W 1012 e
nach der Kaiserlichen Station Namatanai. Allein
Dr. Stephans Zustand hatte sich sehr verschlim-
mert, seine Kräfte nahmen zusehends ab, und
schon am Morgen nach seiner Ankunft verschied er.
Die beiden Expeditionsgefährten Dr. Stephans,
die mit ihm im Südlager von Muliama zu ge-
meinsamer Arbeit verwachsen waren, ferner die
Beamten der Kaiserlichen Station und der Pater
der katholischen Missionsstation folgten dem Sarge
des so rasch Verblichenen.
Mitten aus rastlosem Wirken wurde Marine-
stabsarzt Dr. Stephan dahingerafft, und nun
liegt er auf der Insel begraben, deren Erforschung
und Beschreibung er mehrere Jahre seines Lebens
gewidmet hatte. Wäre er der Wissenschaft er-
halten geblieben, so würde er ein Werk geschaffen
haben, welches das, was in seinen Büchern
„Neu-Mecklenburg“" und „Südseekunst“ enthalten
ist, noch übertroffen haben würde. In der geo-
graphischen Ausdehnung seines Forschungsgebietes
wollte er sich zwar noch mehr einschränken als
zuvor. Er wollte innerhalb enger Grenzen in
redlicher Kleinarbeit möglichst in die Tiefe dringen.
An Hand der Sprache, mit deren Studium er
täglich mehrere Stunden zubrachte, eröffnete sich
ihm das Verständnis für die Kultur des Volkes
und, da er alle Ergebnisse durch Aussprüche in
der Eingeborenensprache belegen wollte, hoffte er
ein Quellenwerk zu liefern, auf Grund dessen es
dem Vertreter irgend einer Spezialdisziplin möglich
sein sollte, die Tatsachen in beliebiger Richtung
zu verwerten. Schon liegt aus Stephans Feder
ein ansehnliches Material zu einem Lexikon der
Muliamasprache vor; aber die Bescheidenheit und
Gewissenhaftigkeit des Dahingeschiedenen ließen
die endgültige Abfassung eines solchen noch nicht
zu. Der ganze nächste Winter sollte vorwiegend
der Ergänzung und Durchsicht des Materials ge-
widmet sein.
Die deutsche Marine-Expedition hat aber mit
dem Tode des Marinestabsarztes Dr. Stephan
nicht nur ein hervorragendes wissenschaftliches
Mitglied, sondern auch ihren Organisator und
Leiter verloren. Mit Begeisterung und Sorgfalt
zugleich fügte er den Plan für Reise und Forschung;
denn einerseits sollte dieser gewisse Ziele enthalten,
andererseits sich aber doch allen Eventualitäten
anschmiegen können. Stephan wußte zu genau —
und die Folge hat dies auch bestätigt —, wie
sehr man fern vom Mutterland mit solchen zu
rechnen hat und wie wenig man auf die Mög-
lichkeit der genauen Durchführung eines bestimmten
Planes zählen darf.
Stephans ideal angelegte Natur, der jede
Kleinlichkeit und Eifersucht fern lag, machte das
Zusammenarbeiten mit ihm zu einem sehr har-
monischen und ersprießlichen, und tief beklagen
vor allen diejenigen seinen Tod, die je zu gemein-
samem Wirken mit ihm vereinigt waren.
Matupi, den 18. Juni 1908.
Kolonialwirtschaftliche Mitteilungen.
Debundscha-Pflanzung,)
Berlin und Debundscha (Kamerun).
Die Entwicklung unseres Unternehmens im
Jahre 1907 war recht erfreulich und läßt weiter
gute Voraussicht für die Zukunft zu, so daß wir
eine Dividende von 25 v. H. zu verteilen in der
Lage sind, gegen 13 v. H. für das Geschäftsjahr
1906.
Die tragenden Bestände umfaßten Ende d. Is.
einen Flächeninhalt von 101 ha mit rund
90 000 Kakaobäumen. Von den nicht tragen-
den Beständen (etwa 82 ha) sind 38,14 ha mit
35 390 Kakaobäumen und 44,16 ha mit 102 000
Kickriabäumen bepflanzt.
Die Ernte an Kakao ist als recht günstig zu
bezeichnen, da der Durchschnittsertrag des ein-
*) Aus dem Jahresbericht für 1907.
zelnen Hektar 14 Zentner betrug. In einzelnen
Lagen wurden vom Hektar bis zu 22 Zentner
geerntet. -
Ferner wurden 141 Sack Kola von den
Eingeborenen abgeliefert und nach Hamburg
verschifft.
Die Preise für Kakao, die zu Beginn des
Herbstes einen erheblichen Aufschwung nahmen,
sanken gegen Ende des Jahres wieder; immerhin
erzielten wir für unsern Kakao, dessen Qualität
lobende Aufnahme fand, einen Durchschnittspreis
von netto 1,80 Mk. für das Kilogramm. Es
gelangten in Hamburg netto 69 178 kg zum Ver-
kauf, für welche rund 124400 Mk. erlöst wurden.
Die Preise für Kola waren äußerst niedrig;
es war jedoch möglich, bei einem Bruttoverkaufs-
preis von 30 Pf. einen geringen Nutzen zu
erzielen.