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tischen Ratgeber für alle Stände und Be-
rufe zu schaffen. Der Zeitpunkt zur Verwirk-
lichung dieses Planes war gekommen, nachdem
nach der Wiederherstellung des Friedens das
südwestafrikanische Schutzgebiet einem wirtschaft-
lichen Aufschwung entgegensieht, der nunmehr,
nach Beseitigung der Eingeborenengefahr, auf
sicherer Grundlage stetigere Bahnen einhalten
wird, als vor dem Unglücksjahre 1904. Die in-
zwischen zum Allgemeingut gewordene Erkenntnis,
in erster Linie auf die Erzielung solcher Pro-
dukte hinzuwirken, die für den Weltmarkt in Be-
tracht kommen, gibt den kulturellen Bestrebungen
und Zielen im Lande eine neue, hoffnungsvolle
Basis. Diesen Bestrebungen will das „Taschen-
buch“ dienstbar sein, wenn es sich in dem vor-
liegenden ersten Jahrgang 1908 neben den auf
den rein praktischen Gebrauch zugeschnittenen Ab-
schnitten vor allem mit der Erörterung der
grundlegenden wirtschaftlichen Fragen in allgemein-
verständlicher Form beschäftigt. Es soll dies die
Basis sein für eine immer speziellere und ein-
gehendere Behandlung aller Wirtschaftszweige in
den folgenden Jahrgängen. Einzeldarstellungen
aus der Feder berufener Sachkenner werden
hier in erster Linie klärend und fruchtbringend
wirken.
Aus dem reichen Inhalt heben wir zunächst
den Kalender hervor, dessen Tabellen mit Sonnen-
und Mond-Auf= und Untergängen allen im Lande
Reisenden ebenso willkommen sein werden, wie
die Eisenbahntarife und -fahrpläne. Die Per-
sonen-, Frachttarise und Fahrpläne der Dampfer-
linien sind unentbehrlich zur schnellen Orientie-
rung über den Verkehr mit dem Mutterlande
und auf der Linie Swakopmund —Lüderitzbucht—.
Kapstadt. Die Abschnitte „Klima, Post und
Telegraphie, Geld-, Bank= und Kreditverhältnisse,
die heimischen Kolonialbehörden und die Be-
hörden im Schutzgebiet“ erscheinen besonders
wertvoll auch für Neuankömmlinge, die sich über
die einschlägigen Verhältnisse im Schutzgebiet ein-
gehend unterrichten wollen. Auch die „Militär-
verhältnisse“ (mit Mustern für militärische Mel-
dungen usw.) sind ausführlich geschildert. Ein
breiter Raum ist nun der Produktion und den
Wirtschaftszweigen gewidmet. Hierher gehören
die Kapitel: „Geologischer Aufbau, Berggerecht-
same (mit Karte), Das Wasser (Wassererschließung
und zförderung, Brunnenanlagen usw.), Gemüse
und Ackerbau, Wein und Südfrüchte, Bekämpfung
der Heuschrecken, Fischzucht, Tierzucht (Tierkrank-
heiten, Operationen, Medikamente) u. a. m. Der
Abschnitt „Jagd und Wildpret“ bietet eine ge-
drängte und doch eingehende Behandlung dieses
wichtigen Themas unter besonderer Berücksichti-
gung der Verwertung des Wildes, während in
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der „Pflanzenwelt Südwestafrikas“ eine vorzüg-
liche Schilderung der eigenartigen Vegetation ge-
geben wird. Die UÜbersichten über die „Ver-
günstigungen für Ansiedler und Schutztruppen-
angehörige“ und das „Versorgungswesen der
Militärpersonen“ sind für breite Schichten der
Bevölkerung ebenso unentbehrlich wie für jeder-
mann im Schutzgebiet die für den praktischen
Gebrauch wichtigen „Gesetze und Verordnungen“
und endlich das Kapitel: „Erste Hilfe bei Un-
glücksfällen unterwegs“.
Zahlreiche Tabellen von allgemeiner Bedeu-
tung und Notizblätter vervollständigen das
Taschenbuch, in dem ebenso der Interessent in
der Heimat und der Auswanderungslustige wie
der Farmer, Ansiedler, Kaufmann, Beamte und
Soldat im Schutzgebiet einen treuen Berater
finden werden.
Wie erschließen wir unsere Kolonien? Im
Auftrage der Deutschen Kolonialgesellschaft be-
arbeitet von Dr. Ing. Otto Blum, Professor
an der Königl. Technischen Hochschule zu
Hannover und Erich Giese, Regierungs-Bau-
meister. Mit zahlreichen Abbildungen und
fünf Tafeln. Berlin 1907. Verlag von
Dietrich Reimer (Ernst Vohsen). Broschiert
Mk. 2.
Die Deutsche Kolonialgesellschaft hat es unter-
nommen, zwei Eisenbahntechniker zu gewinnen,
die durch ihre Erfahrungen bei der Bereisung
der verschiedensten Kolonialbahnen befähigt sind,
ein fachmännisches Urteil über die Frage „Wie
erschließen wir unsere Kolonien?"“ zu sällen. Sie
haben sich dieser Aufgabe in der vorliegenden
Schrift unterzogen. Der Wert des Buches be-
steht darin, daß es ein vollständiges, übersicht-
liches und klares Bild über die geographischen
und handelspolitischen Verhältnisse, die Bevölke-
rung, die vorhandenen Wasserwege und Land-
verkehrsmittel in Afrika gibt und damit dem
Leser ermöglicht, sich in Kürze über die Ziele
unserer afrikanischen Verkehrspolitik zu unter-
richten. Als erster Grundsatz wird bezeichnet, daß
wir unsere Kraft nicht verzetteln. Keine Eisen-
bahnen, wo wir mit Wagen, Feldbahnen und
Automobilen auskommen können: das Notwendige
aber sofort! In dem Abschnitt über die tech-
nische Ausgestaltung von Kolonialbahnen sind
besonders bemerkenswert die Ausführungen über
sogenannte Bahnen mit gemischtem Betrieb (ver-
einigte Reibungs= und Zahnstangenbahnen). Als
gegebene Spur für Afrika wird der Meterspur
das Wort gesprochen. Die Abhandlung schließt
mit einem Abschnitt über die Finanzierung und
Unternehmungsform, Bauleitung und Verwaltung
und die Tarife. Überall wird vergleichsweise