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allen, auch auf den kleinen Inseln. Der spanische Gouverneur General
Madrazo aber ließ 1698 die Bewohner sämtlicher Inseln zwangsweise
nach Guam bringen, um sie dort bequemer taufen lassen zu können. Nur
die Entvölkerung von Rota gelang nicht vollkommen, dank ihren zahl-
reichen, geräumigen Höhlen. Die Bewohner dieser Insel sind daher
heute nach Gestalt und Sprache als die einzigen unvermischten Reste der
alten Chamorro anzusehen.
Krankheiten oder andere unbekannte Ursachen haben dann auch den
Rest der Urbevölkerung dahingerafft. Das Einwohnerverzeichnis von
1710 weist eine Gesamtbevölkerung der beiden allein noch bewohnten
Inseln Guam und Rota von 3678, das von 1790 eine solche von nur 1639
Köpfen auf. Im Anfang des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl durch
Zuwanderung von Tagalen und Ruck-Karolinern. Die letzteren, überaus
kräftige, schöne Menschen, haben den Brauch ihrer Heimat bewahrt. Sie
gehen fast nackt, feiern ihre heimischen Tänze und Gesänge, ihren Totenkult
und andere geheimnisvolle Bräuche und sind wohl nur Namen-Christen,
im übrigen aber durchaus gehorsame und gutmütige Menschen. Neben
ihrer Muttersprache verstehen und sprechen alle das Chamorro. Sie
neigen zu früher Heirat und starker Vermehrung, nur auf Rota geht
ihre Zahl zurück. Die ehemaligen Niederlassungen befanden sich auf den
Höhen, am Ufer der Flüsse, die sie zur Bewässerung höchst kunstvoll
angelegter Reisfelder benutzten. Die spanischen Mönche bauten ihre
Kirche und sammelten ihre Gemeinde fernab vom frischen Wasser auf
einer sandigen Landzunge. Die Folge war eine Verringerung der mit
Reis bestellten Fläche, schlechtere Ernährung, schlechtes Wasser, Dysenterie,
Empfänglichkeit für Lepra, Lupus, Blattern und andere Hautkrankheiten.
Das ist ein Beispiel spanischer Kolonisationskünste.
Der Gesundheitszustand auf Rota ist sehr schlecht, von 116 zur
Arbeit verpflichteten Männern sind nur 22 arbeitsfähig.
Das Hauptgewicht bei der Bekämpfung der Krankheiten wird auf
vorbeugende Maßregeln gelegt. Neben der Isolierung der ansteckenden
Kranken gewährt die obligatorische Schule die Möglichkeit, alle kranken
Kinder der ärztlichen Behandlung zu unterwerfen. — Der besonders von
den Karolinern geübte Mißbrauch der „Tuba“, des gärenden, nicht
destillierten Palmsaftes, ist durch die Verordnung eingeschränkt, daß jeder
Familie nur zwei Kokosbäume zur Herstellung von Essig, Hefe und
Sirup auf Grund einer schriftlichen Erlaubnis des Bezirksamtes