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Kaomerun.
Von Baomenda an die Westorenze.)
Bericht des Stationsleiters von Bamenda, Hauptmanns
Glauning, über eine Expedition nach Bascho.
(Mit einer Skizze.)““
Nachdem ich am 12. Juni von meiner
Erpedition nach dem Südbezirk und Bamum
zurückgekehrt war, trat ich am 24. Juni mit
38 Soldaten und 56 Trägern den Marsch nach
Bascho an.
Der Zug nach Bascho gab mir Gelegenheit,
auch die längst geplante Erkundung der projek-
tierten, aus politischen und wirtschaftlichen
Gründen wichtigen Verbindungsstraße zwischen
Bamenda und Ossidinge über Widekum und das
noch fast unbekannte Gebirgsland nordwestlich
Bamenda auszuführen. Da nach dem wenigen,
was über diese Grenzgebiete bisher bekannt war,
für den beabsichtigten Marsch auf Feindseligkeiten
der Eingeborenen gerechnet werden mußte, so
erschien es ratsam, die Expedition durch ein ge-
nügend starkes Begleitkommando und durch Mit-
nahme reicher Munition zu sichern und sie in die
Lage zu versetzen, ihren Durchmarsch durch die
zu erkundenden Gebiete nötigenfalls zu erzwingen.
Der Weg von Mamfe bzw. Bascho Über
Widekum nach Bali war vor kurzem von Kauf-
mann Willhöft und Oberleutnant Adametz be-
gangen worden. Beide hatten berichtet, daß die
Eingeborenen von Widekum bei ihrem Kommen
stets in den Busch geflüchtet seien, ohne indessen
Feindseligkeiten zu begehen; nur der Häuptling
selbst sei in seinem Dorf geblieben. Da dieser
dem Oberleutnant Adametz erklärt hatte, daß
alle seine Versuche, mit der Station in Verbin-
dung zu treten, vom Bali-Häuptling verhindert
worden seien, sandte die Station einen un-
bewaffneten Dolmetscher nach Widekum, um mit
jenem Häuptling zu verhandeln und ihn auf
seinen Wunsch nach Bamenda zu geleiten. Dieser
Dolmetscher kam eben zurück, als die Expedition
in Bali eintraf. Er meldete, der Widekum-
Häuptling habe ihn sehr unfreundlich aufge-
nommen und bei Vorzeigung des Ausweises der
Station erklärt, daß er schon mehrere solcher für
ihn wertlosen Zettel von Weißen besitze, und daß er
nicht daran denke, nach der Station zu kommen.
Darauf sei er verschwunden und habe ihn im
) Die in diesem Bericht dargelegten Verhältnisse
haben, wie in der levten Nummer dee Kolonial-Blattes
amtlich mitgeteilt, den Gouverneur veranlaßt, den
nordwestlichen Teil des Bezirko Bamenda für ge-
sperrtes Gebiet zu erklären.
*““) Als Ergänzung zu dieser Skizze wird auf die
Karte Nr. 10 in den „Mitteilungen aus den deutschen
Schutzgebicten“ 1907 Heft 4 verwiesen.
Dorf allein gelassen. Am nächsten Morgen sei
er auf dem Weitermarsch in der zu Widekum
gehörigen Landschaft Baliben samt seinem Boy
gebunden und schwer mißhandelt worden. Dann
hätten ihn die Eingeborenen laufen lassen; andere
aber seien ihm gefolgt und hätten auf ihn ge-
schossen, so daß er sich und seinen am Knie
schwer verwundeten Boy nur mit Mühe retten
konnte. Ein zweiter aus Bascho zurückkehrender
Stationsbote war rechtzeitig gewarnt worden und
hatte die Landschaften Widekum und Baliben bei
Nacht ungehindert passiert. Auf diese Nachricht
hin sandte ich sofort den Befehl zur Station,
die Straße über Widekum vorläufig für den
Verkehr zu sperren. Die Expedition lagerte am
25. Juni in Batibö (Batebs der Karte 10
„Mitt. a. d. Schutzgeb.“ 1907) und marschierte
am nächsten Morgen in Baliben ein. Die
Dörfer von Baliben liegen etwas abseits des
Weges im Busch versteckt an steilen bewaldeten
Talhängen. Während des Einmarsches erschollen
ringsum auf den Höhen Kriegsgeheul und Hörner-
und Trommelsignale; wir sahen bewaffnete Trupps
in den dichten Busch flüchten. Das auf be-
herrschendem Bergrücken gelegene Häuptlings-
dorf Makam, in dem ich Lager bezog, wurde
bald darauf, als wir begannen, Schußfeld frei-
zuschlagen, heftig beschossen, ebenso die aus-
gesandten Patrouillen, die in dem schwierigen
unübersichtlichen Gelände den leichtfüßigen Gegner
nur schwer fassen konnten. Vom Feinde fielen
sechs Mann, auf unserer Seite wurde ein Soldat
leicht und ein Batibö-Kundschafter schwer ver-
wundet. Da sich der Gegner in Bamunbö, am
liuken Uferhang des Maflusses gelegen, festgesetzt
hatte, griff ich diese Landschaft am nächsten Tag
von drei Seiten an. Die Talschlucht war an
der Stelle, wo die von mir geführte Patrouille
sie überschritt, 100 bis 500 m tief eingeschnitten,
die Hänge waren steil und schlüpfrig und fast
durchweg dicht bewaldet. Der Feind leistete an-
fänglich starken Widerstand, zog sich aber gegen
Nachmittag zurück. Nach den übereinstimmenden
Meldungen schien sich die Hauptmacht bei Wide-
kum zu sammeln, während ein Teil nach der noch
unbekannten Laudschaft Fossungmun (Eossongmun
der Karte 10 „Mitt. a. d. Schutzgeb.“ 1907)
flüchtete. Ein Soldat wurde an diesem Tage
schwer verwundet; er starb tags darauf auf dem
Transport nach Bali. Am 28. Juni verlegte
ich das Lager nach dem nur 50 Minuten ent-
fernten Widekum. Die Brücke über den 50 m
breiten reißenden Momafluß war zerstört. Ihr
Wiederaufbau nahm den halben Tag in Anspruch.
Wie die zahlreich vorhandenen Spuren bewiesen,
hatte der Feind, der unseren Anmarsch schon am
27. erwartet hatte, hier in großer Zahl das