Heyden war ursprünglich im Bergbau tätig gewesen, woher wohl
auch seine vielfache Beschäftigung mit den Bergknappen des Mittel-
alters stammt. Mir vermochte er insofern noch viel zu geben, als
er als guter Kostümkenner meinen Neigungen auf diesem Gebiet
entgegenkam, er wurde später auch Professor der Kostümkunde an
der Berliner Akademie. Ich ernannte ihn wegen seiner reichen prak-
tischen Erfahrungen im Bergbau 1800 für die Beratungen in der
Arbekterfrage zum MWitglied des Staatsrats. Man weiß, wie ab-
fällig Bismarck diese Maßnahme im dritten Bande seiner „Gedanken
und Erinnerungen“ kritisiert hat damals spottete er laut: ich brächte
setzt auch noch einen Raffael anl!
Auch bei Bildhauern haben wir oft vorgesprochen. Begas sah ich an
seinem für den Berliner Gendarmenmarkt bestimmten Schiller, Suß-
mann an einem „Dornröschen in der Nische“ arbesten. Letzterer
zoigte mir einmal die Kunst des Modellierens, indem er einen Sieg-
fried mit erhobenem Schwert im Modell herstellte, das ich lange
aufgehoben habe. Friedrich Drake, einen Schüler Rauchs, sah ich
bef der Arbeit an der Biktoria für die Siegessäule. Bekanntlich
hat für den Kopf dieser über acht Meter hohen, nicht eben sehr ge-
glückten Statue meine Mutter Modell gestanden, und so durften wir
immer mitkommen, wenn sie dem Künstler in seinem Atelier an der
Bellevuestraße für sein Werk saß.
Noch eine ganze Anzahl weiterer Künstler haben wir im Laufe
meiner Jugendjahre aufgesucht. Es würde aber zu weit führen,
wenn ich ihrer aller hier gedenken wollte.
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In diesen Jahren nach dem Kriege führte uns mein Bater auch
häufig in der Mark umher, um uns deren herbe Naturschönhekt und
reiche historische Erinnerungen zu zelgen. Die kleinen Ausflüge
pflegten immer Sonnabends und Sonntags stattzufinden, und Mischke
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