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Deutsch-UNeuguinea.
Die Verwüstung von Kgrigan und Dagan.
Über die bereits erwähnten Verwüstungen der
Marianeninseln Agrigan und Pagan durch einen
Taifun (Kol. Bl. 1908, Nr. 1) liegt jetzt ein Be-
richt des Bezirksamtmanns in Jap vor. Dieser
hat mit S. M. S. Schiff „Kondor“ die Insel
Pagan besucht. Ein großer Teil der Kokos-
kulturen ist gänzlich vernichtet, besonders im Süden
und Norden. Die Pflanzung an der Bucht hat
weniger gelitten; indessen bedarf es auch dort
mehrerer Jahre, ehe wieder nennenswerte Ernten
zu erwarten sind. Menschenleben sind, wie schon
berichtet, nicht verloren gegangen. Ein von
Japan kommender Schuner brachte die sämtlichen
Pflanzungsarbeiter von Agrigan und den größten
Teil der auf Pagan beschäftigten Leute nach
Saipan.
Da die beiden Inseln verpachtet sind, werden
amtliche Fonds zur Beseitigung der Schäden
nicht in Anspruch genommen werden.
Die deutsche Darine-Sxpedition 1907 09.,)
Erster Bericht.
Matupi, 20. November 1907.
Die deutsche Marine-Expedition traf nach acht-
wöchiger glatter Fahrt auf den Lloyddampfern
„Bülow“ und „Prinz Sigismund“ am 3. No-
vember 1907 in Simpsonhafen auf Neu-
Pommern ein. Der Leiter der Expedition, Ma-
rine-Stabsarzt Dr. Stephan, machte noch am
selben Tage dem Kommandanten S. M. S.
„Planet“, Kapitänleutnant Kurtz, und am näch-
sten Tage dem Kaiserlichen Gouverneur Dr. Hahl
Mitteilung von der Ankunft der Expedition. Herr
Walden erhielt alsbald die Erlaubnis, sich auf
dem Regierungsdampfer „Seestern“ einzuschiffen,
der schon am 4. November nach Norden abfuhr.
Es wurde eine Kreuzfahrt durch die Admiralitäts-
inseln unternommen, Luf und St. Mathias an-
gelaufen und über Käwiang die Rückreise nach
Herbertshöhe angetreten, das am 19. November
erreicht wurde. Soweit es die Kürze der ver-
fügbaren Zeit zuließ, benutzte Herr Walden die
Gelegenheit, in den berührten Ortschaften ethno-
graphisch zu sammeln. ·
Dr. Schlaginhaufen wurde vom Kommando
S. M. S. „Planet“ gestattet, an einer Fahrt nach
Kieta auf Bougainville in den Salomonsinseln
teilzunehmen. Die Reise dauerte vom 9. bis
bef *) Aus der „Marine-Rundschau“ 1908, Februar-
beft. Vgl. auch „Deutsches Kolonialblatt“ 1007,
Seite 795 ff.
19. November. Dr. Schlaginhaufen beschränkte
sich auf anthropologische Studien und Messungen,
da schon zu Anfang 1908 Dr. Thurnwald vom
Berliner Museum für Völkerkunde zu längerem
Aufenthalt in Kieta eintrifft und sich vornehmlich
mit ethnographischen Studien beschäftigen wird.
Sammlungen sind bei flüchtigem Aufenthalte nicht
mehr anzulegen.
Marine-Stabsarzt Dr. Stephan blieb in Ma-
tupi und beschäftigte sich mit den unmittelbaren
Vorbereitungen zur Expedition, Vervollständigung
der Ausrüstung, Anwerbung von Arbeitern und
Erkundigungen mannigsacher Art. Er ließ außer-
dem durch den Photographen Schilling eine
größere Anzahl Bilder aufnehmen, die das Wirken
und die Schöpfungen des Gouvernements, des
Norddeutschen Lloyd, der Neu-Guinea-Kompagnie,
der Firma Hernsheim und die Tätigkeit des Ver-
messungsschiffes „Planet“ veranschaulichen. Sie
werden veröffentlicht werden und hoffentlich dazu
beitragen, die vielen falschen Vorstellungen richtig
zu stellen, die in der Heimat über unsere Süd-
seebesitzungen verbreitet sind. Kennt man sie doch
nur als ganz entlegene Inseln, wo Mord und
Totschlag und Menschenfresserei an der Tages-
ordnung sind, während sie in Wahrheit nur wenige
Dampfertage von Australien entfernt liegen und
bei dem fast überall schon herrschenden Land-
frieden ein rasches Aufblühen unverkennbar ist.
In mehrfachen Besprechungen mit dem Gou-
verneur wurde das eigentliche Arbeitsgebiet fest-
gelegt. Der Vorschlag des Gouverneurs, wenn
möglich die Erforschung einer der großen Inseln
zu Ende zu führen, begegnete sich mit dem von
vornherein gefaßten Plane, nicht große Gebiete
oberflächlich zu bereisen, sondern einen kleinen
Bezirk gründlich zu durchsorschen. Dazu gehörte
vor allem, daß man die Sprache seines Gebiets
erlernte und sich für die Verständigung mit den
Eingeborenen nicht auf das höchst mangelhafte
englische Kauderwelsch verließ. Von diesen lei-
tenden Gesichtspunkten aus wurde folgender Ar-
beitsplan festgelegt.
Herr Walden übernimmt die Erforschung des
Nordens von Neu-Mecklenburg. Das Land
ist dank den energischen Bemühungen des Sta-
tionschefs Boluminski völlig beruhigt und hat
ausgezeichnete Wege, Fahrgelegenheiten, Unter-
kunftshäuser, Farmen, Handelsstationen und son-
stige Stützpunkte. Trotz alledem ist es in volk-
licher, soziologischer, sprachlicher und religiöser
Hinsicht noch unbekannt und bietet dem Forscher
kurz vor dem Untergang seiner ursprünglichen
Kultur ein überreiches Arbeitsfeld.
Die drei anderen Expeditionsmitglieder werden
sich dem Süden der Insel zuwenden und zu-
nächst auf der Ostküste ein Zeltlager beziehen.