Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Der wirhschaftliche Ausschwung Deutsch- Ost- 
afrikas im Jahre 1907 machte sich besonders 
stark am Kilimanjaro bemerkbar. Jeder Monat 
brachte eine steigende Anzahl von Pflanzern und 
Farmern, die in kurzer Zeit nahezu das ganze 
für Plantagenzwecke sich eignende Land besetzen. 
Die Zahl der Pflanzungen vermehrte sich von 
acht auf über vierzig, trotz der schlechten Trans- 
portverbindungen mit der Küste. Die recht baldige 
Weiterführung der Eisenbahn Tanga—Mombo, 
und zwar nicht nur bis zum Pangani, sondern 
bis zum Kilimanjaro ist dringend erforderlich. 
Die Regierung hat uns 2000 ha Land zu- 
gesprochen. Während wir 1000 ha zu den alten 
Bedingungen (1/10 Rp. Pacht pro Hektar und 
Jahr mit dem Vorkaufsrecht für 2 Rp. pro Hektar) 
erhielten, mußten wir für die zweiten 1000 ha 
pro Hektar und Jahr 1/5 Rp. an Pacht be- 
willigen und der Kaufpreis des Landes wurde 
auf 5 Rp. pro Hektar erhöht. Von diesen 
1000 ha wurden uns zunächst 580 ha am 
Kikafu überwiesen, der Rest wurde uns am Wau 
zugesagt. Alle diese Grundstücke liegen unweit 
Kibohöhe. Weiteres Land sollen wir bei Kibo- 
höhe nicht erhalten, dagegen hat uns das Be- 
zirksamt am Rau (zwischen Kibohöhe und Moschi) 
weitere 1000 bis 2000 ha nach erfolgter Wald- 
regulierung in Aussicht gestellt. 
Die Witterungsverhältnisse waren 1907 sehr 
ungünstig. Die große Regenzeit brachte sehr ge- 
ringe Niederschläge und die kleine Regenzeit fiel 
überhaupt aus. Dem Pflanzenwachstum war 
dieses Wetter nicht besonders vorteilhaft, dagegen 
machten infolgedessen die Rodungsarbeiten schnelle 
Fortschritte. 
Ende 1907 war der Stand der Kulturen usw. 
folgender: 
AManihot kglaziovii (Kautschuk). 
a) 4 hn mit durchschnittlich 2,5 bis 
Zm hohen Bäumen im Jahre 
1906 gepflant 5 000 Stück 
b) 24 ha mit Bäumen aus dem 
Jahre 1906; wegen Wild- 
schweinschaden ujw. 1907 
nochmals bepflanzt 15 000 = 
J#c) 34 ha mit Bäumen 
1907 bepflanzt 128000 Sick. 
infolge unge- 
wöhnlicher 
Trockenheit 
iervon ein- 
gegangen etwa 
25 v. O 32000 = -98000 
Summa: 116 000 Bäume 
z) 125 ha gerodet. und mit Pflanzlöchern versehen. 
——— 
Sa.: 287 ha in - genommen. 
) Cl is dem hresbericht für das zweite Ge- 
schäftsjahr (1907) 
  
ß Weitere 118 ha sind in Vorbereitung, dieselben 
sollen bis Ende März gerodet sein und im April 
und Mai d. Is. bepflanzt werden, 
g) 150 000 Pflanzen stehen in den Saatbeeten, 
b) 12 Zentner Saat werden vorgekeimt. 
Die Wildschweine machten sich dadurch un- 
angenehm bemerkbar, daß sie Tausende von 
jungen Bäumen auswühlten. Es gelang durch 
Gift, die Wildschweine so zu verringern, daß 
gegen Ende des Jahres Wildschweinschäden nur 
noch verhältnismäßig selten vorkamen. 
Einige ältere Manihot-Bäume im Versuchs- 
garten wurden gezapft, die zwei= bis dreijährigen 
Bäume gaben im Durchschnitt 90 bis 100 g 
Kautschuk. Die Analyse des Kautschuks von 
2½ jährigen Bäumen im Pharmazeutischen In- 
stitut der Universität Berlin in Dahlem ergab 
von mehreren Proben durchschnittlich 75 v. H. 
Reinkautschuk. Wir können also mit dem Ertrag 
unserer Kautschukbäume, sowohl was Quantität 
als auch was Qualität betrifft, sehr zufrieden sein. 
Kaffee. 
a) 27,5 ha sind mit Kaffee bepflanzt mit ur- 
sprünglich 69 000 Pflanzen. Infolge der 
ungewöhnlichen Trockenheit sind hiervon 
etwa 50 v. H. eingegangen, 
b) In Saatbeeten stehen etwa 3000 Pflanzen. 
Leider begann die große Regenzeit erst gegen 
Mitte Mai, so daß die Pflanzen erst sehr spät 
ins Feld gebracht werden konnten. Kaum waren 
die Kaffeepflänzlinge im Boden, als die Trocken- 
zeit einsetzte, die nahezu ohne Unterbrechung bis 
zum Ende dcs Jahres anhielt. Daß unter diesen 
Umständen ein großer Teil der Pflanzen einging, 
ist nicht zu verwundern. Soweit der Kaffee be- 
wässert werden konnte, steht er verhältnismäßig 
gut. Den älteren Kaffeebäumen, die wegen des 
tiefgründigen Bodens ihre Wurzeln tief in den 
Boden senken konnten, kann die Trockenheit 
wenig anhaben. 
Sisal. 
a) 5500 Stück 1½ jährige Agaven grüner 
Sisal (Agave americana Sisalana Vaschki) 
sind vorhanden und zum Teil als Ein- 
fassungen der Station verwendet. Sobald 
uns eigenes Weideland überwiesen ist, soll 
auch dieses durch Agaven eingefaßt werden, 
b) etwa 5000 Stück Schößlinge von obigen 
Agaven sind vorhanden, 1000 Stück Silber- 
agaven (Sacci) desgleichen. 
Die bisher mit Sisal angestellten Versuche 
haben gezeigt, daß diese Pflanze auf dem roten 
Boden unserer Pflanzung vorzüglich gedeiht. Eine 
Sisalpflanzung können wir jedoch erst dann an- 
legen, wenn die Usambarabahn den Kilimanjaro 
erreicht hat. Unser Land am Kikafu wird für
	        
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