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man sich in einem Lande, in dem jeder Stuhl, jeder Tisch, jeder Karren
und jede Pflugschar dieselben Maße aufweist, einerlei ob in der nörd-
lichen Mandschurei oder in Indochina, und dann sind auch die einfachsten
Methoden des Goldwaschens an sich nicht allzu sehr voneinander verschieden.
Der Chinese steigt in den Fluß hinein, holt mit dem Spaten die
Sandschicht, in der sich das edle Metall findet, heraus, häuft dieses zu-
sammen und beginnt, wenn er eine genügende Menge davon zusammen
hat, mit dem eigentlichen Waschen. Entweder benützt er hierzu die er-
wähnte Molle oder die schiefe Ebene aus Steinen. Hat er eine solche
Holzmolle, so tut er eine Quantität der Golderde in die Molle, steigt
in den Fluß hinein und läßt nun die Molle abwechselnd voll
Wasser fließen, wühlt das Gestein und den Sand darin auf und
läßt dann das Wasser mitsamt dem gerade durch das Umwühlen nach
oben getriebenen Sand über den Rand der Molle in den Fluß hinein-
fließen. Das wird solange fortgesetzt, bis in der Molle nur noch ein
Restbestand, aus den spezifisch schwersten Bestandteilen der aufgenommenen
Sandmassen sich zusammensetzend, vorhanden ist. Da Gold von allen
das schwerste spezifische Gewicht besitzt, so sinkt es nach unten und bleibt
schließlich in dem letzten Restbestande zurück. Dieser Restbestand wird
nun mit ganz besonderer Vorsicht weitergewaschen, bis auch die schwarzen
meist metallischen Bestandteile über Bord gegangen sind, und schließlich
nur noch das Gold als Schwerstes in der Molle zurückbleibt, voraus-
gesetzt, daß in dem aufgenommenen Quantum etwas darin war. Ein
Teil geht wohl auch bei größter Vorsicht immer mit über Bord. Das
zurückbleibende Gold besteht meistens aus ganz dünnen feinen Plättchen,
zum Teil sogar Staubkörnchen, die den Namen „Goldstaube rechtfertigen.
Größere Stücken sind selten, kommen aber vor.“ ·
Daß die Kohle dieser Provinz alles Gold wert ist, welches auf
solche wenig lohnende Weise gewonnen wird, ist den Chinesen schwer
beizubringen.
Seit dem 2. September 1898 ist der Freihafen Tsingtau dem Handel
aller Völker geöffnet, und es hat sich ein reger Verkehr mit dem Hinter-
lande bereits entwickelt. Baumwollengarn, Schirting, Drell sind die
vornehmsten Bedarfsartikel. Das Opium, dieser schlimmste Feind der
chinesischen Entwicklung, wird einer scharfen Kontrolle unterworfen,
ebenso wie das jetzt auch in Samoa geschieht. Schon bestehen deutsche
Ziegeleien, Steinbrüche, Kalköfen, elektrische Sägewerke und Zentralen,
Beta, Das Buch von unsern Kolonien. 15