Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Deutsch-Südwestafrika. 
Vom Bau der Südbahn. 
Ende April ist nach einer amtlichen telegra- 
bhischen Meldung die am linken Ufer des Großen 
Fischflusses gelegene Station Secheim eröffnet 
worden. Nachdem somit die schwierige Strecke 
des Modder-, Gunab-, Naiams= und Fischflußriviers 
in zeitraubendem Vortrieb bewältigt ist, wird die 
Gleisspitze auf dem letzten, günstigeren Abschnitte 
wieder rascher vorrücken und in wenigen Mo- 
naten in Keetmanshoop sein können. 
Jur Kröbeiterfrage. 
Der Mangel an ausreichendem Arbeiter- 
material hat sich beim Bau der Otavibahn und 
im bergbaulichen Betrieb von Tsumeb wiederholt 
empfindlich bemerkbar gemacht. Um so erfren- 
licher ist die vom Gouvernement soeben über- 
mittelte Nachricht, daß neuerdings ein starker 
Zuzug von Ovambos zum Bahn= und Minen- 
bau im Norden des Schutzgebietes stattfindet. 
Jüngst sind in einer Woche annähernd tausend 
Ivambos bei der Tsumeb= und Guchab-Mine 
neu eingestellt worden. Die Leute meldeten sich 
— angeblich auf Befehl ihrer Kapitäne zu- 
nächst beim Bahnbau Otavi—Grootfontein; sie 
wurden dann, da sie wegen der inzwischen er- 
solgten Vollendung nicht mehr benötigt wurden, 
an die Minen überwiesen. 
Dieser Zuzug von Ovambo-Arbeitern ist auf 
Linen Werbezug zurückzuführen, den der Bur 
Dirk Oosthnizen im Novoember unternommen 
hat. Der Gouverneur hatte diesem die Erlaubnis 
zur Arbeiteranwerbung erteilt. Oosthuizen ist 
don Ovambohäuptlingen bekannt. 
Unter den bei der Guchab-Mine eingestellten 
OLvambo befinden sich übrigens auch einige Herero, 
die ebenfalls aus dem Ovamboland gekommen 
lind und als Ovambo gelten wollten. Sie sind 
wie diese nur mit einem Lendenschurz bekleidet 
kand haben nach Ovambo-Art das Kopfhaar bis 
aur einen Haarbüschel in der Mitte kurz geschoren. 
Als Grund für ihre Verkleidung führten sie an, 
ie hätten Furcht gehabt, als Herero erkannt und 
eshalb gestraft zu werden. Sie erzählten weiter, 
imi Ambolande hielten sich noch viele (7) Herero 
auf, die gerne zurückkommen wollten; sie fürchteten 
ber, wegen ihrer Teilnahme am Aufstand be- 
san zu werden und den Rest ihrer Viehbestände 
verlieren. Im allgemeinen geht es ihnen 
nach ihrer Aussage bei den Ovambos schlecht. 
  
Für den Fall, daß wirklich weitere Hereros 
aus dem Ovambolande zurückkehren sollten, hat 
der Gouverneur Anweisung gegeben, ihnen ihr 
Vieh zu belassen. Dafür müssen sie sich aber 
verpflichten, unter Aufsicht in Gegenden zu 
wohnen, die ihnen im Hererolande als Wohn- 
und Weideplätze zugewiesen werden. 
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Deutsch-Ostafrika. 
Die zentralafrikanische Sxpedition S. P. des Perzogs 
AKdolf Friedrich Zu ecklenburg-Schwerin.-) 
Béni am Semlikifluß (Zentralafrika), 
0. Januar 1908. 
OÖstlich von der zum Kivugebiet gehörigen 
Landschaft Bugoie dehnt sich jener große, nach 
Westen fast bis an den Stebeyafluß heranreichende 
Urwaldkomplex aus, der erst an wenigen Stellen 
von Weißen betreten worden ist. Er birgt das 
Volk der Watwa, jenes Räuber= und Jägervolk, 
dessen ich früher schon Erwähnung tat. Dr. v. Raven, 
der pôre supéricure der Missionsstation Njundo, 
der ein passionierter Jäger und guter Schütze ist, 
und ich streiften mit diesen Kerlen im September 
schon seit 14 Tagen im Urwald herum, um die 
Geheimnisse dieses zoologisch noch völlig un- 
bekannten Bergwaldes, dessen größte Höhen bis 
auf 3000 m ansteigen, nach Möglichkeit zu lüften. 
Manche Rarität hatten wir schon gesammelt, aber 
noch keinem von uns war es bisher gelungen, 
des Menschenaffen ansichtig zu werden, dessen 
Vorkommen im Bugoiewalde nach den Angaben 
der Eingeborenen und Missionare erwartet werden 
konnte. 
Aus dem Kivugebiet war bisher erst ein 
Eremplar des Menschenaffen, das im Jahre 1904 
von Hauptmann v. Behringe am Saoyino er- 
legte, bekannt geworden. Es erhielt im Berliner 
zoologischen Museum den Namen CGorilla Beh- 
ringei. Nach Aussage von Eingeborenen am 
Mgahinga wurde dort im letzten Jahre ein zweites 
Erxemplar, zweifellos ebenfalls Behringei, auch 
Kimanda impundu genannt, von einem belgischen 
Herrn geschossen. Ich habe näheres hierüber nicht 
in Erfahrung bringen können. 
Die Erlegung eines Vertreters der im Bugoie- 
walde lebenden Gattung mußte also einen wert- 
vollen zoologischen Beitrag liefern. 
Nach unseren späteren Beobachtungen lieben 
die Gorillas besonders die Ränder des hohen 
*) Auszüge aus den Reiseberichten des Ler- 
zogs in der „Täglichen Rundschau". Vgl. „KNol. Bl.“ 
1908 Nr. 3. Seite 111 ff. und Nr. 7. Seite ½31 fl.
	        
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