Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Lederindustriey)) aus dem Auslande bezogen: 
Mimosenrinde aus Australien und Südafrika, 
Malletrinde aus Australien, Mangrovenrinde aus 
Afrika, Südamerika, Indien usw., Valonea aus 
Kleinasien und Griechenland, Knoppern aus Öster- 
reich-Ungarn und den Donaustaaten, Myrobalanen 
aus Britisch-Indien, Dividivi aus Südamerika 
und Zentralamerika, Algarobilla aus Südamerika, 
Quebrachoholz und der daraus hergestellte Aus- 
zug, soweit der letztere nicht in Deutschland selbst 
fabrikmäßig erzeugt wird, aus Südamerika (fast 
ausschließlich aus Argentinien), Eichenholzauszug 
aus Österreich-Ungarn und Kastanienholzauszug 
aus Frankreich und Italien. Sumach wird für 
gewisse Sonderzwecke verwendet und kommt in- 
sofern nicht als Ersatz für Eichen= oder Fichten- 
rinde in Betracht. Es sollen in folgendem die 
Einfuhrmengen der genannten Stoffe mit den 
Werten in abgerundeten Zahlen für das Jahr 
1905 unter Benutzung der Nachweise des Kaiserl. 
Statistischen Amtes aufgeführt werden. Die Zahlen 
für das Jahr 1906 können hierzu nicht gut als 
Unterlagen gewählt werden, weil sie wegen des 
in diesem Jahre in Kraft getretenen neuen Zoll- 
tarifes nicht als normal angesehen werden können, 
und für das Jahr 1907 liegen die Zahlen in 
ihrer Gesamtheit noch nicht vor. 
  
Einfuhrmenge Wert 
Meterzentner (in 1000 Mk.) 
Gerbrinden. 1 140 000 10 536 
Valonea u. Knoppern 145 000 2 842 
Myrobalanen. 167 000 1 757 
Dividivi .. 98000 2150 
Quebrachoholz, unzer- 
kleinert u. zerkleinert 1 288 000 11 787 
Sumach 58 000 867 
Quebrachoholzauszug. 139 000 4 728 
Andere Gerbstoffaus- 
züge 327 000 6 745 
3 362 000 41 412 
Es wurden also im Jahre 1905 fast 3½⅛ Millio- 
nen Meterzentner an Gerbstoffen im Werte von über 
41 Millionen Mk. nach Deutschland eingeführt. 
Es ist hierbei zu berücksichtigen, daß ein Teil 
dieser Menge wieder ausgeführt wird, und zwar 
namentlich Quebrachoholz, nachdem es zerkleinert 
oder in Quebrachoholzauszug übergeführt worden 
ist. Der Wert der wieder ausgeführten Gerbstoffe 
beträgt rund 8,5 Millionen Mk., so daß also der 
*) Diese Stoffe werden übrigens nicht ausschließ- 
lich in der Lederindustrie verwendet, sondern manche 
von ihnen finden auch in der Textilfärberei Ver- 
wendung; dafür sind in der obigen Zusammenstellung 
diejenigen unberücksichtigt gelassen, die vorzugsweise in 
anderen Industrien, dagegen weniger in der Leder- 
industrie benutzt werden, wie z. B. Katechu. 
  
Wert des Bedarfes der deutschen Lederindustrie 
an ausländischen Gerbstoffen rund 33 Millionen Mk. 
beträgt, gewiß eine recht beträchtliche Summe. 
Einige der zu uns eingeführten Gerbstoffe 
kommen aus tropischen Ländern; es sind dies in 
erster Linie die Mimosenrinde, Malletrinde, Man- 
grovenrinde, Myrobalanen, Dividivi und Que- 
brachoholz. Es liegt nunmehr die Frage nahe, 
ob es möglich ist, diese Gerbstoffe oder wenigstens 
einen Teil davon aus unseren deutschen Schutz- 
gebieten zu beziehen oder, falls dies jetzt nicht 
angängig ist, die betreffenden Pflanzen zur späteren 
Gewinnung ihrer gerbstoffführenden Teile daselbst 
anzupflanzen. Von den genannten Gerbstoffen 
werden in unseren Schutzgebieten, und zwar be- 
sonders in Deutsch-Ostafrika, Mimosenrinde und 
Mangrovenrinde bereits gewonnen. Die Menge 
dieser von dort zu uns kommenden Gerbrinden 
ist jedoch im Verhältnis zu den sonstigen Einfuhr-= 
mengen gering. Im Jahre 1905 hat Deutsch- 
Ostafrika nach Deutschland etwa 15 500 Meter- 
zentner Gerbrinde ausgeführt, die zum allergrößten 
Teil als Mangrovenrinde in Rechnung gestellt 
werden kann. Die Erzeugung Deutsch-Ostafrikas 
an Mimosenrinde ist gegenwärtig tatsächlich noch 
gering. Ferner sind aus Britisch= und Portu- 
giesisch-Ostafrika etwa 70 000 Meterzentner Gerb- 
rinde eingeführt worden, die wohl auch in ihrer 
Gesamtmenge als Mangrovenrinde anzusehen sind. 
Britisch-Südafrika hat 60 000 Meterzentner Gerb- 
rinde bei uns eingeführt; diese sind in der Haupt- 
sache als Mimosenrinde anzusprechen, da dort, 
und zwar besonders in Natal, die Mimosen- 
pflanzungen zur Gewinnung der Mimosenrinde 
eine große Ausdehnung angenommen haben. Wir 
ersehen hieraus, daß Deutschland diejenigen Gerb- 
stoffe, die Deutsch-Ostafrika selbst erzeugt oder 
wenigstens erzeugen kann, zu einem großen Teil 
aus anderen, benachbarten Kolonien bezieht. Es 
ist aber wünschenswert, daß mit der Zeit die 
Verhältnisse sich derart ändern, daß gerade diese 
Gerbstoffe ausnahmslos den eigenen Schutzgebieten 
entnommen werden. Z 
Ich schließe nunmehr einige allgemeine Mit- 
teilungen über die Mimosenrinde und über die 
Mangrovenrinde an, die diesen Gegenstand jedoch 
keineswegs erschöpfend behandeln sollen, und dann 
über die Möglichkeit ihrer Erzeugung in unseren 
Schutzgebieten. 
Die Mimosenrinde (die australische Be- 
zeichnung, die auch bei uns mitunter üblich ist, 
ist wattle bark) wurde ursprünglich nur in 
Australien gewonnen, wo man zunächst die wild 
wachsenden Bestände ausnutzte und dann zur 
Anlegung von regelrechten Mimosenpflanzungen 
überging. Diese Pflanzungen sind in ihrer An- 
lage, Bewirtschaftung und Ausnutzung ohne
	        
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