Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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reichten wir in zweitägigem Marsche bei Salam- 
bongo den Ituri. Dort bescherte uns das Glück 
das Skelett eines Soli, einer großen, hellge- 
färbten, mit weißen Querbinden über den Rücken 
versehenen Antilope nebst Gehörn, das dem des 
Buschbockes gleicht, aber von der Stärke der- 
jenigen eines Elands ist. Eine, wie ich annehme, 
auch in der Invalidenstraße zu Berlin unge- 
kannte Art! 
In Schindano, der letzten Etappe vor 
Irumu, konnten wir dann noch ein leidlich gut 
erhaltenes Okapi-Fell nebst Skelett erwerben, 
dem sich in Irumu noch drei weitere Felle zu- 
gesellten. Alle Tiere waren gelegentlich von den 
Mombuttu-Pygmäen, von denen wir am Ituri 
ein ganzes Lager trafen, im Waldinnern er- 
beutet worden. 
Dann tauchte Irumu vor uns auf, dessen 
hübsche Ziegelhäuser einladend zu uns herüber- 
grüßten. Unterhalb des Postens fließt der Schari 
in träger Breite vorbei. Am anderen Ufer 
winkten die beiden einzigen, momentan hier an- 
wesenden Herren. Der Kommandant Engk mit 
allen Offizieren (Irumu ist für zehn Europäer 
eingerichtet) befindet sich seit Monaten weiter west- 
lich in der Gegend von Awakuhi, wo nicht alles 
so ruhig ist, wie es sein sollte. 
Mit besonderer Frende fanden wir nach 
Monatsfrist unseren Botaniker, Herrn Dr. Mild- 
braed, hier wieder vor, dessen Schilderung über 
seinen Aufenthalt am Ruwensori ich hier folgen 
lasse: 
„An dem trüben Morgen des 11. Februar 
marschierten wir in das Tal des Butagu, des 
größten Baches auf der Westseite des Gebirges, 
der die Gletscherwässer des Hauptmassives zum 
Semliki führt. Ein schmaler Pfad zieht am 
nördlichen Talhang bergauf und bergab über 
zahlreiche kleine Seitenbäche und die Hügelrücken 
dazwischen, an manchen Stellen so steil, daß es 
für die Träger harte Arbeit gab. Die Hügel 
find zuerst bestanden mit Matete, dem hohen 
Elefantengras, einer der unerfreulichsten Er- 
scheinungen afrikanischer Vegetation, weiterhin 
mit mannshohem Adlerfarn, der zwar heimatlich 
anmutet, sonst aber auch nicht besonders an- 
genehm zu durchwandern ist. Erfreuliche Ab- 
wechslung bieten dem Auge vereinzelte Raphia- 
Palmen, die auf mäßig hohem Stamm stolze 
Kronen 10 m langer Wedel über die Matete er- 
heben, später buntgemischte Waldbestände in den 
Nebentälern und stattliche Baumfarne, die ihre 
mächtigen und doch so anmutigen Wedel über 
die kleinen Bäche breiten. 
Bei einer Biegung des Pfades zeigte sich 
endlich ein freundliches Bild: über ein größeres 
Seitental grüßten von einem sanft ansteigenden 
  
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Hügelrücken einige Rundhütten und kleine Acker- 
flecken herüber. Es war die Siedlung Ka- 
Kalonge, bei der wir nach einer letzten be- 
sonders unangenehmen Kletterei das Lager 
aufschlugen. Obgleich die höheren Gipfel von 
Wolken verhüllt waren, hatten wir hier schon 
völlig den Eindruck des Hochgebirges und ge- 
nossen einen Rundblick von wechselreicher Schön- 
heit. Rückwärts schweift das Auge durch den 
Taleinschnitt des Butagu über die Semliki-Ebene, 
die in der Ferne undeutlich im Horizont ver- 
schwimmt; gegen Süden stößt der Blick auf den 
Kamm der Wawunga-Berge, die sich steil und 
wenig gegliedert, fest wie eine Wand über dem 
in klammartiger Schlucht rauschenden Butagn er- 
heben, gegen Norden gleitet er über Hügelrücken 
und waldreiche Kuppen empor zu dem weiter 
entfernten, reicher gegliederten Bergzug, der auf 
dieser Seite das Tal einrahmt; und gegen Osten 
schaut man in drei wilde Hochgebirgstäler, die 
bis in das Herz der Berge gehen und die 
Schmelzwasser der Gletscher zum Butagu ver- 
einigen. 
Am nächsten Tage stiegen wir steil hinab zu 
dem nördlichen der drei Quellbäche, der auch 
Butagu heißt, und auf der andern Seite noch 
steiler hinauf auf einen Rücken, der in größere 
Höhen führen sollte. Da Waldbestand von an- 
scheinend reicher Zusammensetzung den unteren 
Teil dieses Rückens deckte und auf dem ganzen 
Kamm kein Wasser vorhanden war, so beschlossen 
wir, hier in nicht zu großer Entfernung vom 
Bach zu lagern, und fanden auch bald einen 
hübschen Platz auf einer Lichtung. Da es noch 
früh am Tage war, stiegen wir noch ein Stück 
weiter hinauf, um etwas zu rekognoszieren, wir 
kamen auch bald in die Erikazeen-Region 
und zu einem Platz, wo einmal ein Europäer 
gelagert hatte. Weiter nach oben war aber alles 
in Nebel gehüllt, und wir kehrten um, ohne den 
Entschluß gefaßt zu haben, das Lager höher zu 
verlegen. Zwei Tage später wiederholten wir 
den Vorstoß; ich kam zwar über ein weiteres 
Europäerlager hinaus bis an die untere Grenze 
der baumartigen Senecios und großen Schaft- 
lobelien, mußte aber wegen vorgeschrittener Zeit 
umkehren. Ich wäre in dem dicken Nebel bei 
seinem, eisig kalten Regen auch sonst nicht weiter 
gegangen, obgleich mir der eingeborene Führer 
eine längere eindringliche Rede hielt, aus der ich 
fast nur Chupa (Flasche) und Matabisch (Bak- 
schisch) verstand und schließlich mit Mühe kon- 
struierte, daß er fürchtete, kein Bakschisch zu 
kriegen, wenn er mir die Flasche (das „Fremden- 
buch“) nicht zeigte. 
Der Aufstieg bis hierher hatte keine sonder- 
lichen Schwierigkeiten geboten. Die Steigung
	        
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