Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

G 390 20 
mehr eine wirtschaftliche Bedeutung allerersten 
Ranges. Bisher sind Verheerungen durch In- 
sekten und andere Schädlinge nicht bekannt 
geworden. Doch rät der tropenerfahrene Land- 
wirtschaftsdirektor fortgesetzt zu größter Wachsam- 
keit. Die Regierung hat eine besondere Druck- 
schrift über die Maßregeln zur Vernichtung von 
Schädlingen unter den Pflanzern verteilen lassen. 
Handelswert des Lalang-Grases. 
Das bisher als wertlos angesehene und in 
den Kautschukplantagen energisch bekämpfte Lalang- 
Gras (Imperata arundinacea) soll nach neuer- 
lichen Untersuchungen bei entsprechender Be- 
arbeitung und Mischung mit anderen geeigneten 
Gräsern oder Stoffen ein brauchbares Papier 
liefern. Nähere Ausführungen hierüber finden 
sich im Novemberheft des Agricultural Bulletin 
für die Straits Settlements. 
Analyse des Plantagenkautschuks. 
Die Londoner wissenschaftliche und technische 
Abteilung des Reichsinstituts zur Untersuchung 
und Feststellung des Handelswertes wenig be- 
kannter oder besonders wichtiger Produkte und 
Mineralien hat bei Untersuchung von sechzehn 
Mustersendungen von Plantagenkautschuk aus den 
Vereinigten Malayenstaaten festgestellt, daß die 
eingereichten Proben von ausgezeichneter Qualität 
waren. Der Gehalt an Kautschuk betrug zwischen 
92,64 und 96,35 v. H., der Proteinstoffe von 
1,35 bis 3,58 v. H., der Harze von 1,38 bis 
3,58 v. H., Asche von 0,14 bis 0,56 v. H. und 
der Feuchtigkeit von 0,22 bis 0,60 v. H. Vier 
Proben enthielten 95 v. H. Kautschuk und sieben 
andere zwischen 94 und 95 v. H. 
Kautschuk-Ausstellung. 
Auf der vom 9. bis 11. August v. Is. in 
Kuala Kangsar (Peral) abgehaltenen landwirt- 
schaftlichen Ausstellung wurden Proben von 
Plantagenkautschuk ausgestellt, die die bei früheren 
Ausstellungen gezeigten Proben nach Menge und 
Güte weit übertrafen. Die Sheet= und „Biscuit“-= 
Klasse war am meisten vertreten. Die bekannte 
blasse Farbe, die von den Käufern auf dem 
Londoner Markt verlangt wird, zeigten nur 
wenige Stücke dieser Klasse. Es wurde vermutet, 
daß die heiße trockene Witterung, die vor der 
Ausstellung geherrscht hat, die Nachdunklung des 
Kautschuks mit veranlaßt hat; verschiedene Pflanzer 
erklärten auch, daß Kautschuk von dieser Farbe 
bei trockenem Wetter schwieriger herzustellen sei.“) 
*) Im hiesigen botanischen Garten wurde da- 
gegen festgestellt, daß das Einsammeln und Verarbeiten 
des later bei bedecktem Himmel und feuchtem Wetter 
nicht dunkleren sondern helleren Kantschuk ergebe. 
  
Kautschuk in trockenen Blöcken — eine nur wenig 
vertretene Form — war von erster Güte und die 
Blöcke von gleichmäßiger Größe; Kautschuk in 
nassen Blöcken (auch nur in einzelnen Exemplaren 
ausgestellt) war von leidlich guter Qualität. In 
der „Rambong“-Klasse (Kautschuk von Ficus 
Elastica) war eine größere Gleichmäßigkeit in 
der Qualität zu konstatieren als bei den anderen 
Gruppen. 
Zapfungsmethoden. 
Nach den hiesigen Erfahrungen ist die Menge 
des Kautschuks in latex hauptsächlich vom Alter 
der Rinde abhängig. Die Pflanzer in den Staaten 
zapfen daher an jungen Baumen nur ein Viertel 
der Rinde von den untersten fünf Fuß des 
Stammes vom Boden aufwärts und zwar so, daß 
dieser Teil des Stammes in zwei Jahren gezapft ist. 
Für die nächste Zapfung wird der dem bereits ab- 
gezapften Teil gegenüberliegende Teil von der Größe 
des vorher gezapften Biertels ausgewählt und die 
Zapfung so vorgenommen, daf dieser Teil in weniger 
als zwei Jahren gezapft ist. Mit dieser Methode 
wird abwechselnd fortgefahren, bis der ganze 
Stamm gezapft ist. Bei älteren Bäumen wird 
der Stamm in Hälften abgezapft. Dadurch be- 
decken die durch das Zapfen entstandenen Streifen 
diese Stammeshälfte in weniger als zwei Jahren. 
Nach dieser Zeit wird auf der anderen Hälfte des 
Baumes fortgefahren. Die zweite Rinde (die 
alte Rinde ist durch das Zapfen nach und nach 
entfernt worden) hat daher drei Jahre Zeit zur 
Bildung, was als Mindestzeitmaß für die Aus- 
reifung des Kautschuks angesehen wird. Von 
anderer Seite wird dagegen dringend empfohlen, 
dem Baum eine kurze Ruhezeit zur Erholung zu 
geben. Die beim Zapfen entstandene Wunde in 
der Rinde bleibt etwa eine Woche offen. Inner- 
halb eines Monats soll nicht mehr als ½ Zoll 
der Rinde weggeschnitten werden. Die Pftanzer 
der Vereinigten Malayenstaaten sollen den Gräten- 
schnitt dem Spiralschnitt, wie er in Ceylon an- 
gewendet wird, vorziehen. Die Funktionen des 
lates stehen auch hier noch nicht fest. Man 
nimmt in zuständigen sachverständigen Kreisen 
jedoch an, daß der later mit dem Saft des 
Baumes nicht identisch ist und daß er sich von 
diesem als besonderes Produkt absondert. 
Handelswert des Samens. 
Da die Nachfrage nach Hevea Brasiliensis= 
Samen für die in der Bildung begriffenen Plan- 
tagen noch groß und die dafür gezahlten Preise 
noch hoch sind, kommt eine anderweitige Ver- 
wertung desselben vorerst hier noch nicht in 
Frage. Er scheint zu Futtermitteln geeignet, da 
er von Tieren gerne genommen wird. Doch ist
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.