Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Reiseronte, im Lande Kisakka zwei große „weiße 
Flecke" finden. Diese einer eingehenden Er- 
forschung zu unterziehen und sie kartographisch 
aufzunehmen, mußte nun eine Hauptausfgabe der 
Expedition bilden, da diese Gegend bisher noch 
von keinem Europäer betreten war, außer von 
dem Grafen Goetzen, dessen Rontenaufnahme 
aber, von Süden kommend, über den Mohasi 
führt, während die Stanleysche nur den Süden 
Kisakkas berührt. 
Oberleutnant Weiß als Topograph und Dr. 
Kirschstein als Geologe gingen daher zu diesem 
Zwecke direkt von den heißen Quellen Mtagatas 
an die Kanyonga-Fähre, wo sie mit Hilfe eines 
Faltbootes, das sich trefflich bewährt hat, ihre 
Lasten übersetzten und das Signal Oregero 
bauten. Leutnant v. Wiese marschierte am 4. 
von Rufuha ab, um auf dem Mpungu= und 
Ruashama-Berge, westlich des Kakitumbe-Baches, 
Signale zu errichten, eine Tätigkeit, die er später 
auf die Nerubanga= und Ndama-Berge ausdehnte. 
Vom Nerubanga nahm er dann eine genaue 
Routenaufnahme bis zum Mohafi-Sce (Ost-Ende) 
vor und arbeitet so dem Oberleutnant Weiß in 
die Hand, dessen Aufnahmen im Osten ergänzend. 
Oberlemnant Weiß ist zurzeit noch damit be- 
schäftigt, nachdem schon in Karagwe eine Fülle 
astronomischer, magnetischer und barometrischer 
Beobachtungen, ständige Uhrvergleiche mit acht 
Uhren, eine größere Anzahl stereosfkopischer und 
photographischer Aufnahmen gemacht waren, diese 
an dem West-Ufer des Kagera nach Süden fort- 
zusetzen, um mit Klein-Triangulation, verbunden 
mit Tovographie, in einigen Wochen den Mohasi- 
See zu erreichen. Dr. Kirschstein als Geologe 
ist ihm auch dort eine wertvolle Unterstützung, 
denn so konnten an den geologisch interessanten 
Puntten auch genaue topographische und stereo— 
skopische Aufnahmen gemacht werden, die wiederum 
durch Handstücke belegt wurden. 
Dr. Kirschstein ist es ferner gelungen, in 
Karagwe die stratigraphischen sowohl wie die 
tektonischen Verhältnisse dieses geologisch inter- 
essanten Berglandes in seinem nördlichen Teile 
klarzustellen und namentlich die Beziehungen des 
Bukoba-Quarzites zu den Kifumbiro-Schiefern zu 
erkennen, sowie wertvolle Beobachtungen über die 
Genesis der langen Nordwest-Südost streichenden 
Senken und Quertäler zu gewinnen. Ferner 
konnten interessante Beobachtungen über die Ent- 
stehungsweise und Verbreitung des allgemein als 
Rasen-Eisenerze bezeichneten Gesteins, Verwitte- 
rungserscheinungen usw. angestellt werden. Auch 
liegt die Wahrscheinlichkeit jungvulkanischen Ge- 
steines auf dem Nerubanga-Berge vor, während 
ich selber auf dem Bugiri am Runoni solches 
  
vorgefunden habe. Irgendwelche nutzbringenden 
Mineralien wurden jedoch nicht gefunden. 
Dr. v. Raven marschierte am gleichen Tage 
wie Leutnant v. Wiese von Rufuha ab und zog 
mit einer kleinen Karawane westlich des Kaki- 
tumbe und Lubogora in kleineren Märschen zum 
Mohasi-See (West-Ende) hinunter, um dort in 
längerem Standlager die Umgegend auf Tsetse, 
Zecken, Anopheles usw. zu untersuchen. Seine 
Befunde sind vom „ärztlichen“ Standpunkte 
wenig befriedigend; „Mensch und Tiere unan- 
genehm gesund“, lautet sein Bericht, Krankheits- 
erreger fehlen fast ganz. Bei ihm befindet sich 
Dr. Mildbread, um die Sumpfflora des Mohasi- 
Sees einem eigenen Studium zu urnterziehen, 
wolche anregendere Details als die Steppenflora 
bietet. Dr. Czekanowski ist momentan auf den 
Missionsstationen Sassa und Issawi tätig, wo die 
unbekannten Gebiete Kissakkas und die wenig er- 
forschten Süd-Rnandas ihm ein reiches Feld der 
Tätigkeit bieten. Er wird dann selbständig zum 
Kiwu folgen, von wo ein gemeinsamer Abstecher 
zu den Batwa-Zwergen vorgesehen ist. 
Leutnant Wintjens, Dr. Schubot und ich 
selbst marschierten mit einer möglichst beschränkten 
Trägerzahl am 5. Juli ebenfalls ab, um die 
unbetretenen Gebiete zwischen dem Lubogora 
und dem Kagera zu erkunden und faunistisch 
klarzustellen. Wir bezogen ein längeres Stand- 
lager am Lubogora und dann mitten im Pori, 
gegenüber dem Ndama-Berge, an einem sumpfigen 
Flußlauf, der zum Kagera abzuwässern scheint 
und von den Eingeborenen abwechselud mit den 
Namen Schaogaranga und Kalangassa be- 
zeichnet wird. Dieser Flußlauf wurde auf einem 
Erkundungsritt entdeckt, der von Leutnant Wint- 
jens und mir auf das Geratewohl vom Lubogora 
in östlicher Richtung unternommen wurde. Wir 
waren mit Proviant und Wasser versehen und 
nur von wenigen Askari und zehn Trägern be- 
gleitet. 
Dieser ganze Teil ist außerordentlich wild- 
reich; die Hauptvertreter der Fauna sind Njimära, 
Elen, Zebra, Swala, Riedbock sowie eine an- 
scheinend neue Art Zwerg-Antilope und ein grauer 
Ducker. In zwei Fällen nur sahen wir Pferde- 
Antilopen. Hier konnte zum ersten Male der 
Tele= und Bilitlichtapparat in wirkungsvolle 
Tätigkeit treten. Das Nashorn dagegen fehlt 
hier gänzlich und scheint nur östlich des Kagera, 
in Karagwe, häufig zu sein. Das ganze Gebiet 
aber beherbergt einen Reichtum an Löwen, der 
wohl schwerlich seinesgleichen finden dürfte. Schon 
bei dem Erkundungsritt sichteren wir ein fünf 
Köpfe starkes Rudel, bei dessen Verfolgung von 
Leutnant Wintjens eine starke Löwin geschossen 
wurde, während ich selber einem heftig an-
	        
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