G 65
jenseitige Ufer besetzt gehalten.
Bamunbö hatten ihn dann bestimmt, seinen
Widerstand am Fluß aufzugeben. Widekum war
verlassen. Am nächsten Tage ausgesandte Pa-
trouillen stießen nur auf vereinzelte Posten und
schwache Abteilungen des Gegners, die sofort
zurückwichen. Am 30. Juni wurde daher der
Weitermarsch angetreten. Das Reitpferd hatte
ich wegen des schwierigen Geländes bereits am
28. Juni nach Bamenda zurückgeschickt. Die
Verluste des Gegners betrugen im ganzen siebzehn
gezählte Tote, die unsrigen: ein Soldat tot, ein
Soldat und ein Hilfskrieger verwundet. Bei dem
hartnäckigen Charakter der Eingeborenen am
Abfall des Bali-Plateaus und bei der Erbitterung,
mit der sie — wie auch die Bamumun-Expe-
dition im März und April 1906 und die Ba-
mumbu-Expedition im April und Mai 1907
beweisen — gegen die Europäer kämpfen, wird
ein energischer Strafzug gegen Widekum und
Baliben erforderlich sein, um die völlige Be-
friedung dieser für den Verkehr wichtigen Ge-
biete herbeizuführen. Gleichzeitig wird auch die
Bestrafung der Befangs nördlich Widekum durch-
geführt werden müssen, deren Unterwerfung auch
von der Station Ossidinge erbeten wurde, da
die Befangs fortwährend räuberische Einfälle in
die an der Straße gelegene Landschaft Bitekn
unternehmen.
Erwähnt sei noch, daß der Baliben-Häupt-
ling durch die befreundeten Bakurube-Leute sagen
ließ, er könne fünf Jahre mit den Weißen
kämpfen und würde nicht um Frieden bitten;
eher würde er in ein anderes Land auswandern.
Am 30. Juni erreichte die Expedition, von
Widekum aus fast fortwährend durch Wald mar-
schierend, den etwa 60 bis 70 m bereiten,
mannstiefen und reißenden Mafluß; hier wurde
sie einen Tag aufgehalten, bis von den Ein-
wohnern des nahegelegenen Dorfes Bascho eine
Hängebrücke erbaut war. Die Lasten wurden
auf einem gleichzeitig von der Expedition er-
bauten, an einem Tau entlang gleitenden Floß
über den Fluß geschafft. Eine Stunde weiter
oberhalb der eigentlichen Übergangsstelle befindet
sich ein schöner etwa 50 m breiter und 40
bis 50 m hoher Wasserfall. Dicht nördlich des Ma
beginnt die Landschaft Biteku, zu der die
Orte Bascho (Häuptling Tschinta), Bembe, Otama,
Baia, Aiwawa gehören. In Aiwawa traf ich
mit dem Polizeimeister aus Ossidinge zusammen,
der mir die Vorschläge des dortigen Bezirks-
amtmanns über die Abgrenzung der beider-
seitigen Bezirke überbrachte. Von Amebesso aus
führt der Weg durch gebirgiges Gelände nach
Anjebesse und Mbu, von da über Ak6é (Okoa
der Karte 10 „Mitt. a. d. Schutzgeb.“ 1907)
Die Kämpfe in
r
zum Posten Bascho. Die Entfernung von Ba-
menda bis Bascho beträgt im ganzen 30⅛ Weg-
stunden (= sechs Tage). Das Gelände ist ge-
birgig. Der Abstieg nach Widekum beträgt
37 m, sonst bedeutendste Höhenunterschiede 300
Meter. Ein Wegebau wird auf keine besonderen
Schwierigkeiten stoßen. Die fünf oder sechs
größeren Flüsse, die zu überschreiten sind, bilden
nur in der Regenzeit Hindernisse; sie sind aber
leicht durch Hängebrücken, wie sie vorläufig für
den Verkehr völlig genügen, zu überwinden.
Von Bascho (Tschintas Dorf) zweigt der Weg
nach Mamfe, von Aiwawa derjenige nach Ossi-
dinge ab. Die Entfernung von Bamenda nach
Mamfe beträgt sieben Tage (32 Stunden), von
Bamenda nach Ossidinge sieben bis acht Tage.
Die Aufgaben des Postens Bascho beschränken
sich zur Zeit auf die polizeiliche Uberwachung
der jetzt völlig friedlichen Landschaft Bascho. Der
Verwaltungsbereich des Postens erstreckt sich auf
15 km im Umkreis. Außerdem wird der
Posten als Stützpunkt für die Grenzexpedition
und für die zur Unterwerfung der noch unbot-
mäßigen Stämme westlich Bamenda notwendigen
militärischen Unternehmungen BWichtigkeit er-
langen. Die Lage in Bascho ist ruhig. Die
Eingeborenen kehren allmählich aus ihren Ver-
stecken im Busch zurück und bauen sich wieder
an. Überall sieht man neue Häuser und Farmen
entstehen. Auch der Marktverkehr auf der Station
entwickelt sich immer mehr, so daß Verpflegungs-
schwierigkeiten zur Zeit nicht vorhanden sind.
Der Posten selbst ist einfach, aber zweckmäßig
angelegt; die Häuser sind zum Teil in Ziegeln
aufgeführt. Zu Verteidigungszwecken ist die
Station mit einer Pallisadierung umgeben. Zur
Zeit befinden sich in Bascho zwei Faktoreien.
Für den Rückmarsch zur Station Bamenda
war beabsichtigt, zunächst in östlicher Richtung
das Plateau zu ersteigen, dabei gleichzeitig nach
Möglichkeit die Grenzen der Bezirke Ossidinge und
Bamenda zu erkunden und darauf nach Nord-
osten abzubiegen, um eine Verbindung mit dem
westlichen Bafum-Ort Wum herzustellen.
Am 11. Juli marschierte ich mit Ober-
leutnant Adametz, 42 Soldaten und etwa 70
Trägern ab. Der Weg führte durch Buschwald
und gebirgiges Gelände über die friedlichen Orte
Tabe, Kelua, Esobi, Bankobe, Dasumo der Land-
schaft Badio und nach Übersteigung eines hohen
Bergrückens (544 m über dem Meere) nach
Mbulo. Alle diese Orte gehören zu Anjang,
während Mbaja bereits im Lande Anta liegt,
ebenso Akossu (945 m über dem Meere) und
Banta. Taku ist die letzte Anjang-Ortschaft nach
Nordosten. Am 14. Juli kamen wir in Banta
an, das noch im Waldgebiet liegt, während die