Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

ganz fehlte. Die Nordbezirke hatten Faser von 
der Sansiviers guineensis und von der Olpalme 
ausgestellt; Piassava war in recht guter Beschaffen- 
heit vorhanden. Auch die Früchte der Wein- 
palme waren beigelegt. Als Merkwürdigkeit 
möge hier ein Ballen weißen Rindenstoffs Er- 
wähnung finden, der aus der Rinde des Chenchen- 
Baumes, einer Antiarisart, hergestellt war. 
Die dritte Abteilung umfaßte die Erzeugnisse 
der eigentlichen Ackerwirtschaft. Sie war wohl 
nicht so reichhaltig beschickt, wie die denselben 
Bereich umfassende Abteilung der Ausstellung 
von Palime. Aber es kann im allgemeinen 
nichts schaden, wenn eine etwas größere Aus- 
wahl bei Annahme von Ausstellungsgegenständen 
waltet. In Palime hatte gerade bei diesen 
Gruppen manches Minderwertige Einlaß ge- 
funden, was hier nicht der Fall war. Ich fand 
Jams und Kassava, Bataten und Coleus 
Tuberosus, Taro, Zwiebeln und Ingwer, ver- 
mißte aber Knoblauch und Kassada-Stärke. Da- 
homey hatte sich auch an der Ausstellung dieser 
Gruppe beteiligt; von dort lag zugleich ein 
Herbarium mit gut behandelten Pflanzen aus. 
Ich sah in reichlicher Menge Bohnen und Erd- 
nüsse, Tigernüsse, Wassermelonen, Ochro und 
Arrowroot, das in Palime ganz fehlte. Es 
fanden sich Pfeffer und Amomum melegueta, 
auch die Früchte von Monodora myristicia und 
von Kylopia zthiopica sah ich, aber keine To- 
maten. Ich erwähne ferner Zimt, Zuckerrohr, 
Eierfrucht, vermißte aber eßbare Pilze. Von 
europäischen Gemüsen sah ich Radieschen und 
Mohrrüben. Auch etwas Tabak lag hier aus. 
Von Getreiden waren Mais, Reis, Kolben= und 
Rispenhirse, nicht aber Panicum vertreten. Auch 
Küstensalz und Butter von den Nordbezirken 
waren in dieser Gruppe anzutreffen. An 
Früchten fand ich sehr schöne Bananen in reicher 
Menge, Ananas und Apfelfinen; von den riefigen 
Früchten von Citrus decumanga konnte ich mir 
etwas Somen verschaffen. Auch die Früchte 
von Mimusops Diare und von Pentaclethea 
macrophylla waren zu finden. 
Von Fetten aus Bäumen der Wildnis war 
nur Schiebutter zu sehen, die auch von Dahomey 
ausgestellt war. Al die vielen Ole, Fette und Fett- 
früchte, die man auf der Ausstellung in Palime 
fand, fehlten. 
Wunderschön war die Gruppe „Blumen“ 
beschickt, wenigstens im Vergleich zu dem, 
Togo in dieser Beziehung bieten kann. Ich sah 
köstliche Rosen in großer Menge, Nelken, 
Balsaminen Holunder, Flieder und Gardenien 
in großer Pracht, dazu von Liebhabern ganze 
Sammlungen von Orchideen und Farnen, — 
  
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vielleicht ein Zeichen größerer Muße oder doch 
feineren Schönheitssinnes der dortigen Europber. 
Von der zweiten Gruppe, die das Vieh ent- 
hielt, ist wenig zu sagen. Ein Paar putzige 
Kätzchen mit roten Seidenbändern um den Hals, 
die ein zartes Gemüt ausgestellt hatte, gehörten 
zu den besten Exemplaren des Tierreichs auf der 
Ausstellung. Rindvieh war nur in wenigen 
Stücken vorhanden; ihr Anblick erfreute wohl 
niemanden. 
Auf der Ausstellung fanden auch Erzeugnisse 
des Gewerbefleißes Aufnahme. Da waren 
denn die prächtigen Ausstellungen der Minen- 
Gesellschaften recht belehrend. Außer goldhaltigen 
Quarzen mit außergewöhnlich reichem Goldgehalt 
fand sich dort auch eine bildnerische Darstellung 
der jährlichen Ausfuhrwerte des Goldes, die den 
staunenswerten Aufschwung der Minenwirtschaft 
vor Augen führte. 
Der Chief Commissioner von Aschanti hatte 
von dortigen Großleuten alten Schmuck zur 
Ausstellung überbracht: Goldschilder und platten, 
beschläge und Perlen. Die Verzierungen der 
Schmucksachen waren meiner Ansicht nach durch- 
aus indisch-buddhistischer Art; es schien mir, als 
ob die Aschantier die Bearbeitungskunst mittelbar 
von Portugiesen überkommen hätten, die wohl 
ihrerseits Muster von Goa oder Diu angewendet 
haben. 
Über die große Menge von sog. Kuriositäten 
will ich schweigen. Doch war mir die Ausstellung 
von Sträflingsarbeiten höchst lehrreich. Außer 
Schuster= und Böttcherarbeiten fand sich dort eine 
reiche Menge von Kokosfasermatten, die mir recht 
gefielen. Ihre Herstellung dürfte auch für Togo 
von Nutzen sein. 
Ich kann meinen Bericht nicht schließen, ohne 
der Ausstellung der Eisenbahnwerkstätten zu 
gedenken. Die Eisenbahnverwaltung hat in 
Secondi sehr umfangreiche Werkstätten. Durch 
das Entgegenkommen des stellvertretenden Be- 
triebsleiters fand ich Gelegenheit, mich eine 
Stunde in diesen Werkstätten aufhalten zu können. 
Man ist dort imstande, ganze Lokomotiven (bis 
auf die Räder) herzustellen. Neben Wagenfedern 
und Erzeugnissen der Gelbgießerei war auch eine 
Draisine aufgestellt. 
Kus dem „Kropenpfianzger“. 
Das Maiheft des „Tropenpflanzer“ bringt 
zunächst einen ausführlichen Bericht über die vom 
Kolonial. Wirtschaftlichen Komitee veranstaltete, an 
anderer Stelle besprochene Ausstellung ameri- 
kanischer und englischer Baumwoll-Ernte- 
bereitungsmaschinen. In einem größeren
	        
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