8336 20
Lederindustriey)) aus dem Auslande bezogen:
Mimosenrinde aus Australien und Südafrika,
Malletrinde aus Australien, Mangrovenrinde aus
Afrika, Südamerika, Indien usw., Valonea aus
Kleinasien und Griechenland, Knoppern aus Öster-
reich-Ungarn und den Donaustaaten, Myrobalanen
aus Britisch-Indien, Dividivi aus Südamerika
und Zentralamerika, Algarobilla aus Südamerika,
Quebrachoholz und der daraus hergestellte Aus-
zug, soweit der letztere nicht in Deutschland selbst
fabrikmäßig erzeugt wird, aus Südamerika (fast
ausschließlich aus Argentinien), Eichenholzauszug
aus Österreich-Ungarn und Kastanienholzauszug
aus Frankreich und Italien. Sumach wird für
gewisse Sonderzwecke verwendet und kommt in-
sofern nicht als Ersatz für Eichen= oder Fichten-
rinde in Betracht. Es sollen in folgendem die
Einfuhrmengen der genannten Stoffe mit den
Werten in abgerundeten Zahlen für das Jahr
1905 unter Benutzung der Nachweise des Kaiserl.
Statistischen Amtes aufgeführt werden. Die Zahlen
für das Jahr 1906 können hierzu nicht gut als
Unterlagen gewählt werden, weil sie wegen des
in diesem Jahre in Kraft getretenen neuen Zoll-
tarifes nicht als normal angesehen werden können,
und für das Jahr 1907 liegen die Zahlen in
ihrer Gesamtheit noch nicht vor.
Einfuhrmenge Wert
Meterzentner (in 1000 Mk.)
Gerbrinden. 1 140 000 10 536
Valonea u. Knoppern 145 000 2 842
Myrobalanen. 167 000 1 757
Dividivi .. 98000 2150
Quebrachoholz, unzer-
kleinert u. zerkleinert 1 288 000 11 787
Sumach 58 000 867
Quebrachoholzauszug. 139 000 4 728
Andere Gerbstoffaus-
züge 327 000 6 745
3 362 000 41 412
Es wurden also im Jahre 1905 fast 3½⅛ Millio-
nen Meterzentner an Gerbstoffen im Werte von über
41 Millionen Mk. nach Deutschland eingeführt.
Es ist hierbei zu berücksichtigen, daß ein Teil
dieser Menge wieder ausgeführt wird, und zwar
namentlich Quebrachoholz, nachdem es zerkleinert
oder in Quebrachoholzauszug übergeführt worden
ist. Der Wert der wieder ausgeführten Gerbstoffe
beträgt rund 8,5 Millionen Mk., so daß also der
*) Diese Stoffe werden übrigens nicht ausschließ-
lich in der Lederindustrie verwendet, sondern manche
von ihnen finden auch in der Textilfärberei Ver-
wendung; dafür sind in der obigen Zusammenstellung
diejenigen unberücksichtigt gelassen, die vorzugsweise in
anderen Industrien, dagegen weniger in der Leder-
industrie benutzt werden, wie z. B. Katechu.
Wert des Bedarfes der deutschen Lederindustrie
an ausländischen Gerbstoffen rund 33 Millionen Mk.
beträgt, gewiß eine recht beträchtliche Summe.
Einige der zu uns eingeführten Gerbstoffe
kommen aus tropischen Ländern; es sind dies in
erster Linie die Mimosenrinde, Malletrinde, Man-
grovenrinde, Myrobalanen, Dividivi und Que-
brachoholz. Es liegt nunmehr die Frage nahe,
ob es möglich ist, diese Gerbstoffe oder wenigstens
einen Teil davon aus unseren deutschen Schutz-
gebieten zu beziehen oder, falls dies jetzt nicht
angängig ist, die betreffenden Pflanzen zur späteren
Gewinnung ihrer gerbstoffführenden Teile daselbst
anzupflanzen. Von den genannten Gerbstoffen
werden in unseren Schutzgebieten, und zwar be-
sonders in Deutsch-Ostafrika, Mimosenrinde und
Mangrovenrinde bereits gewonnen. Die Menge
dieser von dort zu uns kommenden Gerbrinden
ist jedoch im Verhältnis zu den sonstigen Einfuhr-=
mengen gering. Im Jahre 1905 hat Deutsch-
Ostafrika nach Deutschland etwa 15 500 Meter-
zentner Gerbrinde ausgeführt, die zum allergrößten
Teil als Mangrovenrinde in Rechnung gestellt
werden kann. Die Erzeugung Deutsch-Ostafrikas
an Mimosenrinde ist gegenwärtig tatsächlich noch
gering. Ferner sind aus Britisch= und Portu-
giesisch-Ostafrika etwa 70 000 Meterzentner Gerb-
rinde eingeführt worden, die wohl auch in ihrer
Gesamtmenge als Mangrovenrinde anzusehen sind.
Britisch-Südafrika hat 60 000 Meterzentner Gerb-
rinde bei uns eingeführt; diese sind in der Haupt-
sache als Mimosenrinde anzusprechen, da dort,
und zwar besonders in Natal, die Mimosen-
pflanzungen zur Gewinnung der Mimosenrinde
eine große Ausdehnung angenommen haben. Wir
ersehen hieraus, daß Deutschland diejenigen Gerb-
stoffe, die Deutsch-Ostafrika selbst erzeugt oder
wenigstens erzeugen kann, zu einem großen Teil
aus anderen, benachbarten Kolonien bezieht. Es
ist aber wünschenswert, daß mit der Zeit die
Verhältnisse sich derart ändern, daß gerade diese
Gerbstoffe ausnahmslos den eigenen Schutzgebieten
entnommen werden. Z
Ich schließe nunmehr einige allgemeine Mit-
teilungen über die Mimosenrinde und über die
Mangrovenrinde an, die diesen Gegenstand jedoch
keineswegs erschöpfend behandeln sollen, und dann
über die Möglichkeit ihrer Erzeugung in unseren
Schutzgebieten.
Die Mimosenrinde (die australische Be-
zeichnung, die auch bei uns mitunter üblich ist,
ist wattle bark) wurde ursprünglich nur in
Australien gewonnen, wo man zunächst die wild
wachsenden Bestände ausnutzte und dann zur
Anlegung von regelrechten Mimosenpflanzungen
überging. Diese Pflanzungen sind in ihrer An-
lage, Bewirtschaftung und Ausnutzung ohne