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300 m relative Höhe haben, sich von einer ge-
wissen Höhenzone ab nur grasbewachsen präsen-
tierten. In den weiter südlich belegenen Ge-
bieten Kameruns fehlt diese Erscheinung bis an
die Ostgrenze hin bei selbst wesentlich beträcht-
licheren Höhen vollständig. Geologisch bleibt das
Bild auch in diesen Gebirgen bis an die Küste
hinunter überall das gewohnte. Basaltische oder
ähnliche Eruptivdurchbrüche wurden auch in den
Schwemmprodukten der Gewässer oder in den
äußeren Formen der ferngepeilten Höhen nirgends
aufgefunden. Der Sanaga zeigte, soweit er be-
obachtet werden konnte, auf dieser Strecke bereits
viele Steinbänke mit kleinen Schnellen. Auch
begannen hier bereits die Inselmengen seiner
Kataraktregion. Wenige Stunden nördlich Ntok
weist er bei großer Breite viele bewaldete
Inselchen und weit ausgedehnte Schnellen auf.
Am 10. Februar verließ ich die bekannte
Gegend längs des Sanaga definitiv, um nun zu-
nächst, wie bereits erwähnt, durch einen Vorstoß
direkt nördlich die nach dem Bafiagefecht bei
Moko am 30. Januar verlassene Linie Watare—
Dibamba wieder aufzusuchen.
Infolge der Bemühungen des Häuptlings
Ntok war bei entsprechender Disziplin auf mehr
als einen Tagemarsch vorwärts eine Reibung mit
der Bevölkerung nicht anzunehmen. Ich schicke
hier voraus, daß trotz einiger lokaler Schwierig-
keiten wider alles Erwarten bis nach Dibamba
hinunter irgend ein kriegerischer Zwischenfall
nachher tatsächlich nicht eingetreten ist. Der
Marsch von dem Stamme Lemb bis nach
Ndogn-nkad war übrigens, besonders in seinem öst-
lichen Teil, durchweg recht kritisch. Eine einzige
falsche Maßnahme, ein kleinster Übergriff hätte
zweifellos sofort zu kriegerischen Verwicklungen
größeren Stils geführt. Noch weiter nördlich
von der genannten Strecke dürfte sich übrigens
die Situation noch wesentlich ungünstiger für eine
friedliche Aufgabe gestalten.
Vom 10. bis 12. Februar führte der Marsch
fast rein nördlich durch die starken Loko-Bakoko-
stämme Ndognbesangen, Ndogn-ot und Lemb zu
dem Chef Kuki des Stammes Ndogn-mai, wo die
Expedition wieder an der mehrerwähnten Rich-
tungslinie Watare—Dibamba angelangt war.
Etwa einen starken Tagemarsch führte der
Marsch durch sehr gut angebautes und — wie
überall in Bakoko — sehr stark mit Olpalmen
besetztes Waldland. Weiter nördlich herrschte das
Gras wieder vor; bis zum Uem in Westen hin-
unter beschränkte sich dann der Wald auf ge-
legentliche Partien in den Niederungen.
Schon beim Verlassen des Tales des kleinen bei
Ntok mündenden Sanaga-Nebenflüßchens Ndebe
fing das Gelände an, stark zu steigen und blieb
dann dauernd in einer relativen Höhe von 300
bis 500 m mit aufgesetzten höheren Gebirgs-
rücken über dem Sanaga. Der allgemeine Ein-
druck war, daß von einem sehr hohen Gebirgs-
stock, etwa in der Gegend der Quellen der Bejawa,
des Düel, des Uem, Ekem und Ebo, mit
höchsten Erhebungen in der Quellgegend des
Düell, das Gelände sich zum Sanaga hin all-
mählich ebenso wie zum Dibamba abdachte und
schließlich mit einem ziemlich erheblichen Steil-
abfall von etwa 300 m das Niveau dieser Flüsse
erreichte. Zwischen all den genannten Wasser-
läufen zeigten sich oft zwei oder drei parallel
laufende Bergketten, seltener isolierte Gebirgs-
stöcke von oft recht bedeutenden relativen Höhen
(500 bis 800 m) mit sehr tiefen Einschnitten.
Soweit östlich ein Einblick in das Bafialand ge-
nommen werden konnte, erschien der Abfall dahin
überall sehr viel unvermittelter.
Für die Expedition war der Marsch auf der
genannten Strecke sowohl wie bis an den Di-
bamba hinunter ganz außerordentlich anstrengend.
Unter den Soldaten, auf die ein Teil der Lasten
verteilt war, traten viele fußkranke, unter den
des Bergsteigens ganz unkundigen Trägern oft
völlig marode Leute auf. Sehr kalte Nächte bei
beträchtlicher absoluter Höhenlage und die ganz
veränderte Nahrung (fast ausschließlich Makabo)
riefen vielfach Erkrankungen hervor. Es wurden
deshalb in der Folge häufig Ruhetage nötig.
Da ich persönlich bei dem durchweg steinigen
Boden sehr rasch ohne Schuhwerk war und auch
die ständigen Fernblicke mit massenhaften Berg-
peilungen fortwährende Aufenthalte verursachten,
kam die Expedition recht langsam vorwärts. Erst
nach dem Eintritt in das eigentliche Waldland,
etwa im obersten Tale des Ekem wurde das
Tempo wieder flotter.
Wild fehlte hier infolge der dichten, jagd-
geübten Bevölkerung fast völlig. Auch war wenig
Gummi vorhanden. Uber die Aufnahme und
die, etwa einen Tagemarsch Sanaga nordwärts
ab mit dem Europäer noch ganz unbekannte
Bevölkerung habe ich bereits einige Angaben
gemacht.
Wenig günstig erschien in diesem unberührten
Lande überall der Einfluß der längs des Sanaga
und einen knappen Tag nordwärts an einige
Punkte vorgeschobenen schwarzen Missionslehrer.
Sie hatten durch Verbreitung der Nachricht, daß
der Gouverneur (das Bezirksamt Edea) die hier
überall sehr verbreitete und in hohem Ansehen
stehende „manganga“ (Zauber= und Medizinfeste)
verboten habe, ein oft schwer zu besiegendes
Mißtrauen gerade der älteren und einflußreichsten
Häuptlinge gegen die Expedition hervorgerufen.
Erst wenn diese Gebiete unterworfen sind und
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