Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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weiteres mit unseren Eichenschälwäldern zu ver- 
gleichen, unterscheiden sich von diesen aber da- 
durch, daß infolge des tropischen Klimas das 
Wachstum der Mimosen ein viel schnelleres ist 
und infolgedessen die Rindennutzung bereits in 
einem Alter von sechs bis neun Jahren stattfinden 
kann. In Australien sind folgende Mimosenarten 
als diejenigen mit den gerbstoffreichsten Rinden 
erkannt worden: Acacia decurrens und A. pye- 
nantha, sowie die als Varietät der ersteren 
geltende A. mollissima. Vor etwa dreißig Jahren 
hat man Mimosenpflanzungen auch in Natal mit 
gutem Erfolg angelegt und hierzu in der Haupt- 
sache A. mollissima herangezogen. Die daselbst 
befindlichen Mimosenplantagen befinden sich zu 
einem großen Teile im Besitze von Deutschen. 
Die Natalrinde hat sich im Gerbstoffgehalt und 
in ihren sonstigen Eigenschaften der australischen 
als mindestens gleichwertig erwiesen. Der Gerb- 
stoffgehalt beträgt im Mittel etwa 34 v. H. und 
schwankt von etwa 30 bis 45 v. H. Interessante 
und ausführliche Angaben über diese Plantagen- 
kultur findet man in folgenden Schriften und 
Fachartikeln: „Wattle Bark, a Paying Industry“ 
von G. M. Sutton (P. Davis a Sons, Pieter- 
maritzburg, 1892), „Über Black-Wattle-Wirtschaft 
in Natal“ von Dr. Holtz, sowie „Bemerkungen 
zu diesem Bericht"“ von Dr. Paeßler („Tropen- 
pflanzer“, 1906, Heft 7, S. 445 ff.) und „Die 
Gerberakazien“ von Felix Fließ („Tropenpflanzer“, 
1906, Heft 9, S. 578ff.). Dr. Holtz, der die 
Plantagen in Natal aus eigener Anschauung 
kennt, faßt seine Betrachtungen in folgendem 
Satz zusammen: „Auf Grund des Gesehenen 
glaube ich die Einführung der Blackwattle-Kultur 
in Deutsch-Ostafrika nicht sowohl im fiskalischen 
Forstbetrieb als vielmehr ganz besonders auch 
für den Privaten als in hohem Grade lohnend 
auf das nachdrücklichste empfehlen zu dürfen“. 
Es sind übrigens auch schon Anbauversuche im 
kleinen in Deutsch-Ostafrika vorgenommen worden, 
die zu einem guten Ergebnisse geführt haben. 
Gießler („Usambara-Post“, 1907, Nr. 4, 2. Bei- 
lage) berichtet über Versuche, die in Wilhelmstal 
in West-Usambara auf einer Probefläche von 6 ha 
in jeder Beziehung mit sehr gutem Erfolg aus- 
geführt worden sind, und gibt an, daß eine 
mittlere Ernte etwa 100 Meterzentner trockene 
Rinde auf 1 ha bei sechsjährigem Umtriebe liefert. 
Ferner sollen in den letzten Jahren auch schon 
Plantagen mit einigen 100 ha angelegt worden 
sein. Das Gouvernement hat auf die Vorschläge 
des Dr. Holtz die Frage der Mimosenkultur 
weiter verfolgt und dem Kolonial-Wirtschaftlichen 
Komitee mitgeteilt, daß es beabsichtige, die Vor- 
schläge des Dr. Holtz aufzunehmen, nur sei man 
bei der Beschaffung des hierzu erforderlichen 
  
Saatgutes auf Schwierigkeiten gestoßen. Das 
Gouvernement hat daher beim Kolonial-Wirt- 
schaftlichen Komitee den Antrag gestellt, zu 
Pflanzungsversuchen mit A. mollissima in Deutsch- 
Ostafrika eine Menge von 100 bis 150 kg Saat- 
gut für je drei Jahre aus Natal oder aus 
Australien zu beschaffen. Nachdem der „Zentral- 
verein der Deutschen Lederindustrie“ sich bereit 
erklärt hat, zu den Kosten der Beschaffung einen 
Beitrag zu gewähren, hat das Kolonial-Wirt- 
schaftliche Komitee beschlossen, dem obigen Antrage 
Folge zu geben. Es ist demnach zu erwarten, 
daß dadurch die Angelegenheit weiter in Fluß 
kommt und daß, nach den bisherigen Versuchen 
zu urteilen, später eine gute Mimosenrinde aus 
Deutsch-Ostafrika in genügenden Mengen bezogen 
werden kann. Der Anbau im Innern des 
Schutzgebietes wird sich voraussichtlich erst dann 
durchführen lassen, wenn das Innere durch 
Bahnen erschlossen ist, denn hohe Transportkosten 
verträgt die Mimosenrinde nicht. 
Von anderen deutschen Schutzgebieten dürfte 
für die Anlage von Mimosenpflanzungen höchstens 
noch Südwestafrika in Frage kommen, doch 
sind hier die klimatischen Verhältnisse bereits 
derart, daß ein Erfolg mit Sicherheit nicht vor- 
ausgesehen werden kann. Möglicherweise ge- 
deihen hier andere Akazienarten, die ebenfalls 
eine gerbstoffreiche Rinde liefern. Ich möchte im 
Anschluß hieran noch folgendes anführen: Vor 
einigen Jahren teilte ein deutscher Farmer, der 
sich früher in Südafrika aufgehalten hatte, dem 
Verfasser mit, daß dort die Acacia saligna sehr 
gut gedeiht und im Alter von einigen wenigen 
Jahren (nach den Angaben dieses Farmers sollen 
Stämme dieser Baumart in einem Alter von 
drei bis vier Jahren bereits eine Stärke von 
25 bis 30 cm haben) eine gerbstoffreiche Rinde 
liefert. IJch habe damals aus dem Kaplande 
ein größeres Muster dieser Rinde, die daselbst 
den Namen Port-Jackson-Rinde führt, kommen 
lassen und einen Gerbstoffgehalt von 28,8 v. H. 
festgestellt. Dieser Gehalt ist etwas niedriger als 
man bei den meisten sonstigen Mimosenrinden 
im Durchschnitt findet. Darüber, ob die unter- 
suchte Rinde eine Durchschnittsware oder ein be- 
sonders gutes oder schlechtes Muster dieser Rinden- 
art gewesen ist, konnte kein Urteil abgegeben 
werden. Der betreffende Farmer hat sich in- 
zwischen in Deutsch-Südwestafrika niedergelassen 
und will daselbst Anbauversuche mit A. saligna 
ausführen. Auf Veranlassung der Versuchsanstalt 
ist das Gouvernement gebeten worden, diesen 
Farmer in seinen Bemühungen zu unterstützen, 
um festzustellen, ob dieses Schutzgebiet zur Er- 
zeugung von Mimosenrinde geeignet ist. 
Ich komme jetzt zur Mangrovenrinde.
	        
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