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Reiseronte, im Lande Kisakka zwei große „weiße
Flecke" finden. Diese einer eingehenden Er-
forschung zu unterziehen und sie kartographisch
aufzunehmen, mußte nun eine Hauptausfgabe der
Expedition bilden, da diese Gegend bisher noch
von keinem Europäer betreten war, außer von
dem Grafen Goetzen, dessen Rontenaufnahme
aber, von Süden kommend, über den Mohasi
führt, während die Stanleysche nur den Süden
Kisakkas berührt.
Oberleutnant Weiß als Topograph und Dr.
Kirschstein als Geologe gingen daher zu diesem
Zwecke direkt von den heißen Quellen Mtagatas
an die Kanyonga-Fähre, wo sie mit Hilfe eines
Faltbootes, das sich trefflich bewährt hat, ihre
Lasten übersetzten und das Signal Oregero
bauten. Leutnant v. Wiese marschierte am 4.
von Rufuha ab, um auf dem Mpungu= und
Ruashama-Berge, westlich des Kakitumbe-Baches,
Signale zu errichten, eine Tätigkeit, die er später
auf die Nerubanga= und Ndama-Berge ausdehnte.
Vom Nerubanga nahm er dann eine genaue
Routenaufnahme bis zum Mohafi-Sce (Ost-Ende)
vor und arbeitet so dem Oberleutnant Weiß in
die Hand, dessen Aufnahmen im Osten ergänzend.
Oberlemnant Weiß ist zurzeit noch damit be-
schäftigt, nachdem schon in Karagwe eine Fülle
astronomischer, magnetischer und barometrischer
Beobachtungen, ständige Uhrvergleiche mit acht
Uhren, eine größere Anzahl stereosfkopischer und
photographischer Aufnahmen gemacht waren, diese
an dem West-Ufer des Kagera nach Süden fort-
zusetzen, um mit Klein-Triangulation, verbunden
mit Tovographie, in einigen Wochen den Mohasi-
See zu erreichen. Dr. Kirschstein als Geologe
ist ihm auch dort eine wertvolle Unterstützung,
denn so konnten an den geologisch interessanten
Puntten auch genaue topographische und stereo—
skopische Aufnahmen gemacht werden, die wiederum
durch Handstücke belegt wurden.
Dr. Kirschstein ist es ferner gelungen, in
Karagwe die stratigraphischen sowohl wie die
tektonischen Verhältnisse dieses geologisch inter-
essanten Berglandes in seinem nördlichen Teile
klarzustellen und namentlich die Beziehungen des
Bukoba-Quarzites zu den Kifumbiro-Schiefern zu
erkennen, sowie wertvolle Beobachtungen über die
Genesis der langen Nordwest-Südost streichenden
Senken und Quertäler zu gewinnen. Ferner
konnten interessante Beobachtungen über die Ent-
stehungsweise und Verbreitung des allgemein als
Rasen-Eisenerze bezeichneten Gesteins, Verwitte-
rungserscheinungen usw. angestellt werden. Auch
liegt die Wahrscheinlichkeit jungvulkanischen Ge-
steines auf dem Nerubanga-Berge vor, während
ich selber auf dem Bugiri am Runoni solches
vorgefunden habe. Irgendwelche nutzbringenden
Mineralien wurden jedoch nicht gefunden.
Dr. v. Raven marschierte am gleichen Tage
wie Leutnant v. Wiese von Rufuha ab und zog
mit einer kleinen Karawane westlich des Kaki-
tumbe und Lubogora in kleineren Märschen zum
Mohasi-See (West-Ende) hinunter, um dort in
längerem Standlager die Umgegend auf Tsetse,
Zecken, Anopheles usw. zu untersuchen. Seine
Befunde sind vom „ärztlichen“ Standpunkte
wenig befriedigend; „Mensch und Tiere unan-
genehm gesund“, lautet sein Bericht, Krankheits-
erreger fehlen fast ganz. Bei ihm befindet sich
Dr. Mildbread, um die Sumpfflora des Mohasi-
Sees einem eigenen Studium zu urnterziehen,
wolche anregendere Details als die Steppenflora
bietet. Dr. Czekanowski ist momentan auf den
Missionsstationen Sassa und Issawi tätig, wo die
unbekannten Gebiete Kissakkas und die wenig er-
forschten Süd-Rnandas ihm ein reiches Feld der
Tätigkeit bieten. Er wird dann selbständig zum
Kiwu folgen, von wo ein gemeinsamer Abstecher
zu den Batwa-Zwergen vorgesehen ist.
Leutnant Wintjens, Dr. Schubot und ich
selbst marschierten mit einer möglichst beschränkten
Trägerzahl am 5. Juli ebenfalls ab, um die
unbetretenen Gebiete zwischen dem Lubogora
und dem Kagera zu erkunden und faunistisch
klarzustellen. Wir bezogen ein längeres Stand-
lager am Lubogora und dann mitten im Pori,
gegenüber dem Ndama-Berge, an einem sumpfigen
Flußlauf, der zum Kagera abzuwässern scheint
und von den Eingeborenen abwechselud mit den
Namen Schaogaranga und Kalangassa be-
zeichnet wird. Dieser Flußlauf wurde auf einem
Erkundungsritt entdeckt, der von Leutnant Wint-
jens und mir auf das Geratewohl vom Lubogora
in östlicher Richtung unternommen wurde. Wir
waren mit Proviant und Wasser versehen und
nur von wenigen Askari und zehn Trägern be-
gleitet.
Dieser ganze Teil ist außerordentlich wild-
reich; die Hauptvertreter der Fauna sind Njimära,
Elen, Zebra, Swala, Riedbock sowie eine an-
scheinend neue Art Zwerg-Antilope und ein grauer
Ducker. In zwei Fällen nur sahen wir Pferde-
Antilopen. Hier konnte zum ersten Male der
Tele= und Bilitlichtapparat in wirkungsvolle
Tätigkeit treten. Das Nashorn dagegen fehlt
hier gänzlich und scheint nur östlich des Kagera,
in Karagwe, häufig zu sein. Das ganze Gebiet
aber beherbergt einen Reichtum an Löwen, der
wohl schwerlich seinesgleichen finden dürfte. Schon
bei dem Erkundungsritt sichteren wir ein fünf
Köpfe starkes Rudel, bei dessen Verfolgung von
Leutnant Wintjens eine starke Löwin geschossen
wurde, während ich selber einem heftig an-