Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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jenseitige Ufer besetzt gehalten. 
Bamunbö hatten ihn dann bestimmt, seinen 
Widerstand am Fluß aufzugeben. Widekum war 
verlassen. Am nächsten Tage ausgesandte Pa- 
trouillen stießen nur auf vereinzelte Posten und 
schwache Abteilungen des Gegners, die sofort 
zurückwichen. Am 30. Juni wurde daher der 
Weitermarsch angetreten. Das Reitpferd hatte 
ich wegen des schwierigen Geländes bereits am 
28. Juni nach Bamenda zurückgeschickt. Die 
Verluste des Gegners betrugen im ganzen siebzehn 
gezählte Tote, die unsrigen: ein Soldat tot, ein 
Soldat und ein Hilfskrieger verwundet. Bei dem 
hartnäckigen Charakter der Eingeborenen am 
Abfall des Bali-Plateaus und bei der Erbitterung, 
mit der sie — wie auch die Bamumun-Expe- 
dition im März und April 1906 und die Ba- 
mumbu-Expedition im April und Mai 1907 
beweisen — gegen die Europäer kämpfen, wird 
ein energischer Strafzug gegen Widekum und 
Baliben erforderlich sein, um die völlige Be- 
friedung dieser für den Verkehr wichtigen Ge- 
biete herbeizuführen. Gleichzeitig wird auch die 
Bestrafung der Befangs nördlich Widekum durch- 
geführt werden müssen, deren Unterwerfung auch 
von der Station Ossidinge erbeten wurde, da 
die Befangs fortwährend räuberische Einfälle in 
die an der Straße gelegene Landschaft Bitekn 
unternehmen. 
Erwähnt sei noch, daß der Baliben-Häupt- 
ling durch die befreundeten Bakurube-Leute sagen 
ließ, er könne fünf Jahre mit den Weißen 
kämpfen und würde nicht um Frieden bitten; 
eher würde er in ein anderes Land auswandern. 
Am 30. Juni erreichte die Expedition, von 
Widekum aus fast fortwährend durch Wald mar- 
schierend, den etwa 60 bis 70 m bereiten, 
mannstiefen und reißenden Mafluß; hier wurde 
sie einen Tag aufgehalten, bis von den Ein- 
wohnern des nahegelegenen Dorfes Bascho eine 
Hängebrücke erbaut war. Die Lasten wurden 
auf einem gleichzeitig von der Expedition er- 
bauten, an einem Tau entlang gleitenden Floß 
über den Fluß geschafft. Eine Stunde weiter 
oberhalb der eigentlichen Übergangsstelle befindet 
sich ein schöner etwa 50 m breiter und 40 
bis 50 m hoher Wasserfall. Dicht nördlich des Ma 
beginnt die Landschaft Biteku, zu der die 
Orte Bascho (Häuptling Tschinta), Bembe, Otama, 
Baia, Aiwawa gehören. In Aiwawa traf ich 
mit dem Polizeimeister aus Ossidinge zusammen, 
der mir die Vorschläge des dortigen Bezirks- 
amtmanns über die Abgrenzung der beider- 
seitigen Bezirke überbrachte. Von Amebesso aus 
führt der Weg durch gebirgiges Gelände nach 
Anjebesse und Mbu, von da über Ak6é (Okoa 
der Karte 10 „Mitt. a. d. Schutzgeb.“ 1907) 
Die Kämpfe in 
  
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zum Posten Bascho. Die Entfernung von Ba- 
menda bis Bascho beträgt im ganzen 30⅛ Weg- 
stunden (= sechs Tage). Das Gelände ist ge- 
birgig. Der Abstieg nach Widekum beträgt 
37 m, sonst bedeutendste Höhenunterschiede 300 
Meter. Ein Wegebau wird auf keine besonderen 
Schwierigkeiten stoßen. Die fünf oder sechs 
größeren Flüsse, die zu überschreiten sind, bilden 
nur in der Regenzeit Hindernisse; sie sind aber 
leicht durch Hängebrücken, wie sie vorläufig für 
den Verkehr völlig genügen, zu überwinden. 
Von Bascho (Tschintas Dorf) zweigt der Weg 
nach Mamfe, von Aiwawa derjenige nach Ossi- 
dinge ab. Die Entfernung von Bamenda nach 
Mamfe beträgt sieben Tage (32 Stunden), von 
Bamenda nach Ossidinge sieben bis acht Tage. 
Die Aufgaben des Postens Bascho beschränken 
sich zur Zeit auf die polizeiliche Uberwachung 
der jetzt völlig friedlichen Landschaft Bascho. Der 
Verwaltungsbereich des Postens erstreckt sich auf 
15 km im Umkreis. Außerdem wird der 
Posten als Stützpunkt für die Grenzexpedition 
und für die zur Unterwerfung der noch unbot- 
mäßigen Stämme westlich Bamenda notwendigen 
militärischen Unternehmungen BWichtigkeit er- 
langen. Die Lage in Bascho ist ruhig. Die 
Eingeborenen kehren allmählich aus ihren Ver- 
stecken im Busch zurück und bauen sich wieder 
an. Überall sieht man neue Häuser und Farmen 
entstehen. Auch der Marktverkehr auf der Station 
entwickelt sich immer mehr, so daß Verpflegungs- 
schwierigkeiten zur Zeit nicht vorhanden sind. 
Der Posten selbst ist einfach, aber zweckmäßig 
angelegt; die Häuser sind zum Teil in Ziegeln 
aufgeführt. Zu Verteidigungszwecken ist die 
Station mit einer Pallisadierung umgeben. Zur 
Zeit befinden sich in Bascho zwei Faktoreien. 
Für den Rückmarsch zur Station Bamenda 
war beabsichtigt, zunächst in östlicher Richtung 
das Plateau zu ersteigen, dabei gleichzeitig nach 
Möglichkeit die Grenzen der Bezirke Ossidinge und 
Bamenda zu erkunden und darauf nach Nord- 
osten abzubiegen, um eine Verbindung mit dem 
westlichen Bafum-Ort Wum herzustellen. 
Am 11. Juli marschierte ich mit Ober- 
leutnant Adametz, 42 Soldaten und etwa 70 
Trägern ab. Der Weg führte durch Buschwald 
und gebirgiges Gelände über die friedlichen Orte 
Tabe, Kelua, Esobi, Bankobe, Dasumo der Land- 
schaft Badio und nach Übersteigung eines hohen 
Bergrückens (544 m über dem Meere) nach 
Mbulo. Alle diese Orte gehören zu Anjang, 
während Mbaja bereits im Lande Anta liegt, 
ebenso Akossu (945 m über dem Meere) und 
Banta. Taku ist die letzte Anjang-Ortschaft nach 
Nordosten. Am 14. Juli kamen wir in Banta 
an, das noch im Waldgebiet liegt, während die
	        
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