Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

vom Asyle. 463 
stens eine mittelbare Aussicht auf eigenes Gelingen. Somit muss 
denn nalurgemäss auch eine gemeinschaflliche Neigung zu gegen- 
seiliger Unterstützung unter ihnen bestehen. Bei einzelnen Na- 
tionaliläten ist die Gemeinschafllichkeit eine besonders enge; allein 
die Gesammtheit der politischen Flüchtlinge, wo immer sie sein 
und welchem Stamme sie angehören mögen, nimmt eine gemein- 
same Slellung gegen die Monarchieen des Festlandes ein. Dass 
aber dadurch die Möglichkeit eines bedeutenden Schlages gegen 
jede dieser Regierungen sehr gesteigert ist, liegt auf der Hand. 
Endlich haben bei jetziger Leichtigkeit und Schnelligkeit der Ge- 
dankenmittheilung und der persönlichen Ortsveränderung die frü- 
heren Hindernisse der räumlichen Entfernung und der Trennung 
durch die See einen grossen Theil ihrer Bedeutung verloren. 
Es kann jetzt viel leichter, als früher, ein Unternehmen in wei- 
ter Ferne angelegt und mit Schnelligkeit und Sicherheit am beab- 
sichtigten Orte ausgeführt werden. Unläugbar haben sich aus 
allen diesen Gründen die Gefahren, welche bestehenden Re- 
gierungen von politischen Flüchtlingen drohen, bedeutend ver- 
mehrt, und es ist begreiflich, dass in demselben Grade gesteigerte 
Forderungen auf Sicherstellung erhoben werden. Von geringerer 
Bedeutung, doch nicht ganz zu übergehen ist noch, dass durch 
die oben erwähnte Schnelligkeit der Reisen auch Solchen, welche 
sich wegen Verfehlungen gegen die gewöhnlichen Gesetze zu 
flüchten suchen, eine grössere Leichtigkeit, der Strafe und 
der Rückerstattung zu entgehen, zu Theil geworden ist. 
Selbst wenn keine grundsätzliche Meinungsverschiedenheit 
über die einzuhaltende Verfahrensweise bestünde, wäre es un- 
ter diesen Umständen Aufgabe der Wissenschaft, die früher auf- 
gestellten Lehren über das völkerrechtliche Asyl und was daran 
hängt, einer Durcharbeitung mit Berücksichligung der neuen Ver- 
hällnisse zu unterwerfen. Immer ist es besser, wenn bei der 
Ordnung des einzelnen vorkommenden Falles kurzweg eine richtige 
Theorie angezogen werden kann. Es wird durch solche allge- 
meine Vorarbeiten die Möglichkeit falschen Gedankenganges, jeden 
Falles immer wiederkehrender Ueberlegung und Beweisführung 
erspart. Allein von nichts sind wir eben gegenwärtig weiter 
entfernt, als von einer solchen grundsätzlichen Meinungseinheit
	        
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