Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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nach der Kaiserlichen Station Namatanai. Allein 
Dr. Stephans Zustand hatte sich sehr verschlim- 
mert, seine Kräfte nahmen zusehends ab, und 
schon am Morgen nach seiner Ankunft verschied er. 
Die beiden Expeditionsgefährten Dr. Stephans, 
die mit ihm im Südlager von Muliama zu ge- 
meinsamer Arbeit verwachsen waren, ferner die 
Beamten der Kaiserlichen Station und der Pater 
der katholischen Missionsstation folgten dem Sarge 
des so rasch Verblichenen. 
Mitten aus rastlosem Wirken wurde Marine- 
stabsarzt Dr. Stephan dahingerafft, und nun 
liegt er auf der Insel begraben, deren Erforschung 
und Beschreibung er mehrere Jahre seines Lebens 
gewidmet hatte. Wäre er der Wissenschaft er- 
halten geblieben, so würde er ein Werk geschaffen 
haben, welches das, was in seinen Büchern 
„Neu-Mecklenburg“" und „Südseekunst“ enthalten 
ist, noch übertroffen haben würde. In der geo- 
graphischen Ausdehnung seines Forschungsgebietes 
wollte er sich zwar noch mehr einschränken als 
zuvor. Er wollte innerhalb enger Grenzen in 
redlicher Kleinarbeit möglichst in die Tiefe dringen. 
An Hand der Sprache, mit deren Studium er 
täglich mehrere Stunden zubrachte, eröffnete sich 
ihm das Verständnis für die Kultur des Volkes 
und, da er alle Ergebnisse durch Aussprüche in 
der Eingeborenensprache belegen wollte, hoffte er 
ein Quellenwerk zu liefern, auf Grund dessen es 
dem Vertreter irgend einer Spezialdisziplin möglich 
  
sein sollte, die Tatsachen in beliebiger Richtung 
zu verwerten. Schon liegt aus Stephans Feder 
ein ansehnliches Material zu einem Lexikon der 
Muliamasprache vor; aber die Bescheidenheit und 
Gewissenhaftigkeit des Dahingeschiedenen ließen 
die endgültige Abfassung eines solchen noch nicht 
zu. Der ganze nächste Winter sollte vorwiegend 
der Ergänzung und Durchsicht des Materials ge- 
widmet sein. 
Die deutsche Marine-Expedition hat aber mit 
dem Tode des Marinestabsarztes Dr. Stephan 
nicht nur ein hervorragendes wissenschaftliches 
Mitglied, sondern auch ihren Organisator und 
Leiter verloren. Mit Begeisterung und Sorgfalt 
zugleich fügte er den Plan für Reise und Forschung; 
denn einerseits sollte dieser gewisse Ziele enthalten, 
andererseits sich aber doch allen Eventualitäten 
anschmiegen können. Stephan wußte zu genau — 
und die Folge hat dies auch bestätigt —, wie 
sehr man fern vom Mutterland mit solchen zu 
rechnen hat und wie wenig man auf die Mög- 
lichkeit der genauen Durchführung eines bestimmten 
Planes zählen darf. 
Stephans ideal angelegte Natur, der jede 
Kleinlichkeit und Eifersucht fern lag, machte das 
Zusammenarbeiten mit ihm zu einem sehr har- 
monischen und ersprießlichen, und tief beklagen 
vor allen diejenigen seinen Tod, die je zu gemein- 
samem Wirken mit ihm vereinigt waren. 
Matupi, den 18. Juni 1908. 
  
Kolonialwirtschaftliche Mitteilungen. 
Debundscha-Pflanzung,) 
Berlin und Debundscha (Kamerun). 
Die Entwicklung unseres Unternehmens im 
Jahre 1907 war recht erfreulich und läßt weiter 
gute Voraussicht für die Zukunft zu, so daß wir 
eine Dividende von 25 v. H. zu verteilen in der 
Lage sind, gegen 13 v. H. für das Geschäftsjahr 
1906. 
Die tragenden Bestände umfaßten Ende d. Is. 
einen Flächeninhalt von 101 ha mit rund 
90 000 Kakaobäumen. Von den nicht tragen- 
den Beständen (etwa 82 ha) sind 38,14 ha mit 
35 390 Kakaobäumen und 44,16 ha mit 102 000 
Kickriabäumen bepflanzt. 
Die Ernte an Kakao ist als recht günstig zu 
bezeichnen, da der Durchschnittsertrag des ein- 
  
  
*) Aus dem Jahresbericht für 1907. 
  
zelnen Hektar 14 Zentner betrug. In einzelnen 
Lagen wurden vom Hektar bis zu 22 Zentner 
geerntet. - 
Ferner wurden 141 Sack Kola von den 
Eingeborenen abgeliefert und nach Hamburg 
verschifft. 
Die Preise für Kakao, die zu Beginn des 
Herbstes einen erheblichen Aufschwung nahmen, 
sanken gegen Ende des Jahres wieder; immerhin 
erzielten wir für unsern Kakao, dessen Qualität 
lobende Aufnahme fand, einen Durchschnittspreis 
von netto 1,80 Mk. für das Kilogramm. Es 
gelangten in Hamburg netto 69 178 kg zum Ver- 
kauf, für welche rund 124400 Mk. erlöst wurden. 
Die Preise für Kola waren äußerst niedrig; 
es war jedoch möglich, bei einem Bruttoverkaufs- 
preis von 30 Pf. einen geringen Nutzen zu 
erzielen.
	        
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