Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Heyden war ursprünglich im Bergbau tätig gewesen, woher wohl 
auch seine vielfache Beschäftigung mit den Bergknappen des Mittel- 
alters stammt. Mir vermochte er insofern noch viel zu geben, als 
er als guter Kostümkenner meinen Neigungen auf diesem Gebiet 
entgegenkam, er wurde später auch Professor der Kostümkunde an 
der Berliner Akademie. Ich ernannte ihn wegen seiner reichen prak- 
tischen Erfahrungen im Bergbau 1800 für die Beratungen in der 
Arbekterfrage zum MWitglied des Staatsrats. Man weiß, wie ab- 
fällig Bismarck diese Maßnahme im dritten Bande seiner „Gedanken 
und Erinnerungen“ kritisiert hat damals spottete er laut: ich brächte 
setzt auch noch einen Raffael anl! 
Auch bei Bildhauern haben wir oft vorgesprochen. Begas sah ich an 
seinem für den Berliner Gendarmenmarkt bestimmten Schiller, Suß- 
mann an einem „Dornröschen in der Nische“ arbesten. Letzterer 
zoigte mir einmal die Kunst des Modellierens, indem er einen Sieg- 
fried mit erhobenem Schwert im Modell herstellte, das ich lange 
aufgehoben habe. Friedrich Drake, einen Schüler Rauchs, sah ich 
bef der Arbeit an der Biktoria für die Siegessäule. Bekanntlich 
hat für den Kopf dieser über acht Meter hohen, nicht eben sehr ge- 
glückten Statue meine Mutter Modell gestanden, und so durften wir 
immer mitkommen, wenn sie dem Künstler in seinem Atelier an der 
Bellevuestraße für sein Werk saß. 
Noch eine ganze Anzahl weiterer Künstler haben wir im Laufe 
meiner Jugendjahre aufgesucht. Es würde aber zu weit führen, 
wenn ich ihrer aller hier gedenken wollte. 
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In diesen Jahren nach dem Kriege führte uns mein Bater auch 
häufig in der Mark umher, um uns deren herbe Naturschönhekt und 
reiche historische Erinnerungen zu zelgen. Die kleinen Ausflüge 
pflegten immer Sonnabends und Sonntags stattzufinden, und Mischke 
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