Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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von Bergreis, Erdnüssen, Mais und minder— 
wertigeren Tabaken recht aussichtsreich erscheinen. 
Das Großvieh und die Pferde leiden hier überall 
stark unter Tsetse. Frühere häufige Zuchtversuche 
der Chefs waren offenbar meist nur auf be— 
schränkte Zeit erfolgreich. 
Über das ausgedehnte Bafiagebiet — seine 
Abgrenzung nach Norden habe ich nicht feststellen 
können — moöchte ich, da es von allen mir be- 
kannten Kamerunlandschaften in vieler Beziehung 
wesentlich abweicht, zunächst im allgemeinen 
berichten. 
Soweit bei den geringeren Fernblicken fest- 
gestellt werden konnte, ist das Land der Bafia- 
stämme, von denen von Nordost nach Südwest 
Buriama, Ambassa, Jambassa, Babe-diiba, Bun- 
gandu, Bomende und Babungo passiert wurden, 
im Osten und Südosten flach; nach Westen, mehr 
aber noch nach Norden steigt es zu recht be- 
deutenden Berglandschaften an. Die vom 
äußersten Nordostbakoko nach Bafia gesichteten 
Berge haben trotz der erheblichen relativen 
Höhenlage ihrer Umgegend sicher selbst noch 
1000 m relative Höhe. Das Land ist fast durch- 
weg Grasland; Galleriewälder an den sehr zahl- 
reichen kleinen Wasserläufen sind vorhanden, aber 
nicht sehr ausgeprägt. Dagegen finden sich auf 
Anhöhen mit Ansiedlungen oder mit Spuren 
von solchen aus früherer Zeit sehr auffällig, mit 
weitläufigen lebenden Zäunen umgebene Haine. 
Ob künstlicher oder natürlicher Ursprung an- 
zunehmen ist, wage ich nicht zu entscheiden. Der 
Lebome und die Bejawa an der Westgrenze, 
beides reine starke Gebirgswässer, scheinen mit 
ihren Zuflüßchen das gesamte hydrographische 
System des Bafialandes darzustellen. 
Bis auf den äußersten Süden und Südosten 
ist das Land auperordentlich dicht bevölkert. Die 
Bevölkerung weicht im Außeren, in Sprache, 
Sitten, Bekleidung usw. ganz wesentlich von allen 
mir bekannten Stämmen ab. Dem äußeren 
Habitus nach erinnert sie etwas an Bamum und 
ähnliche Stämme des Nordens, wohin vielleicht 
auch das mir und meinen Leuten völlig un- 
bekannte Idiom gehört. Auch die Haartrachten 
erinnern an den Norden. Dörfer wurden über- 
haupt nicht gesehen und sollen ebensowenig vor- 
handen sein, wie größere Häuptlinge. Das Land 
ist vielmehr dicht bedeckt mit kleinen und kleinsten 
Gehöften, die offenbar nur eine einzelne Familie 
beherbergen und von deren Farmen umgeben 
sind. Diese Gehöfte scheinen einen gemeinschaft- 
lichen Chef nur im Kriege anzuerkennen. Eigen- 
tümlich waren die trotz des Reichtums an Bächen 
bei jeder Niederlassung gegrabenen Wasserlöcher. 
Sehr merkwürdig erschien der offenbar enorm 
ausgeprägte Amulett-Aberglaube, den ich in so 
  
prägnanter Form bei noch keinem der erst be- 
rührten Volksstämme vorgefunden habe. Am 
Körper, an jedem Gebäude, in jeder Niederlassung 
an jedem Stück Vieh, jedem Fruchtspeicher, jedem 
Wege, kurz überall waren massenhaft sog. 
„Medizinen“ angebracht. 
Die Bekleidung der männlichen Bevölkerung 
— Weiber wurden bei der durchweg feindlichen 
Haltung überhaupt nicht gesehen — bestand nur 
aus einem mehr oder weniger künstlich verzierten 
Penisfutteral aus Rinde oder Bast. 
Zunr Bewaffnung dienen große Schilde, Pfeil, 
Bogen (Gift an den Pfeilen wurde nicht beob— 
achtet) und schlechte Wurfspeere; Feuersteingewehre 
waren sehr wenig vorhanden. Dagegen zeigten 
die Leute, wohl infolge ihrer Unbekanntschaft mit 
der europäischen Waffe, viel persönlichen Mut, 
der sie bei ihrer sehr großen Masse immerhin zu 
beachtenswerten Gegnern macht. 
Das Land ist reich an Mais und schönem 
Kleinvieh. Das letztere, sowie ziemlich beträchtliche 
Mengen Elfenbein und manchmal wohl auch 
einzelne Sklaven werden von kleinen Haussatrupps 
gegen europäische Erzeugnisse eingehandelt und 
meist nach Joko, besonders aber in den Jaunde- 
bezirk vertrieben. Kautschuk gibt es sicher nur 
wenig, dagegen scheint viel Palmöl zum eigenen 
Gebrauch produziert zu werden. 
Am 30. Januar wurden von Kadji, am 
2. Februar von dem Jadsudatl Bati-)dorf Edua 
und am 4. Februar von dem einzigen einiger- 
maßen entgegenkommenden Bafiastamme Jambassa 
aus Vorstöße in ostwestlicher Richtung quer durch 
das Bafialand versucht. Diese führten aber 
sämtlich zu der Erkenntnis, daß die Nordost- 
bakokogrenze, bei der ja die eigentlichen Schwierig- 
keiten erst beginnen mußten, ohne mehrtägige 
Schießereien, mit denen der Verzicht auf die 
Fortsetzung der Itineraraufnahme und die Gefahr 
einer Flucht unserer letzten Träger verbunden 
gewesen wäre, unmöglich zu erreichen war. 
Der nördliche Teil des Stammes Buriama 
griff die Expedition etwa bei der Ansiedlung 
Moko verschiedene Male recht heftig an. Die 
Hauptstellung des Gegners, eine Gehöftreihe am 
Oberlauf des Baches Owama, wurde gestürmt, 
wobei etwa fünfzig Eingeborene fielen. Trotzdem 
wurde aus den oben entwickelten Gründen von 
einem Durchstoß nach Westen Abstand genommen. 
Bei der Expedition war nicht ein einziger Ver- 
wundeter zu verzeichnen. 
Weiterhin hatte Südburiama mit dem kleinen 
Unterstamm Ambassa eine dicht besetzte Hügel- 
position ganz nahe der Stelle genommen, wo der 
Weg von dem Jadsuddadorf Edua-nienga west- 
nordwestlich nach Bafia hineinführt. Hier lag 
die Sache insofern noch viel schwieriger, als in
	        
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