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dadurch vollständig verseifte Masse wird in 200 cem heißer verdünnter Schwefelsäure (1 Volum konzen-
trirte Schwefelsäure auf 4 Volumen Wasser), welche sich in einem etwa zwei Liter fassenden Becherglase
befindet, unter lebhaftem Umrühren in einem dünnen Strahle eingegossen. Das Gemisch wird nun noch
zwei bis drei Minuten lang stark durchgerührt und dann auf einem Wasserbade bis zur klaren Abscheidung
der Fettsäure erhitzt. Die unter der flüssigen Fetisäure befindliche, schwach getrübte Lösung wird vermittelst
eines mit einem Glashahn versehenen Hebers möglichst vollständig entfernt.
Alsdann ist eine kleine Probe der abgeschiedenen Fettsäure auf ihre Löslichkeit in alkoholischem
Ammoniak zu prüfen; wenn nicht klare Lösung erfolgt, ist die Verseisung zu wiederholen.
Die in dem Becherglase zurückgebliebene Fettsäure wird einmal mit 1½ Liter heißem Wasser
gewaschen und nach Entfernung der wässrigen Flüssigkeit mittelst des Hebers noch warm in den Glas-
kolben des oben unter I beschriebenen Apparats bis zur Marke eingefüllt, worauf die Feststellung des Er-
starrungspunkts nach der ebendaselbst gegebenen Anleitung, soweit dieselbe sich auf harten Talg bezieht, erfolgt.
III. Die Denaturirung des Talgs von schmalzartiger Konsistenz ist in folgender Weise zu
ewirken:
Nachdem das Faß, dessen Inhalt denaturirt werden soll, aufrecht gestellt und der obere Boden
desselben abgenommen ist, werden in die Fettmasse mit einem geeigneten Bohrer 7 bis 8 symmetrisch
vertheilte vertikale Bohrlöcher von 3 cm Weite bis fast zu dem unteren Boden des Fasses eingebohrt
und mit der vorgeschriebenen Menge des Denaturirungsmittels gefüllt.
. HieraufwirdderTalgmittelsteines200mlangenund20mbreitenMefsers,welchesrecht-
winklig und mit abwärts gerichteter Schneide an dem unteren Ende einer vertikal gehaltenen Eisenstange
von der Länge der Bohrlöcher befestigt ist, durchschnitten, und zwar in der Weise, daß in jedem Bohrloch
mit der Messerstange drei- bis viermal, unter jedesmaliger Drehung der letzteren vor ihrer erneuten Ein—
führung in die Oeffnung um 60 beziehungsweise 45°, auf= und niedergefahren wird, damit die entstehenden,
um die Bohrlöcher radial und symmetrisch vertheilten Einschnitte sich mit dem aus dem Bohrloch heraus-
fließenden Denaturirungsmittel füllen.
Ist der zu denaturirende Talg so weich, daß die Bohrlöcher vor dem Einfüllen des Denaturirungs-
mittels wieder zusammenfallen würden, so sind statt des Bohrers zwei in einander verschiebbare, beider-
seitig offene Messing= oder Eisenröhren anzuwenden, von denen die innere von der 2, cm weiten äußeren
eng umschlossen wird. Beide müssen an dem einen Ende mit Quergriffen und an dem anderen mit zuge-
schärften Rändern versehen sein. Nachdem die in einander gesteckten Röhren in den Talg eingeführt sind,
wird das innere mit Talg gefüllte Rohr herausgezogen, das leere äußere Rohr mit dem Denaturirungs-
mittel gefüllt und demnächst ebenfalls entfernt. Hierauf wird der Talg in der vorher angegebenen Weise
mit der Messerstange bearbeitet.
Soweit als Denaturirungsmittel Brennpetroleum zur Anwendung gelangt, ist, damit das Pe-
troleum den Talg hinreichend durchtränken kann, das betreffende Faß einen bis zwei Tage unter amtlicher
Aufsicht zu halten. Sollte bei sehr niedriger Wintertemperatur der Talg so fest sein, daß er ein rasches
Eindringen des Petroleums nicht gestattet, so ist er in einem geheizten Raume unterzubringen und ent-
sprechend längere Zeit unter der amtlichen Aufsicht zu belassen. Falls das vorstehend angegebene, der
Regel nach anzuwendende Verfahren der Denaturirung ausnahmsweise wegen der Beschaffenheit des Talgs
nicht angebracht erscheinen sollte, kann harter Talg, nachdem er zuvor aus dem Fasse vollständig ausge-
füllt und in eine größere Zahl gleich großer Stücke zerschnitten worden ist, mit der vorgeschriebenen Menge
Petroleum übergossen, weicher Talg aber unter fortdauerndem Nachfüllen des Petroleums mit Eisenstangen
durchgearbeitet werden.
Soll harter Talg mit Natronlauge denaturirt werden, so ist er mittelst Stampfers zu zerschlagen
und mit der etwas angewärmten Natronlauge zu übergießen; weicher Talg ist mit der ohne vorgängige
Erwärmung zuzusetzenden Natronlauge durch geeignete Rührvorrichtungen zu vermischen.
3. Konfulat-Wesen.
Seine Majestät der Kaiser haben im Namen des Reichs den bisher mit der kommissarischen Verwaltung
des Konsulats in Zanzibar betrauten Konsul Anton zum Konsul daselbst zu ernennen geruht.