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ein Preisausschreiben auf ein Verfahren zur Her-
stellung eines Mangrovenauszuges veröffentlicht,
der dem Leder eine möglichst helle Farbe geben
soll und unter dem Einflusse des Lichtes möglichst
wenig nachdunkeln darf. Auf die eingegangenen
Bewerbungen hin konnie jedoch ein Preis nicht
erteilt werden, so daß sich die Kolonialgesellschaft
veranlaßt gesehen hat, das Preisausschreiben zu
erneuern. Hoffentlich zeitigen die Bestrebungen
gute Früchte. Man ersieht aus allen diesen
Mitteilungen, daß der Mangrovenrindenfrage von
den verschiedensten Seiten ein großes Interesse
entgegengebracht wird.
Wenn man die Mangrovenrindenfrage weiter
verfolgt, so sollten meines Erachtens erst einige
Punkte klargestellt werden, über die bis jetzt noch
keine vollständige Gewißheit herrscht. Es ist not-
wendig, daß zunächst größere planmäßige Unter-
suchungen über den Gerbstoffgehalt der ver-
schiedenen Baumarten der Mangrovenformation
ausgeführt werden. Bis jetzt liegen derartige
Untersuchungen nicht vor. Es sind wohl ge-
legentlich der praktischen Erprobung einiger ver-
schiedener Mangrovenrindenarten mehrere Ana-
lysen dieser Rinden vorgenommen worden („Be-
richt über praktische Versuche mit Gerbstoffen aus
Deutsch-Ostafrika“, II. Jahresbericht der Deutschen
Gerberschule zu Freiberg i. S.), doch hatte es
den Anschein, als ob hierzu hinsichtlich der
Trocknung vor dem Transport nicht ganz ein-
wandfrei behandelte und infolgedessen für der-
artige Zwecke ungeeignete Rinden verwendet
worden sind, so daß auf diese Ergebnisse kein
großer Wert gelegt werden kann, zumal von
jeder Art auch nur ein einziges Muster zur
Untersuchung gelangte. Es soll deswegen hier
auf diese Zahlen nicht näher eingegangen werden.
Wenn die angeregten Untersuchungen ausgeführt
werden, würde es sich empfehlen, diese nicht nur
auf verschiedene Arten der Mangrove, sondern
auch auf Rinden aus verschiedenen Teilen unserer
Schutzgebiete, zum Vergleich eventuell auch auf
solche aus anderen Kolonien auszudehnen und
ferner festzustellen, welchen Einfluß das Alter der
Bäume und sonstige Faktoren auf den Gerbstoff-
gehalt ausüben. Diese Untersuchungen sind
namentlich deswegen so dringend erforderlich,
weil, wie aus der erwähnten Denkschrift an den
Reichstag hervorgeht, seitens der Forstverwaltung
planmäßige Wiederaufforstungen der abgeholzten
Bestände durchgeführt werden. Bei der Be-
handlung dieser Frage ist es natürlich von größter
Wichtigkeit, diejenigen Baumarten auszuwählen,
die sich hinsichtlich des Gerbstoffgehaltes und in
sonstiger Beziehung am günstigsten stellen. Wenn
man gegenwärtig hierüber schon gewisse Anhalts-
punkte hat und wenigstens ungefähr die gerbstoff-
reichsten Arten kennt, so würde doch eine der-
artige Arbeit weitere Klärung ergeben. Es
könnte dann auch der Frage näher getreten
werden, ob es möglich ist, diejenigen Arten der
östlichen Mangrove, die die gerbstoffreichste Rinde
liefern, auch in die Gebiete der westlichen Man-
grove, von denen für uns Kamerun in Betracht
kommt, einzuführen und daselbst anzupflanzen.
Auf diese Weise könnte man vielleicht erreichen,
daß in Kamerun ebenso gerbstoffreiche Man-
grovenrinden wie in Deutsch-Ostafrika erzeugt
werden. Die Versuchsanstalt für Lederindustrie
hat kürzlich die Ausführung der oben vorge-
schlagenen Untersuchungen bei der hierfür zu-
ständigen Stelle der Kolonialverwaltung angeregt
und sich bereit erklärt, alle sich hierbei notwendig
machenden Untersuchungen und Versuche im Inter-
esse der Sache auszuführen, wenn ihr nach Auf-
stellung eines Arbeitsplanes für die Gewinnung
und für den Versand der Muster das Unter-
suchungsmaterial zur Verfügung gestellt wird.
Es steht zweifellos fest, daß wir aus unseren
Schutzgebieten schon jetzt bedeutende Mengen von
Mangrovenrinde beziehen können und daß dies
auch bei der Mimosenrinde der Fall sein wird,
sobald die Plantagenkultur der Mimosen daselbst
einen größeren Umfang angenommen hat. Es
ist aber wünschenswert, daß wir auch noch andere
gerbstoffreiche Materialien, deren unsere Leder-
industrie bedarf, aus unseren Schutzgebieten er-
halten können. Ich erinnere hierbei besonders
an die Malletrinde, die seit einigen Jahren
aus Australien zu uns kommt und in Anbetracht
ihres hohen Gerbstoffgehaltes (im Mittel 42 v. H.)
und ihrer sonstigen günstigen Eigenschaften sich
schnell in die Lederindustrie eingeführt hat. Die
Malletrinde ist die Rinde von Eucalyptus ocei-
dentalis Endl. Es erscheint namentlich deswegen
wünschenswert, diese gerbstoffliefernde Pflanze in
unseren Schutzgebieten einzuführen und plantagen-
mäßig anzupflanzen, weil anzunehmen ist, daß
die australischen Bestände nicht lange aushalten
werden und bis jetzt nicht für Wiederaufforstung
der geschlagenen Bestände Sorge getragen wird.
Die Versuchsanstalt hat infolgedessen vor einigen
Jahren die Anregung gegeben, mit dieser Pflanze
Anbauversuche in den hierfür geeigneten Teilen
unserer Schutzgebiete vorzunehmen. Das bio-
logisch-landwirtschaftliche Institut in Amani hat
diese Versuche in die Hand genommen und
größere Mengen von den Samen der Stamm-
pflanze der Malletrinde ausgesät. Nach den bis-
herigen Mitteilungen sind die Samen gut ge-
keimt; hoffentlich geht die Weiterentwicklung gut
und rasch von statten. Es ist zu wünschen, daß
in dieser Beziehung die Verhältnisse ebenso
günstig liegen wie bei den Mimosen und vielen