Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

G 585 2. 
In Deutsch-Ostafrika wird in wenigen 
Jahren die Eisenbahn Daressalam—Morogoro 
bis Tabora ausgebaut und binnen kurzem die 
Usambara-Eisenbahn bis an den Pangani 
weitergeführt sein. Damit werden weite für den 
Baumwollbau geeignete Gebiete erschlossen; ins- 
besondere die große und volkreiche Landschaft 
Uniamwesi besitzt für die Baumwollkultur recht 
günstige Aussichten. Dort wird in erster Linie 
die Baumwoll-Eingeborenenkultur zu för- 
dern sein, und es steht zu erwarten, daß das 
arbeitsame Volk der Waniamwesi sich dem loh- 
nenden Baumwollbau zuwenden wird, sobald 
durch die Taborabahn die Absatzmöglichkeit für 
das Produkt gewährleistet ist. 
Die Baumwollausfuhr aus Deutsch-Ostafrika 
betrug bisher in Ballen zu 250 kg: 
1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 
— 1½ 372 754 755 755 1800 
(Schätzung). 
Über die für den Baumwollbau so wichtige 
Bewässerungsfrage liegt als neueste Mitteilung 
eine Depesche des seitens des Reichs-Kolonialamts 
nach Deutsch-Ostafrika zum Studium der wasser- 
wirtschaftlichen Verhältnisse entsandten Geh. Ober- 
baurats Schmick vor, nach welcher die Anlage 
von Bewässerungen bei Kilossa und bei Sadani 
ohne besondere Schwierigkeiten und vor allem 
ohne erhebliche Verteuerung der Baumwolle zu 
ermöglichen sein wird. 
Zur gründlichen Klärung der wasserwirtschaft- 
lichen Verhältnisse plant das Komitee eine wasser- 
wirtschaftliche Erforschung von Deutsch- 
Ostafrika. 
Zur Hebung der B 9 , 
dtedasKomiteenebendekBaumwoll-Plantagen- 
kultur seit Beginn der Einführung des Baumwoll- 
baues in den Kolonien als besonders wichtig er- 
kannt und demgemäß gefördert hat, dient unter 
anderem die Baumwollschule Panganja. 
Neuerdings beabsichtigt das Komitee die Errichtung 
eines landwirtschaftlichen Maschinendepots 
zum besonderen Zwecke der Einführung der Pflug- 
kultur in der Kolonie an Stelle der bisherigen Hack- 
kultur. Das landwirtschaftliche Maschinendepot 
soll dem Kommissariat des Komitees in Daressalam 
unterstellt werden und hat die Aufgabe, Pflüge 
und landwirtschaftliche Geräte an die Landwirt- 
schaft treibende Bevölkerung zur Hälfte des Selbst- 
kostenpreises abzugeben. « 
tritt c ts- 
. 
Die Ernte des Jahres 1907 wird auf 1800 
Ballen zu 250 kg geschätzt, was gegenüber 1906 
eine Steigerung von 140 v. H. bedeuten würde. 
Das Komitee hat auch für das Jahr 1908 
einen Garantiepreis aufgestellt: jedes Quantum 
  
Baumwolle in einer der Marke „kull good kair“ 
gleichkommenden oder sie übertreffenden Qualität 
zum Preise von 40 Pfg. pro Pfund und in einer 
der Marke „kully good fair“ nicht gleichkommenden 
Qualität zum Preise von 30 Pfg. pro Pfund ab- 
zunehmen. Das Komitee hat sich ferner bereit 
erklärt, den Verkauf der Baumwolle in Deutsch- 
land kostenfrei zu übernehmen. 
Die im Jahre 1907 für ostafrikanische Baum- 
wolle erzielten Preise ergaben einen Durchschnitts- 
preis von 82 Pfg. und einen Hoöchstpreis von 
106 Pfg. pro Pfund. 
Bei dem weichenden Baumwollmarkte der 
letzten Monate sind natürlich auch die Preise für 
ostafrikanische Baumwolle zurückgegangen und er- 
reichten ein Niveau von 55 bis 60 Pfg. pro Pfund. 
Die Baumwollschulpflanzung Panganja 
hat eine Größe von etwa 86 ha, wovon 35 ha 
mit Baumwolle bepflanzt wurden. Der Rest von 
etwa 51 ha wurde unter Verwendung von Zug- 
ochsen urbar gemacht. Von diesem Neuland wur- 
den im Dezember 15 ha und im Januar der Rest 
mit Mais bepflanzt. Es war beabsichtigt, allen 
Mais im Dezember zu pflanzen, jedoch war das 
leider unmöglich, da die Regenzeit zu spät einge- 
setzt hatte. Im März und April sollte zwischen 
den Mais Baumwolle (Joanowich), Saat vor- 
jähriger Ernte, gepflanzt und der Mais im April 
geerntet werden. Da die Felder doch rein ge- 
halten werden müssen und die Baumwolle auf 
Neuland bekanntlich auf Kosten der Staude stark 
ins Kraut schießt, ist Mais als Zwischenkultur 
sehr zu empfehlen, außerdem bringt letztere eine 
schöne Nebeneinnahme. Von den in diesem Jahre 
unter Kultur gewesenen 35 ha Land, bepflanzt 
mit Baumwolle als Versuch in diversen Monaten, 
auch auf verschiedenen Feldern, schwankten die 
Erträge zwischen 300 und 1520 Pfund Roh- 
baumwolle pro Hektar. Der niedrigste Ertrag 
von 300 Pfund pro Hektar wurde auf einem 
Feld erzielt, wo die Baumwolle am 5. Mai ge- 
pflanzt war, also keinen Tropfen Regen mehr 
bekam. Als Durchschnittsertrag kann, wenn die 
Baumwolle im März gepflanzt wird, ein Zeit- 
punkt, welcher für die dortigen Verhältnisse als 
günstigster Pflanzmonat erkannt ist, 1000 bis 
1200 Pfund Rohbaumwolle angenommen werden. 
Der Gesamtertrag war 31 000 Pfund; etwa 500 
Pfund werden sich durch Nachreifen noch sammeln. 
Leider verteuern die schlechten Verbindungen den 
Transport der Produkte. Hierin wird aber nach 
Eintreffen des Flußdampfers, dessen Anschaffung 
von der Kommune Mohorro beschlossen ist, eine 
erhebliche Besserung eintreten. 
Der Flußdampfer soll am 27. August d. Is. 
in Hamburg mit dem Frachtdampfer „Khedive“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.