werden. Diese genaue Bestimmung der Lage von
Yola bis zu den Schnellen des Croßflusses betrifft,
zu gute kommen. Die örtliche Feststellung dieser zum:
Teil noch durch gänzlich unerforschtes Gebiet ver-
laufenden Grenze muß indes einer späteren Zeit
vorbehalten bleiben. Während die Astronomen der
Expedition sich mit der Feststellung der Lage von
Bola beschäftigen, für welche Bestimmung ungefähr
drei Monate erforderlich sein dürften, werden die
übrigen Mitglieder die halbkreisförmige Grenze um
Yola südlich vom Benue triangulieren und topo-
graphisch aufnehmen und diese Arbeit dann nördlich
vom Benue bis zum Schnittpunkt des 10° n. Br.
mit 13° ö. Gr. fortsetzen. Nach Abschluß dieser
Arbeiten wird dann die Expedition in den zweiten
Teil ihrer Aufgabe eintreten. Diese besteht darin,
von dem genannten Schnittpunkt in der Richtung
nach dem Südufer des Tschadsees einen genügend
breiten Landstreisen zu triongulieren und karto-
graphisch aufzunehmen, um den Verlauf der durch
das Abkommen bestimmten Grenze in die auf Grund
dieser Arbeiten hergestellte Karte eintragen zu können.
Als nördlichen Endpunkt der Grenze bestimmt das
Abkommen bekanntlich einen Punkt am Südufer des
Tschadsees, welcher 35“ östlich vom Meridian der
Stadt Kuka entfernt liegt. Falls dieser Punkt nicht
mit dem Schnittpunkt des 14° ö. Gr. mit dem Süd-
u#fer des Tschadsees zusammenfallen sollte, stipuliert
das Abkommen gewisse Abänderungen der Grenze,
welche späteren Verhandlungen zwischen den beteiligten
Regierungen vorbehalten sind. Bei der Unsicherheit
der aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts her-
rührenden Bestimmungen der Lage von Kuka kann
zur Zeit niemand voraussehen, wie die Lage der
beiden genannten Schnittpunkte am Südufer des
Tschad zu einander sein wird. Um allen möglichen
Fällen tunlichst gerecht zu werden, muß der nördlich
vom 10. Grad nördl. Br. aufzunehmende keilförmige
Landstreifen nach dem Tschadsee zu immer breiter
werden, da der Lagenunterschied beider Punkte unter
Umständen erheblich sein kann.
Am Tschadsee angekommen, wird die Expedition
dann die Triangulation bis Kuka fortsetzen, und es
wird außerdem, falls die Zeit reicht, in Kuka noch
eine Kontrolle durch absolute Längenbestimmungen
mit Hilfe des Mondes vorgenommen werden. Wie
man sieht, hat die Expedition eine gewaltige Aufgabe
vor sich, die noch dadurch erschwert wird, daß die
Triangulation nördlich vom 10. Grad nördl. Br.
voraussichtlich in der Regenzeit vorgenommen werden 3 Eidechsen,
muß. Ob dies überhaupt durchführbar sein wird.
läßt sich im voraus nicht sagen. Bejahendenfalls
ist die Dauer der Expedition auf insgesamt 15 Mo-
nate veranschlagt. Sollte jedoch die Regenzeit eine
ununterbrochene Durchführung der Vermessungs-
arbeiten, namentlich in den ausgedehnten ebenen und
vielfach sumpfigen Gebieten am Südufer des Tschad-
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l
YolawirdauchderGrenzfestsetzungzwischenNigeria2
und Kamerun, soweit sie das Gebiet südlich von zwei Jahre erfordern.
sees zur Unmöglichkeit machen, so dürfte die Fertig-
stellung der Arbeiten unter Umständen wohl fast
Jedenfalls hat von vorn-
herein damit gerechnet werden müssen, daß die Ex-
pedition bei ihren Arbeiten sehr von den Witterungs-
einflüssen abhängig ist. Da die besten Perioden
für astronomische Beobachtungen wegen der in diesen
Jahreszeiten herrschenden Klarheit der Lust die
beiden Ubergangszeiten von der Regenzeit zur
Trockenzeit bezw. umgekehrt (die sog. Tornado-
zeiten) sind, die Trockenzeit aber von Ende November
bis Ende Februar, die Regenzeit von Juni bis
September in jenen Gebieten währt, so hat der
Aufbruch der Expedition ungewöhnlich beschleunigt
werden müssen, um für die wichtige Längenbestim-
mung von Yola noch die Tornadozeit April bis
Mai ausnutzen zu können. Die für das Reisen im
allgemeinen natürlich günstigste Periode des Jahres,
die Trockenzeit, eignet sich in diesen Ländern leider
sehr wenig für astronomische Beobachtungen und
Triangulationsarbeiten, weil das um diese Jahres-
zeit vorherrschende Harmattanwetter mit seiner
dunstigen, an den Höhenrauch erinnernden Atmosphäre
häufig jede Fernsicht und die nächtliche Beobachtung
von Sternen zur Unmöglichkeit macht. Alle diese
Umstände mußten bei der Ausstellung des Planes
der Expedition wohl erwogen werden. Deutscher
Kommissar ist Hauptmann Glauning, welcher Land
und Leute bereits als Teilnehmer der Expedition
des Obersien Pavel im Vorjahre kennen zu lernen
Gelegenheit hotte und als Mitglied der deutsch-
englischen Nyassa-Tanganyika-Grenzexpedition vom
Jahre 1898 bereits eine reiche Erfahrung in
derartigen Vermessungsexpeditionen besitzt. Erster
Astronom der Expedition ist Oberleutnant Mar-
quardsen (Hess. Inf. Regt. Nr. 82). Ihm stehen
Leutnant v. Stephani (Braunschweig. Inf. Regt.
Nr. 92) und Leutnant Schultze (1. Brandenburg.
Feldart. Regt. Nr. 3) zur Seite.
HMissenschaftliche LKammlungen.
Der Stationsleiter von Yaunde, Oberleutnant
Scheunemann, hat der zoologischen Sammlung des
Königlichen Museums für Naturkunde in Berlin die
solgenden von ihm erbeuteten zoologischen Gegenstände
überwiesen, und zwar:
4 Säugetierfelle, 3 Säugetierskelette, 7 Säuge-
tierschädel, 8 Säugetiere in Alkohol, 10 Schlangen,
58 Schmetterlinge, 1 Psychidenraupe
nebst Kokon, 11 Käfer, 5 Hymenopteren, 1 Diptere,
2 Rhynchoten, 11 Orthopteren, 1 Tausendfüßer und
4 Spinnen.
Die Konservierung der Tiere war meistens gut.
Ein Teil der Insekten und Spinnen war leider
beschädigt.