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Der Eisenbahnbetrieb beschäftigt ungefähr
5000 Eingeborene, die zuerst nur die unter-
geordnetsten Stellen innehatten.
Die Ausdehnung des Schienennetzes, das mit
der Linie von Haiphong nach Lao-Kay 1151 km
umfaßt, erforderte die Vermehrung des Nach-
wuchses; man kann heute schon mit dem Augen-
blick rechnen, in dem selbst die Aufseher Ein-
geborene sein werden.
Eine Einrichtung, die uns nutzbare Ergebnisse
liefern kann, ist schließlich die Schaffung einer
Universität; sie veranstaltet eine Anzahl von höheren
Unterrichtskursen für die aus der Kolonie und den
Nachbarländern stammenden Studenten. Diese
Universität wird besonders durch die Vermittlung
der französischen Sprache im äußersten Osten die
Kenntnis der europäischen Wissenschaften ver-
breiten.
Tonkin.
1898 gab es in Tonkin: 3 Elementarschulen
in Hanol, 2 in Haiphong, die den französischen
Kindern vorbehalten waren, sowie 14 franco-
anamitische Schulen. Jetzt sind die von den
Europäern besuchten Schulen: das Gymnasium
Paul-Bert (125 Schüler), das Institut für junge
Mädchen in Hanol (99 Schülerinnen), eine
Elementar-Knabenschule, eine solche für Mädchen
und sieben gemischte. Diese Elementarschulen
werden von 250 Kindern besucht.
Privatschulen gibt es 3; alle sind Ordens-
schulen: ein Gymnasium, eine Töchterschule, eine
Elementarschule. Sie zählen 300 Kinder.
besond Eingeb terricht erteilen:
85 öffentliche Elementarschulen, die 4000 Schüler
zählen; eine Lehrerbildungsschule; ein Gymnasium
für die Dolmetscher; eine für die Mandarinen-
töchter bestimmte Schule; eine Berufsschule für
Kunst und Handwerk, wo 160 Schüler unter
der Leitung eines japanischen Lehrers das künst-
lerische Gießen und das Lackieren erlernen; eine
Schule für Heilkunde; eine Handelsschule in
Haiphong; in Nam-Dinh die Gelehrtenschule, die
auch die technischen Angestellten für die verschie-
denen Dienstzweige der Verwaltung Indo-Chinas
vorbildet; endlich hat eine Gesellschaft, die Ver-
einigung für gegenseitigen Unterricht der Tonkinesen,
Kurse eingerichtet; zuletzt muß noch die von
chinesischen Studenten gegründete Schule Pavie
erwähnt werden; sie ist der Ansatz zu einer Ein-
geborenenuniversität, wie sie Herr Beau ins
Leben zu rufen beabsichtigt. Im ganzen gibt es
ungefähr 5000 Schüler in den amtlichen, den
Eingeborenen vorbehaltenen Schulen; in den
Den
Schreibschulen, wo kein französischer Unterricht
erteilt wird, gibt es 33 000 Kinder. Die Zahl
der schulpflichtigen Kinder kann aber auf minde-
stens 800 000 Kinder geschätzt werden.
Annam.
1899 erhielten 396 Schüler in fünf amtlichen
Schulen von 23 Lehrern franco-anamitischen
Unterricht. Der Privatunterricht umfaßte sieben
Schulen, wovon eine durch die Alliance
françaises gegründet war.
1906 gab es in Hus eine bedeutende Schule,
im übrigen Lande einige für die Eingeborenen
bestimmte Kantonalschulen.
Französische Niederlassungen in Ozeanien.
Etwa tausend Kinder besuchen 20 Elementar-
schulen; die Lage hat sich seit 1898 etwas ver-
ändert.
Madagaskar.
Der Unterricht ist Gegenstand beständiger
Sorgfalt seitens des Generals Gallieni gewesen;
er wünschte die eingeborenen Beamten an der
allgemeinen Verwaltung mehr und mehr teil-
nehmen zu lassen.
1896, bald nach der Eroberung, gab es auf
der Insel nur Privatschulen der verschiedenen
Missionen. Diese Schulen waren von sehr un-
gleichem Werte.
Der amtliche Unterricht auf Madagaskar be-
ginnt 1897. Angenblicklich besuchen 22 500
Eingeborene 550 amtliche Schulen. 9 dieser
Schulen sind Berufsanstalten (2 landwirtschaftliche,
4 Lehrerbildungs-, 3 Verwaltungsabteilungen),
die anderen sind gemischte Elementarschulen.
Außerdem gibt es in Tananarive eine Berufs-
anstalt, eine Schule für Heilkunde, eine Schule
für Seidenbau.
Von eigentlichen Privatschulen sind 182 vor-
handen; einige davon sind Handwerker= oder
Ackerbauschulen. Sie haben etwa 20 000 Schüler.
„Kinderschulen“ gibt es etwa 3500. Die
Zahl der schulpflichtigen Kinder kann auf 40 000
geschätzt werden.
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All diese wohldurchdachten und zweckent-
sprechenden Bemühungen auf dem Gebiete der
Eingeborenenunterweisung bilden die Grundlage
jener Assoziationspolitik, die sich uns so gebieterisch
aufdrängt.