilen aus Draht) mitzogen. Nun ward der 
Wischer wieder herausgezogen, hing wieder einige Sekunden aus der Scharte 
über dem Gestell und ward dann hereingeholt. Hierauf wurden zwei große 
Flanellrollen, welche die genaue Form der wirklichen Bulverladung hatten, 
den beiden Nummern in der Scharte hinaufgegeben, welche dieselben ein- 
setzten. Diese Rollen wurden dann durch eine Stange, die fast ebenso lang 
als der Wischer war und mit der genau ebenso wie mit ersterem verfahren 
wird, in den (Ladungs-) Bulverraum hinuntergeführt. Ebenso wurde das 
Geschoß eingesetzt und bis auf die Ladung geführt. Die einzige Schwierig- 
keit, welche auch eine Stockung mit sich führte, war die, das Geschoß bis vor 
die Mündung zu heben. Es wurde auf einem kleinen Karren herangebracht, 
der ähnlich der nebenstehenden Zeichnung ist, in die an demselben befindlichen 
Osen wurde ein Flaschenzug eingehängt und das Ende t, an dem gezogen 
werden soll, in eine kleine Rolle an der linken vorderen Ecke der Lafette ein- 
geführt. Aber dieses ist gerade die Schwierigkett. Denn, da das schwere 
Geschoß einen starken Zug nach unten auf den Flaschenzug ausübt, so nimmt 
es die Kraft der sämtlichen Mummern der linken Seite des Geschützes in 
Anspruch, um den Gegendruck zu bewerkstelligen, während einer von ihnen, 
ao schnell es eben geht, das mittelstarke Tau durch die Rolle oder Haken zu 
scheeren versucht, was ihm ein paarmal mißlang. Endlich war das Geschoß 
in der Höhe der Mündung und wurde nun sorgfältig zwischen Schartenwand 
und Gese chützmündung hindur chgeführt, einges etzt — mit der Spitze nach vorn — 
und hineingeführ, bis es auf die Nollen hörbar aufstieß. Machdem die Stange 
entfernt und die beiden Nummern aus der Scharte wieder hereingesprungen 
waren, war das Laden beendet. Aun bestieg der Geschützkommandeur 
einen kleinen Tritt hinker dem Geschütz und nahm seine Seitenrichtung, welche 
durch ein unter der Lafetke befindliches Zahnrad, das auf einem in den Boden 
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