Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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beritten gemacht. Dadurch wurde nach vor- 
herigem Training, bei Fütterung der Tiere mit 
Tsamas, eine vierzehntägige Operationsdauer ohne 
Tränken ermöglicht. Der Wasserbedarf für die 
Mannschaften wurde zum Teil auf den Reit-, zum 
Teil auf den Packtieren und durch eine besondere 
Kamelabteilung mitgeführt. Die letztere bildete 
für das Expeditionskorps außerdem eine besondere 
bewegliche Munitions= und Sanitätsstaffel von 
etwa 100 Tieren. Auf ihr wurden (bei Belastung 
des Kamels mit zwei Zentnern) verladen: 3 Tages- 
rationen, 2 Wasserrationen zu 1½ Liter, 50 Pa- 
tronen pro Gewehr, 2500 Patronen pro Maschinen- 
gewehr, Material und Vorratsgegenstände. 
Im ganzen wurden etwa 700 Kamele ver- 
wendet. Die Vorbereitungen zur Verwendung 
der Kamele für den Transport und die Aus- 
bildung der gesamten Mamschaften im Reiten 
auf den Kamelen nahmen viel Zeit in Anspruch. 
Die Wasserversorgung erfolgte von zwei an den 
Etappenlinien — dem Auob und dem Nossob — 
angelegten Wasserstationen. Auch ist durch zwei 
Bohrkolonnen der Versuch gemacht worden, weitere 
Quellen zu erschließen. Dabei mußte zum Teil 
bis zu einer Tiefe von 200 m hinabgegangen 
werden. Auf jeder Etappenlinie wurden ferner 
mehrere Magazine und Depots mit je einem Fuhr- 
park angelegt. Während der Operationen war 
die Nossob-Linie durch die 8. Kompagnie, die 
Auob-Linie durch die 1. Batterie gesichert. 
Zur Sicherstellung der Nachrichtenverbindung 
nach rückwärts wurde eine 200 km lange Tele- 
graphenlinie am Auob und Nossob entlang gebant. 
Der Gebrauch von Heliographen wird durch das 
ebene und dadurch für diesen Zweck unübersicht- 
liche Gelände erschwert, so daß auf einzelnen 
Stationen besondere Türme bis zu 10 m Höhe 
errichtet werden mußten. Mit Hilfe von Leucht- 
pistolen ist es gelungen, zwischen einigen, 50 km 
von einander entfernten Orten Signalverbindung 
herzustellen. Auch wurden Versuche mit Brief- 
taubenpost angestellt, die jedoch infolge der in 
jener Gegend befindlichen zahlreichen Raubvögel 
keine große Aussicht auf Erfolg boten. 
Wenn uun auch alle Vorbereitungen aufs sorg- 
fältigste getroffen waren, so erschien es doch sehr 
fraglich, ob die Expedition einen entscheidenden 
Erfolg zeitigen würde. Bei dem ungeheuer großen, 
etwa der ganzen Provinz Brandenburg ent- 
sprechenden Operationsgebiet, das dem Simon 
Copper zur Verfügung stand, lag die Gefahr vor, 
  
daß der Feind sich allen Weiterungen durch einen 
vorzeitigen Abmarschentziehen, die vormarschierende 
Truppe also einen Luftstoß führen würde. Ein 
umfassendes Vorgehen verboten die Wasserverhält- 
nisse der Kalahari. Zeitlich waren die Operationen 
an die Monate der Tsamasreife gebunden; auch 
verfügte Simon Copper über ein wohl eingerichtetes 
Spionagesystem, so daß eine Überraschung kaum 
möglich erschien. 
Wenn es nun doch gelungen ist, den Gegner 
am 16. zu stellen und ihm einen empfindlichen 
Schlag beizubringen, so spricht diese Tatsache be- 
sonders für die geschickten Maßnahmen des leider 
zu früh gefallenen Führers, Hauptmanns v. Erckert. 
Wiec schwer Simon Copper geschädigt sein muß, 
geht schon aus seinen Verlusten an Toten hervor. 
Wohl kaum jemals dürften in einem Gefecht gegen 
Hottentotten beim Gegner 58 Tote gemeldet 
worden sein. 
Leider ist es nicht geglückt, des Kapitäns selbst 
habhaft zu werden, dem es wohl in der von den 
Kapitänen meist beliebten Art gelungen ist, sich 
rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, während ein 
Teil seiner Orlogleute sich für ihn opferte. 
Der errungene Erfolg hat gezeigt, was unsere 
Schutztruppe auch unter außerordentlichen Ver- 
pflegungsschwierigkeiten zu leisten imstande ist. 
Bezeichnend ist, daß der Gouverneur nach einem 
am 20. März eingegangenen Telegramm die Wir- 
kung des Sieges noch höher einschätzt, als sie 
schon nach den bisherigen Nachrichten eingeschätzt 
werden mußte. 
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Die Werft Simon Coppers ist dadurch 
aufgefunden worden, daß man der Spur der 
Bande folgte, die am 8. März eine deutsche 
Patrouille am Anob überfallen hatte. In dem 
Gesecht am 16. stand der ganze Orlog Simon 
Coppers und Lamberts mit über zweihundert 
Mann und mehr als hundert Gewehren unserem 
Kamelreiterkorps gegenüber. Der Gegner verlor 
auch zwei Großleute, darunter einen Bruder 
Simon Coppers. Der infolge der großen An- 
strengungen und Entbehrungen sehr geschwächte 
Zustand der Kamele sowie der Mangel an Wasser 
verboten weitergehende Verfolgung; auch machte 
sich die Nähe der englischen Grenze als Hindernis 
geltend.
	        
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