Dikoa macht einen recht blühenden Eindruck;
ich habe nur wenig leerstehende Hütten gesehen.
Nach des Sultans Angaben findet seit Monaten
ein bedeutender Zuzug aus den Nachbargebieten
nach Dikoa statt. Acht Tage später kehrte ich
nach Kusseri zurück.
IV.
Das Ende des Mahdi Alhadji.
Bericht des Oberleutnants Strümpell.
Uban, 8. August 1907.
Am 24. Juli wollte ich von Mada über
Marua nach Ngundum-Ngundum marschieren,
um mich dort mit den Abteilungen Binder,
Bongor und Musgum zu vereinigen. Un-
mittelbar vor dem Aufbruch bekam ich jedoch eine
Meldung des Leutnants Nitschmann, meines
Vertreters in Garna, über die Erfolge des
Malum Wadai südlich Garua. Nitschmann
hielt die Lage in diesem neuen Aufstandsgebiet
für so ernst, daß er mich bat, sofort nach Garua
zu kommen. Gleichzeitig mit dieser Nachricht traf
von Oberleutnant v. Raven aus Binder und
von dem Lamido Sudi Abderrhaman aus Marua
die Mitteilung ein, daß der Mahdi Alhadji durch
Marua-Reiter bei Logone festgenommen und
als Gefangener nach Marua übergeführt worden
sei. Die Lage im nördlichen Ausstandsgebiet
war nunmehr wesentlich vereinfacht. Ich trat
deshalb den Eilmarsch nach Süden an (Bericht V
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Der Mahdi wurde durch den Lamido von
Marua nach Binder gebracht und dort auf Grund
rechtskräftiger Verurteilung durch den Alkali hin-
gerichtet. Das Dunkel, das bislang über seiner
Person schwebte, ist nunmehr gelichtet. Der
Mahdi stammte aus Mekka; er will dort die
göttliche Botschaft erhalten haben. Interessant
war seine Angabe, daß auch sein Vater, von
Allah begnadet, in die Ferne gezogen und im
Kampf gegen die Christen verschollen sei. Nach
langer Wanderung in Marua angekommen, hatte
der Mahdi tatsächlich bei dem Liman (Vorbeter)
Arabu Quartier genommen. Dort bereitete er
sich vor und trat dann in Ngundum-Ngundum
als Mahdi auf. Seine Aussagen stimmen dem-
nach mit den in Marua ermittelten Tatsachen
überein. Allerdings steht nunmehr auch fest, daß
der Zweck der Vorbereitungen des Mahdi in
„Marua und Umgegend reichlich bekannt war.
Der Malum Liman Arabu wird deshalb ein für
alle Mal unschädlich gemacht werden müssen. Die
Erhebung selbst ist als völlig gescheitert zu be-
trachten. Was noch zu tun übrig bleibt, ist eine
Bereisung der Gegend, die Bestrafung etwaiger
Teilnehmer und die Einziehung der Rgundum-
Agundum auferlegten Strafzahlung.
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V.
Der Aufstand des Malum Wadai.
Bericht des Oberleutnants Strümpell.
Uban, 8. August 1907.
Die Erhebung des Malum Wadai fällt
zeitlich mit derjenigen des Mahdi Alhadji zu-
sammen; sie scheint aber im Gegensatz zu der
bisherigen Annahme innerlich nicht mit ihr zu-
sammenzuhängen. Das geht schon daraus her-
vor, daß auch der Malum Wadai mit der aus-
gesprochenen Absicht, der Herrschaft der Weißen
ein Ende zu bereiten, sich in Uro Kohel zum
Mahdi erklärt hat. Sein Ziel reichte über Garua
hinaus; auch Yola war ihm ein Dorn im Auge.
Die beiden Erhebungen weisen viele gemeinsame
Züge auf; vor allem sind beide durch Ausländer
ausgeführt. Wie schon der Name besagt, stammt
der Malum Wadai aus Wadaiz; er ist aber schon
vor längerer Zeit nach Ngaundere ausgewandert.
Hier hatte er sich allmählich einen derartigen
Anhang gesammelt, daß sein Treiben dem Lamido
Maigalli gefährlich erschien und er ihn des Landes
verwies. Nach längerer Wanderung setzte sich der
Malum in Uro Kohel, etwa drei Tagemärsche
südlich Garua, fest, während ihm in Schuari und
Baki vorher ein ungnädiger Empfang bereitet
worden war. Urol Kohel gehört zu Garua und
liegt in einem Distrikt, dessen Fullah sich sehr
rein erhalten haben. Sie zeichnen sich zudem
durch Wissen und Fanatismus aus, bieten also
ein geeignetes Bearbeitungsobjekt für angehende
Mahdis. In seinem neuen Wirkungskreise sam-
melte der Malum rasch Anhänger und blieb da-
bei mit seinen Getreuen von Ngaundere in steter
Verbindung. Seine Tätigkeit zog allmählich wei-
tere Kreise; selbst in Garua machte sich ein stei-
gender Fanatismus bemerkbar. Schuljungen ent-
liefen, bei Europäern angestellte Dolmetscher oder
Jungen erzählten, man predige, wer mit dem
Weißen in Verbindung stehe, komme zur Hölle.
Ich habe bereits im Juni den Lamidos von
Garua und Tscheboa, denen die entlaufenen
Jungen gehörten, ernste Vorhaltungen gemacht
und sie auf die Gefahren hingewiesen, die ihnen
erwachsen könnten. Vor allem wurden sie auf-
gefordert, Nachforschungen nach dem mir und
wohl auch ihnen unbekannten Agitator zu halten.
Kurz nachdem die Nachricht von den Vor-
gängen bei Malampetel nach Garua gelangt war,
teilte der Lamido Baba mit, in Uro Kohel be-
finde sich ein Prediger, der die Leute zum Kampfe
gegen die Europäer aufstachle. Sein Anhang sei
jedoch sehr gering. Baba erhielt Befehl, den
Mann festzunehmen. Er entsandte seinen Sohn,
den Jerima Atiku, mit zehn Reitern und fünf
Fußsoldaten nach Uro Kohel. Der Jerima kam
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