Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Das S#nngeschäft in den Stralts Settlements und den Vereinigten OMalalenstaacten im Jahre 1907. 
Für den Zinnbergbau der Straits Settlements und der Bereinigten Malaienstaaten ist das 
Jahr 1907 durch eine weitere Zunahme des maschinellen Maschinenbetriebs bemerkenswert, den 
nunmehr nicht nur alle europäischen Minen ausgenommen haben, sondern für den auch chinefische 
Minen sich zu interessieren anfangen. Die Entwicklung fördert die Regierung durch strengere Maß- 
nahmen, die auf eine sorgfältigere Ausbeutung der erpachteten Zinnländereien abzielen, wie Schonung 
und Erleichterung der Schaffung von Wege= und Wasserrechten usw. 
Der größte Teil des Zinnerzes wird indessen immer noch nach der altien chinesischen 
Methode, nämlich durch Waschen der zinnführenden Bodenschicht in Holzrinnen, gewonnen, und es 
sind immer noch etwa 85 v. H. aller bearbeiteten Zinnfelder in chinesischem Besitz. 
Hatten die hohen Zinnpreise in der ersten Hälfte des verflossenen Jahres die Ziungewinnung 
gefördert, so hat der außerordentliche Preissturz im 2. Halbjahr (von 96 3 pro Pikul im Monat 
Januar auf 63 3 im Monat Dezember) viele schwach finanzierte und teuer arbeitende Minen zur 
Einstellung der Arbeit gezwungen. Die Gesamtausfuhr an Zinn und Zinnerz aus den Vereinigten 
Malaienstaaten ist aber demungeachtet gegenüber der des Vorjahres nur um 3150 Pikul = 1875 d2 
zurückgeblieben. Wie hoch die Ausbeute selbst war, läßt sich jetzt noch nicht feststellen; manche Kreise 
nehmen an, daß sie, da das Zinnerz von einer Anzahl Gruben in Erwartung besserer Preise viel- 
fach nicht verkauft und daher auch nicht ausgeführt wurde, die Ausbeute des Jahres 1906 
(486 182 dz) erreichen, wenn nicht übersteigen wird. 
  
Von den einzelnen Staaten wurden ausgeführt: 
  
1907: 
aus Zinn Zinnerz 
Pikul 
Perack 99745,35 (— 336624,28) 332 141,16 (+ 29 101,80) 
Selangor. 82 093,39 (— 34 874,91) 191 806,68 (+ 40 151,36) 
Negri Sembilan 40 198,75 (□ 7291, 11) 34 955,86 (J 4 660,04) 
Pahang 12 619,83 (P 3 199,60) 20 575,06 (— 4992,80) 
Zusammen 234 157,32 (— 72590,70) 579 478,76 (+ 69 440,33) 
138 379,36 d2z 344 927,83 dz 
Berücksichtigt man, daß diese Ausbeute fast nur aus den schon bekannten und seit Jahren 
bearbeiteten Zinnfeldern stammt und daß neue Distrikte nicht aufgeschlossen worden sind, so ergibt 
sich, daß die Lebensdauer gewisser Zinnfelder länger zu sein scheint, als man bisher angenommen 
hat. Besonders gut war die Ausbeute des Staates Selangor, welche die des Vorjahres um 
5276 Pikul = 3140 dz überstieg. Dabei galten die Zinnfelder dieses Staates seit den letzten Jahren 
als erträgnisarm und der Erschöpfung nahe. 
Reichhaltiges zinnführendes Gestein soll in letzter Zeit an der Grenze des Kinta-Bezirks 
und Batang Padang-Bezirks neu aufgefunden worden sein. 
Der Preisrückgang hat Zeitungsnachrichten zufolge dazu geführt, daß zu Anfang des Jahres 
1908 über 100 chinesische Zinnminen mit etwa 30 000 Kulis den Betrieb eingestellt haben. Von 
diesen Minen sollen nach Mitteilung von chinesischer Seite zuerst diejenigen geschlossen worden sein, 
die bei einem Preise des Metalls von 80 bis 90 3 nach der alten chinesischen Methode nicht mehr 
bearbeitet werden konnten. Die Zahl dieser Minen soll etwa 40 v. H. der chinesischen Zinnminen 
betragen. Auch bei einem Preise von 65 3 sollen Minen, namentlich solche, die nicht genügendes 
Kapital besaßen, geschlossen worden sein. Die Zahl der chinesischen Minen, die bei einem Zinn- 
preise von 50 3 pro Pikul nicht mehr abgebaut werden können, wird von derselben Seite auf etwa 
25 v. H. angegeben. 
Das Zinngeschäft war übrigens im Jahre 1907 außer durch die Erschütterung des ameri- 
kanischen Marktes, dessen Zinnaufnahme zurückging, besonders durch einen Londoner Spekulanten 
beunruhigt worden, der von der à la hausse spekulierenden Gruppe der einheimischen Händler und 
Grubenbesitzer, der er bis dahin angehört hatte, plötzlich aussprang und durch Warrant-Verkäufe 
den Preis warf.
	        
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