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Der wirhschaftliche Ausschwung Deutsch- Ost-
afrikas im Jahre 1907 machte sich besonders
stark am Kilimanjaro bemerkbar. Jeder Monat
brachte eine steigende Anzahl von Pflanzern und
Farmern, die in kurzer Zeit nahezu das ganze
für Plantagenzwecke sich eignende Land besetzen.
Die Zahl der Pflanzungen vermehrte sich von
acht auf über vierzig, trotz der schlechten Trans-
portverbindungen mit der Küste. Die recht baldige
Weiterführung der Eisenbahn Tanga—Mombo,
und zwar nicht nur bis zum Pangani, sondern
bis zum Kilimanjaro ist dringend erforderlich.
Die Regierung hat uns 2000 ha Land zu-
gesprochen. Während wir 1000 ha zu den alten
Bedingungen (1/10 Rp. Pacht pro Hektar und
Jahr mit dem Vorkaufsrecht für 2 Rp. pro Hektar)
erhielten, mußten wir für die zweiten 1000 ha
pro Hektar und Jahr 1/5 Rp. an Pacht be-
willigen und der Kaufpreis des Landes wurde
auf 5 Rp. pro Hektar erhöht. Von diesen
1000 ha wurden uns zunächst 580 ha am
Kikafu überwiesen, der Rest wurde uns am Wau
zugesagt. Alle diese Grundstücke liegen unweit
Kibohöhe. Weiteres Land sollen wir bei Kibo-
höhe nicht erhalten, dagegen hat uns das Be-
zirksamt am Rau (zwischen Kibohöhe und Moschi)
weitere 1000 bis 2000 ha nach erfolgter Wald-
regulierung in Aussicht gestellt.
Die Witterungsverhältnisse waren 1907 sehr
ungünstig. Die große Regenzeit brachte sehr ge-
ringe Niederschläge und die kleine Regenzeit fiel
überhaupt aus. Dem Pflanzenwachstum war
dieses Wetter nicht besonders vorteilhaft, dagegen
machten infolgedessen die Rodungsarbeiten schnelle
Fortschritte.
Ende 1907 war der Stand der Kulturen usw.
folgender:
AManihot kglaziovii (Kautschuk).
a) 4 hn mit durchschnittlich 2,5 bis
Zm hohen Bäumen im Jahre
1906 gepflant 5 000 Stück
b) 24 ha mit Bäumen aus dem
Jahre 1906; wegen Wild-
schweinschaden ujw. 1907
nochmals bepflanzt 15 000 =
J#c) 34 ha mit Bäumen
1907 bepflanzt 128000 Sick.
infolge unge-
wöhnlicher
Trockenheit
iervon ein-
gegangen etwa
25 v. O 32000 = -98000
Summa: 116 000 Bäume
z) 125 ha gerodet. und mit Pflanzlöchern versehen.
———
Sa.: 287 ha in - genommen.
) Cl is dem hresbericht für das zweite Ge-
schäftsjahr (1907)
ß Weitere 118 ha sind in Vorbereitung, dieselben
sollen bis Ende März gerodet sein und im April
und Mai d. Is. bepflanzt werden,
g) 150 000 Pflanzen stehen in den Saatbeeten,
b) 12 Zentner Saat werden vorgekeimt.
Die Wildschweine machten sich dadurch un-
angenehm bemerkbar, daß sie Tausende von
jungen Bäumen auswühlten. Es gelang durch
Gift, die Wildschweine so zu verringern, daß
gegen Ende des Jahres Wildschweinschäden nur
noch verhältnismäßig selten vorkamen.
Einige ältere Manihot-Bäume im Versuchs-
garten wurden gezapft, die zwei= bis dreijährigen
Bäume gaben im Durchschnitt 90 bis 100 g
Kautschuk. Die Analyse des Kautschuks von
2½ jährigen Bäumen im Pharmazeutischen In-
stitut der Universität Berlin in Dahlem ergab
von mehreren Proben durchschnittlich 75 v. H.
Reinkautschuk. Wir können also mit dem Ertrag
unserer Kautschukbäume, sowohl was Quantität
als auch was Qualität betrifft, sehr zufrieden sein.
Kaffee.
a) 27,5 ha sind mit Kaffee bepflanzt mit ur-
sprünglich 69 000 Pflanzen. Infolge der
ungewöhnlichen Trockenheit sind hiervon
etwa 50 v. H. eingegangen,
b) In Saatbeeten stehen etwa 3000 Pflanzen.
Leider begann die große Regenzeit erst gegen
Mitte Mai, so daß die Pflanzen erst sehr spät
ins Feld gebracht werden konnten. Kaum waren
die Kaffeepflänzlinge im Boden, als die Trocken-
zeit einsetzte, die nahezu ohne Unterbrechung bis
zum Ende dcs Jahres anhielt. Daß unter diesen
Umständen ein großer Teil der Pflanzen einging,
ist nicht zu verwundern. Soweit der Kaffee be-
wässert werden konnte, steht er verhältnismäßig
gut. Den älteren Kaffeebäumen, die wegen des
tiefgründigen Bodens ihre Wurzeln tief in den
Boden senken konnten, kann die Trockenheit
wenig anhaben.
Sisal.
a) 5500 Stück 1½ jährige Agaven grüner
Sisal (Agave americana Sisalana Vaschki)
sind vorhanden und zum Teil als Ein-
fassungen der Station verwendet. Sobald
uns eigenes Weideland überwiesen ist, soll
auch dieses durch Agaven eingefaßt werden,
b) etwa 5000 Stück Schößlinge von obigen
Agaven sind vorhanden, 1000 Stück Silber-
agaven (Sacci) desgleichen.
Die bisher mit Sisal angestellten Versuche
haben gezeigt, daß diese Pflanze auf dem roten
Boden unserer Pflanzung vorzüglich gedeiht. Eine
Sisalpflanzung können wir jedoch erst dann an-
legen, wenn die Usambarabahn den Kilimanjaro
erreicht hat. Unser Land am Kikafu wird für