Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

W 1000 
Von Mbingame ab bis an seine Quellen muß 
der Fluß, wenn auch mit einiger Einschränkung, 
als durchweg schiffbar bezeichnet werden. 
Der vielgewundene, etwa 350 km lange 
Mittellauf, d. h. der Abschnitt Mbingame-Ulame- 
Widimenge= Akonolinga-Longmapfok-Bivole-bi- 
ondue, hat in seinem westlicheren Drittel bis 
etwa auf die Höhe des bekannten Vogabum- 
Dorfes (und Endpunktes der Südbahn) Widim- 
enge') noch eine Reihe besonders in der Trocken- 
zeit schwer zu passierender Stellen, die aber selbst 
für große Lastenkanus stets benutzbar bleiben. 
Zumeist bestehen diese Stellen aus quer durch 
den Fluß gestreckten Felsbarren; die letzteren 
werden in der hohen Trockenzeit an einzelnen 
Stellen — bis auf schmal ausgesparte Lücken von 
großer Tiefe, aber heftigster Strömung — mauer- 
ähnlich sichtbar. Angeschwemmter Sand und 
massenhafter Holzabfall aus dem obersten Fluß- 
abschnitt, in dem nur die Vegetation das stets 
wieder wegzuräumende Hindernis bildet, ver- 
mehren dann die Schwierigkeit dieser Passagen. 
Bei einer Wasserstandsdifferenz von 3 bis 4 m 
verschwinden die Barren in der Regenzeit völlig, 
das angeschwemmte Material wird wieder fort- 
genommen, umgelagert oder anderswo abgesetzt. 
Abgesehen von diesen Barren, deren Anzahl 
zwischen Mbingame und Widimenge, wenigstens 
soweit sie als Hindernisse in Frage kommen, in 
höchster Trockenzeit etwa auf zehn zu beziffern 
ist, sind die Wassertiefen überall selbst für größere 
Boote durchaus ausreichend und gleichmäßig. 
Nur treibende oder am Grunde verankerte 
Stämme, nicht aber einzelne Felsblöcke und 
größere Sandbänke werden gelegentlich unbequem. 
Das von seiten der Gesellschaft Südkamerun, 
die seinerzeit (allerdings mit recht minderwertigem 
Personal) einige Regulierungs-Sprengungen vor- 
nahm, geäußerte Bedenken, eine etwas breitere 
Eröffnung der Passagen könnte in der ganzen 
Flußlänge ein starkes Sinken des Wasserstandes 
herbeiführen, teile ich nicht. Das geringe Ge- 
fälle dieser Strecke und die große Wassermenge 
schließen derartige Befürchtungen aus. Die Er- 
fahrungen, welche die Niong-Maka-Expedition 
beim Wegräumen sehr viel stärkerer Hindernisse 
fast im gesamten Quellgebiet gemacht hat, sprechen 
ebenfalls dagegen. 
Die Breiten des Mittellaufes bewegen sich 
etwa zwischen 100 und 150 m im westlichen 
Abschnitt; sie werden weiter aufwärts etwa bis 
Akonolinga geringer (50 bis 100 m) und ergeben 
näher dem Quellgebiete nur Weiten von 3 bis 
*) Bidemunke, Wedemunge, Mbitamenke und ähnliche 
Lesarten in allen möglichen Skizzen und Expeditions- 
berichten. 
  
50 m des wirklich offenen Wassers. Die Tiefen 
liegen, soweit sie gemessen wurden, in der 
Trockenzeit zwischen 1,2 und 5 m, gehen im 
östlichen Teile des Mittellaufes bei hobchster 
Trockenzeit auf 0,7 bis 2 m zurück und erreichen 
im Quellgebiet wieder einen Stand von 4 bis 
10 m. 
Von Widimenge aufwärts bis etwa Akonolinga, 
einem Posten der Jaundestation, sind die Fahrt- 
hindernisse immer leichter wegzuräumen. Es 
handelt sich hier hauptsächlich noch um vier 
schmale Steinbänke, die nur in der hohen Trocken- 
zeit beschwerlich, aber auch dann — selbst für 
große Kanus — passierbar sind. 
Von Akonolinga bis zum Eintritt in das 
Quellgebiet (etwa beim Dorfe des Jebekole-Chefs 
Bivole-bi-ondue), wo sowohl die Sprachgrenze 
Maka-Mpangwe, als auch die Grenze zwischen 
dem unterhalb Akonolinga beginnenden Gras- 
lande und den Maka-Rjem-Urwäldern durchläuft, 
fallen die Stromhindernisse ganz weg. Doch be- 
finden sich in dem Abschnitt vom Berge ##jos 
(an der Mündung des aus Südost zufließenden 
Longmapfock) bis an das Quellgebiet heran 
einige ebenfalls nicht sehr lange Sandbänke, die 
aber für Lastenkanus mit 50 bis 60 ecm Wasser- 
tiefe immer passierbar bleiben. 
Die Flußniederung, die sich etwa von den 
Höhen des Jembamelandes unterhalb Akonolinga 
allmählich vergrößert, wird ostwärts immer aus- 
gedehnter und sumpfiger. In den Quellgebieten 
entwickelt sie sich schließlich zu einer 5 bis 10 km 
breiten, sehr tiefen, lagunenähnlichen Sumpfwald- 
Landschaft. Die den Fluß begleitenden, von 
Mbingame ab nur noch unbedeutenden Höhen 
machen etwa bei Amugekorre beiderseits einem 
weit ausgedehnten flachen Gelände Platz, das nur 
im Jembameland und an der Longmapfokmündung 
von etwa 120 bis 180 m hohen Bergzügen unter- 
brochen wird. Die Ausdehnung dieser Höhen 
kann jedoch, wenigstens südlich vom Flusse hin- 
weg, nach meinen älteren Aufnahmen unmöglich 
bedeutend sein, da dort seinerzeit überall bis an 
die Ostgrenze hin fast völlig ebenes Terrain 
passiert wurde. 
Die geschilderten breiten Sumpfwälder des 
Quellgebiets, die oberhalb Bivole-bi= ondue mit 
der Jebekole = Makagrenze beginnen, sind in 
monatelanger Arbeit noch etwa 120 km weit 
bis zum oberen Njongdepot der Gesellschaft Süd- 
kamerun in den schiffbaren Bereich des Flusses 
einbezogen worden. Auffällig ist, daß in diesem 
Quellgebiet die in dem langen Mittellauf recht 
zeitraubenden Windungen des Flusses fast ver- 
schwinden. Die Benutzbarkeit wird aber — trotz 
aller Tiefe und der in einer Breite von mehreren
	        
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