Prinz in Cannes von aufregender Furcht vor der Hölle geplagt
wurde oder noch später mit selbsterdachtem Gebet um die göttliche
Unterstützung bei seinen Unterrichtsstunden bat.? Es widerstrebt mir,
zu diesem Thema noch aus Eigenem etwas hinzuzufügen.
3e
Sehr viel habe ich in meiner Jugend gelesen, ich habe manche
Bücher geradezu verschlungen. Ich fing an mit Bechsteins Märchen
und ging dann allmählich über zu Beckers „Alte Welt“, Robinson
Crusoe, Kapitän Marrpat, Coopers Lederstrumpf, Jules Verne,
Walter Scott — besonders dessen „Ivanhoe"“ ist lange Zeit meine
Lfeblingslektüre gewesen —, und nicht zum letzten Ebers, auch Frep-
tags „Ahnen" habe ich mit großer Freude gelesen. Fontane und
Willibald Alexis pflegte Hinzpeter vorzulesen. Unter den griechischer-
Helden war Achilles, unter den Deutschen Dietrich von Bern mein
Liebling. Bei letzterem interessierte mich vornehmlich dessen persön-
liches Berhältnis zu seinen Waffen; spricht er doch sogar mit seinem
Helm Hildegrimm! Der Begeisterung für die griechischen Epen
Homers entsprach die für die deutschen NMibelungen, die ich nicht satt
wurde, immer und immer wieder zu lesen. Was Dramen betrifft,
so schwärmte ich vor allem für Shakespeares Königsdramen, Schil-
lers Dramen, besonders seinen „Wallenstein“, dann Kleists „Brinz
von Homburg“ und „Benthesilea“, ferner Calderons „Leben ein
Traum“ und Grillparzers „König Ottokar“.
Auf den langen Bromenaden, die Hinzpeter zu Pferde oder zu
Fuß mit uns machte, mußte ich die getriebene Lektüre vortragen,
um so einerseits richtig lesen zu lernen, andererseits mich in freier
Rede zu üben. Ich halte diese Methode für außerordenklich nutz-
bringend.
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In der letzten Zeit meines Berliner Aufenthalts traten dem soste-
matischen Schulunterricht unter anderm Vorträge naturwisssenschaft-
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