Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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von einer außerordentlichen Armut. Die Butam, 
die an der Küste nur wenig und tiefer in den 
Bergen überhaupt noch nicht mit Europäern in 
Berührung gekommen find, dürften zu den am 
tiefsten stehenden Stämmen gehören, die es über- 
haupt noch auf der Erde gibt; ihr genaueres 
Studium wird demnach für die Wissenschaft wert- 
volle Ergebnisse liefern. Wie weit die Butams 
der süd-neumecklenburgischen Berge mit den Berg- 
stämmen der Gazelle-Halbinsel, den Bainingern, 
den Taulil und den Mitte der achtziger Jahre 
des vorigen Jahrhunders ausgestorbenen Butams, 
die in der Nähe des Varzin-Berges gesessen haben, 
verwandt sind, bedarf noch näherer Untersuchung. 
Wenn die genannten Bergstämme jemals zu- 
sammengehangen haben, muß die Verbindung seit 
undenklichen Zeiten unterbrochen sein, wie allein 
aus der Verschiedenheit der Sprache und der Kunst 
geschlossen werden kann. Während die Baininger 
bis in die jüngste Zeit Sklaven der Uferbevölkerung 
waren, besteht ein solches Verhältnis zwischen den 
Butam und den Küstenstämmen nicht und hat 
allem Anschein nach auch früher nicht bestanden. 
Ein Zwergvolk, wie behauptet worden ist, sind die 
Butam nicht, es wurden sogar auffallend große, 
schlanke Leute unter ihnen gefunden. 
4 In dem Dorfe Unfutt wurden bei der Feier 
eines Papau genannten Geheimbundes interessante 
photographische und phonographische Aufnahmen 
gemacht. Um in das Bergdorf Kau zu gelangen, 
mußten mehrere tiefe und reißende Bergströme 
durchwatet werden. Bei dem größten, dem Danfu, 
diente eine zwischen den beiden Ufern ausgespannte 
starke Liane zum Festhalten und verhütete, daß 
man von der Strömung mit fortgerissen wurde. 
Das Tal dieses Flusses, der seine Wassermassen 
zwischen tief eingeschnittenen Felsen und dunklen 
Urwäldern in brausendem Laufe zum Meere führt, 
ist von überwältigender Schönheit; der oft nur 
handbreite Pfad quert zu wiederholten Malen 
senkrechte Felswände. Das Dorf Kau war noch 
  
niemals von einem Weißen betreten worden. Die 
Männer gingen völlig nackt, die Frauen waren 
nur mit einem Schurz bekleidet und stützten sich 
auf lange Bergstöcke, um die auf dem Kopf ge- 
tragenen Taro-Lasten die steilen Wege hinauf- 
zubringen. 
Dem weiteren Vordringen in das gänzlich 
unbekannte Innere der Insel setzte die Ende De- 
zember beginnende Regenzeit vorläufig ein Ziel, 
weil dann ein Teil der Flüsse ungangbar wird. 
Aus diesem Grunde mußte auch der Besuch eines 
Inietfestes unterbleiben. Zu Ende des Jahres 
mußte wegen schweren Nordweststurmes das Zelt- 
lager vorübergehend niedergelegt werden. Die 
Regenzeit wurde zur Aufzeichnung und Erlernung 
der Sprache von Muliama, zu soziologischen und 
anthropologischen Studien und zur Verwahrung 
der Sammlungen benutzt, auch wurden regelmäßig 
meteorologische Beobachtungen gemacht. Täglich 
findet ärztliche Behandlung der Eingeborenen statt, 
die jetzt schon von weit her kommen, um sich ihre 
tiefen, entsetzlich vernachlässigten Wunden behan- 
deln zu lassen. Der Gouverneur hat den Leiter 
der Expedition aufgefordert, seine Aufmerksamkeit 
auch der Erhaltung der Bevölkerung zuzuwenden 
und ein Gutachten über die Ursachen des Volks- 
rückganges abzugeben. 
Mit der nächsten Schiffsgelegenheit soll die 
Tanga-Gruppe (Caans-Inseln) besucht werden, 
die geographisch noch nicht genau festgelegt ist. 
Die Gruppe liegt etwa 45 Seemeilen nordwestlich 
vom Hafen von Muliama und soll in vieler Hin- 
sicht noch ursprünglicher sein als die Landschaft 
Muliama, die mit ihr die Sprache gemein hat. 
Der Verkehr zwischen den beiden Gebieten erfolgt 
zur guten Jahreszeit in den „Mou“ genannten 
Plankenbooten der Eingeborenen, die schwerem 
Wetter allerdings nicht gewachsen und gewöhnlich 
verloren sind, wenn sie von solchem überrascht 
werden. 
Kolonialwirtschaftliche Oitteilungen. 
Eine ZKusstellung von Baumwoll-Erntebereltungs- 
maschinen In Berlin. 
Zur Einführung eines neuen Maschinen- 
industriezweiges in Deutschland im Interesse des 
lolonialen Baumwollbaues hat das Kolonial= 
Wirtschaftliche Komitee mit Unterstützung des 
Reichsamtes des Innern in der Maschinenhalle 
des Instituts für Gärungsgewerbe in Berlin, 
Seestr. 4a eine Ausstellung amerikanischer 
undenglischer Baumwoll-Erntebereitungs- 
maschinen veranstaltet, die noch bis 3. Juni 
von vormittags 10 Uhr bis nachmittags 5 Uhr 
bei freiem Eintritt geöffnet ist. 
Zum ersten Male werden in Deutschland 
Baumwoll-Entkörnungsmaschinen (Walzen= und 
Sägensystem), Ballenpressen und Baumwoll-Sä- 
maschinen im Betrieb vorgeführt. Die Rohbaum- 
wolle stammt aus Togo und Deutsch-Ostafrika. 
Die Vorführungen im Betrieb finden noch am 
20. Mai, 27. Mai und 3. Juni vormittags von 
10 bis 12 Uhr statt. 
In den deutschen Kolonien sind bereits Baum-
	        
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