Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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auf das Doppelte zu erwarten. Notwendig ist 
freilich, daß den Eingeborenen nicht durch schwan- 
kende Preise das Vertrauen zu dieser Kultur ge- 
nommen wird. Deshalb sind die in Uganda den 
Baumwollhandel treibenden Gesellschaften überein- 
gekommen, ohne Rücksicht auf die Schwankungen 
des europäischen Marktes, den oben erwähnten 
Standardpreis zu bezahlen; in Britisch-Ostafrika, 
wo andere Gesellschaften für den Baumwollhandel 
nicht in Betracht kommen, verfährt die Cotton 
Growing Association, die auch durch freie Lieferung 
von Saat und Belehrung der Eingeborenen den 
Baumwollbau fördert, bei der Abnahme ihrer 
Produkte nach demselben Grundsatze. 
Die Ausfuhr von Fasern aus Britisch- 
Ostafrika begann mit dem Jahre 1903 und stellte 
sich hinsichtlich ihrer Verteilung auf die einzelnen 
Erzeugungsgebiete, wie folgt: 
1803/4 1904/5 1905/6 1900/7 1907/8 
4 9 4. +. 2 
aus Britisch- 
Ostafrika. . — — 272 491 2590 
aus Uganda 785 2067 2333 509 201 
aus Deutsch- 
Ostafrika — — 75 447 946 
In Uganda und der Gegend von Schirati 
wächst eine Sansevierenart (wahrscheinlich Sanse- 
viera guieneensis), die von Eingeborenen mit 
der Hand bearbeitet wird. 
In Britisch -Ostafrika findet sich in großen 
Mengen Sanseviera Ehrenbergii, zu deren Aus- 
beutung bei Voi eine amerikanische Firma, beie 
Kibwezi ein deutscher Pflanzer Konzessionen haben. 
Daneben kommt auch, aber in bedeutend geringerem 
Maße, Sanseviera Suleata (Stuckü) vor. Ver- 
suche mit Ramie, die bei Nairobi angestellt wurden, 
haben sich nicht als lohnend erwiesen. 
Die amerikanische Firma, die seit etwa vier 
Jahren arbeitet, benutzt Maschinen aus New- 
Jersey, das deutsche Unternehmen ist noch neu. 
Im letzten Jahre hat man, dem Beispiel 
Deutsch-Ostafrikas folgend, mit der Anlage 
von Sisalagaven begonnen; die Pflanzen wurden 
von dort bezogen. Im November 1907 erließ 
jedoch das deutsche Gouvernement eine Verordnung, 
die für die bis dahin freie Ausfuhr von Sisal- 
pflanzgut einen Zoll von 10 Heller für die Bul- 
bille und 15 für den Pflänzling festsetzte. Dies 
hat die weitere Anlage von Plantagen zunächst 
etwas gehemmt. Es finden sich jedoch auch in 
Britisch-Ostafrika als Zierpflanzen und, wie es 
scheint, auch wildwachsend genug Sisalagaven, 
um den Bedarf für Neuanlagen bald zu decken. 
Die einzelne Pflanze ist im Stadium der Voll- 
entwicklung, das sie im fünften Jahre erreicht, 
außerordentlich fruchtbar. Auch scheint es, daß 
  
gelegentlich Bulbillen geschmuggelt worden sind. 
Nach längstens einem Jahre hofft man fremdes 
Pflanzgut nicht mehr nötig zu haben. 
Die Preise sind, wie bei allen Tropenprodukten, 
im Berichtsjahre bedeutend gesunken. Der frühere 
durchschnittliche Preis von 28 bis 32 K pro Tonne 
siel bis auf 22 
Das hiesige Plantagenerzeugnis ging, da 
Hauptproduzent eine amerikanische Firma ist, zum 
größten Teil nach New-York; Deutschland nahm 
das Transitgut aus Deutsch- Ostafrika und einen 
Teil der Plantagenfasern auf, ein weiterer Ab- 
nehmer war England. 
Die Anlage von Sisalplantagen bedingt wegen 
der notwendigen Maschinen ein größeres Anlage- 
kapital. 
(Nach einem Verichte des Kaiserl. Vigekonsulats 
u Mombassa.) 
Einfuhr von landwirtschaftlichen Geräten und 
Maschinen in Britisch-Ostafriha 1907/08. 
Landwirtschaftliche Geräte werden in 
Britisch-Ostafrika zollfrei eingeführt und kommen 
zum größten Teil aus England, dessen Einfuhr 
jedoch von 12 215 & im Vorjahre auf 7149 & 
im Jahre 1907/08 gesunken ist. Dagegen hat sich 
die deutsche Einfuhr von 2627 L im Jahre 
1906/07 auf 4503 L im Jahre 1907/08 erhöht. 
Bezugsländer sind lerner Nordamerika (1700 0) 
und Südafrika (1782 S. 
Die Einfuhr von Maschinen und Maschinen- 
teilen betrug: 
1904 1905 1906 1907 
1137 L 4478 S 15 516 L 29 384 g. 
Die bedeutende Steigerung erklärt sich aus 
der in den letzten Jahren im größeren Stil be- 
gonnenen Anlage von Tropenkulturen, speziell 
Baumwolle und Sisalhanf. 
Die Einfuhr ist zollfrei für Maschinen, die 
einem landwirtschaftlichen Betriebe oder der An- 
lage und Unterhaltung von Bahnen und Straßen 
dienen. 
Die Einfuhr fällt zum weitaus größten Teil 
auf England, das für 27 133 & (1906/07 für 
15 253 0) lieferte, namentlich die Baumwoll= 
entkernungsmaschinen. Nordamerika brachte für 
1704 L und dürfte hauptsächlich Maschinen für 
Hanfbearbeitung geliefert haben. Deutschlands 
Anteil betrug 460 (1906/07: 190 DH). 
(Nach einem Berichte des g#ansb Vizekonsulats 
in Mombassa.)
	        
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