Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

G 1160 
Die Baumwoll-Kommission beabsichtigt im 
Frühjahr 1909 eine Ausstellung deutscher 
Baumwoll-Erntebereitungsmaschinen in 
Konkurrenz mit amerikanischen und englischen und 
deutscher Fabrikate aus deutscher Kolonial-= 
Baumwolle zu veranstalten. Zur Vorführung 
der Konkurrenzmaschinen sollen die erforderlichen 
Quantitäten Rohbaumwolle aus den Kolonien 
beschafft werden. Die besten deutschen Maschinen 
sollen prämiiert werden. Nach Schluß der Aus- 
stellung sollen diejenigen deutschen Maschinen, 
deren Konkurrenzfähigkeit nachgewiesen ist, in den 
deutschen Kolonien aufgestellt werden, um dort 
der Förderung des Baumwollbaues zu dienen. 
Als ein sehr geeignetes Mittel, die Baumwoll= 
kultur auszubreiten, hat sich, wie dies in den 
Baumwollberichten mehrfach ausgeführt wurde, 
die Aufstellung von Entkörnungsanlagen in Ge- 
bieten, in denen der Baumwollbau noch in den 
ersten Anfängen steckt, erwiesen. Das sichtbare 
Vertrauen des Europäers auf ein dauerndes 
Baumwollgeschäft, die Einrichtung von Ent- 
körnungsa nlagen und Baumwollmärkten stärkt das 
Vertrauen der eingeborenen Bevölkerung zur 
Baumwollkultur. 
Weiteres aus dem Arbeitsbereich des Kolonial-- 
Wirtschafstlichen Komitees.) 
Unter Beteiligung von Vertretern industrieller 
und kaufmännischer Körperschaften, der kolonialen 
Wissenschaften und des Reichstags haben unter 
dem Vorsitz von Karl Supf am 10. und 
11. November die Herbstverhandlungen des 
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees stattgesunden. 
Dabei wurden über die Arbeiten des Komitees 
u. a. die nachstehenden Mitteilungen gemacht: 
Guttap ercha= und Kautschuk-Unternehmen 
in Neuguinea. 
Der Stand des Unternehmens ist zur Zeit 
folgender: Anfang März unternahm Gouverneur 
Dr. Hahl gemeinsam mit Dr. Schlechter eine 
Erkundig ungstour nach dem Uaria (Herkulesfluß). 
In dem durchzogenen Gebiete konnte das reich- 
liche Vorkommen von Guttabäumen, sowie von 
zahlreichen Kautschuklianen festgestellt werden. 
Auch wurde häufig eine wilde Bananenart be- 
obachtet, deren wirtschaftliche Ausnutzung auf 
Fasern gute Aussichten auf Erfolg zu hoben 
scheint. 
Mit Freuden ist zu begrüßen, daß jetzt auch 
die einheimische Bevölkerung beginnt, die Ge- 
*) Vgl.,D. Kol. Bl.“ 1908, Nr. 12, S. 580 ff. 
  
winnung der Guttapercha aufzunehmen. Die 
ersten Versuche, sie zur planmäßigen Bereitung 
von Gutta heranzuziehen, sind in der Jambo- 
Ebene und am Fuße des Finisterre-Gebirges mit 
gutem Erfolg gemacht worden. Es steht zu er- 
warten, daß die verhältnismäßig intelligente Be- 
völkerung den Vorteil, den die Arbeit für sie mit 
sich bringt, rasch begreifen wird. 
Auf einer im August vom Gouverneur mit 
Dr. Schlechter nach dem Ramufluß vorge- 
nommenen Erkundungs-Expedition wurde festgestellt, 
daß im Gebiete des Kani= und Ibo-Gebirges, 
welche die Verbindung zwischen dem Finisterre- 
und Ortzen-Gebirge darstellen, gutta= und kaut- 
schukhaltige Bäume ebenso wenig vorkommen, 
wie im Steppengebiet des oberen Ramu, ein- 
schließlich der Vorberge zum Krätke-Gebirge und 
zum östlichen Hauptstock des Bismarck-Gebirges. 
Für die Fortführung des Unternehmens ergibt 
sich daraus der Schluß, daß der nächste Vorstoß 
vom Ibo aus in südwestlicher Richtung zu er- 
folgen hat, um die Talwälder des mittleren Ramu 
zu erreichen und von dort aus den Ausstieg zum 
mittleren Gebirgsstock des Bismarck-Gebirges zu 
versuchen. 
Nach den bisherigen Ergebnissen sind Gutta- 
perchabäume, zum Teile in großen Mengen, bis 
jetzt festgestellt worden in den Flußtälern des 
Finisterre-Gebirges, im Minjem-Tal, in der Gogol- 
Kuru-Ebene, im Hinterlande von Friedrich- 
Wilhelmshafen und im Uaria-Tal. Auch das 
Gebiet um Eitape wird wahrscheinlich reichlich 
Guttabestände ausweisen. Brauchbar für den 
Handel scheint nach Ansicht des Gouverneurs nur 
die Art zu sein, die nach dem Aussehen von 
Blättern und Blüten als „Palaquium Supfianum“ 
angesprochen werden muß und bei den Malayen 
Gutta mera heißt. 
An Guttapercha sind bis jetzt im ganzen etwa 
4350 Pfund verschiedener Qualität nach Deutsch- 
land verschifft worden. Die Norddeutschen See- 
kabelwerke, Nordenham, die mit der Neuguinea- 
Guttapercha fabrikatorische Versuche vornahmen, 
haben festgestellt, daß die bessere Qualität der- 
selben zwar zur alleinigen Verwendung nicht 
geeignet erscheint, wohl aber als Mischsorte bei 
der Seekabelfabrikation recht gut verwendet werden 
kann. 
Die Hauptausgabe der Expedition wird für 
die nächste Zeit hauptsächlich darin bestehen, im 
weiteren Maßstabe die Eingeborenen zur Gutta- 
gewinnung anzulernen, wobei das Augenmerk 
auf die Gewinnung der besseren Qualität zu 
richten ist, um das so wichtige Handelsprodukt 
dauernd dem heimischen Markte zu sichern.
	        
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