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eine solche Pflanzung in erster Linie in Frage
kommen, denn der dortige Boden eignet sich be-
sonders für Sisal; das Gelände ist eben und der
Kikafu, der wasserreichste Fluß am Kilimanjaro,
kann uns jede gewünschte Kraftmenge liefern.
Baumwolle.
a) 15 000 Pfund unentkernter Baumwolle,
welche etwa 5000 Pfund entkernte Baum-
wolle ergeben, lagern auf der Station,
b) 16 Ballen gereinigte Baumwolle waren
unterwegs nach Bremen.
Baumwolle wurde wegen Arbeitermangels
während der Pflückperiode (in den ersten Monaten
des Jahres) nur von 12 ha geerntet, und es
werden sich pro Hektar 400 bis 500 Pfund ent-
kernte Ware ergeben.
Die erste kleine Baumwollsendung ist inzwischen
eingetroffen und abgerechnet. Die Firma D. H.
Wätjen & Co. in Bremen schreibt uns hierüber:
„Die Baumwolle wurde allseitig als im all-
gemeinen von sehr schöner Qualität, langstapelig,
seidenartig, kräftig im Stapel, weiß in Farbe be-
unden, aber es fanden sich immer einige Partien
eaän den Proben, die kurzstapeliger, weniger kräfiug,
taubig. etwas angeschmutzt waren und hin und
wieder hängengebliebene Saatkörner enthielten: des
ferneren fanden sich hin und wieder Nester gelblicher
Flocken in den Proben, was störend ist, übrigens
bei ägyptischer Baumwolle auch manchmal vorkommt.
Kann es in Zukunft erreicht werden, die beste gleich-
mäßige Baumwolle separat zu halten, so würde das
die Verkänflichkeit der Ware sehr begünstigen. Über-
haupt hoffen wir, daß, wenn Sie größere Sendungen
erhalten, das Interesse für die Ware noch reger sein
wird, als es bei so kleinen Partien von nur einigen
hundert Kilo der Fall zu sein pflegt, weil die Fracht
für Waggonladungen nach den Spinnereien sich
niedriger stellt, als für so kleine Lots, um derent-
willen überdies manchen Spinnern ihre Maschinen
umzustellen nicht paßt.
Die Länge der Baumwolle reichte teilweise bis
40 mm. was natürlich weit über die der amerika-
nischen Sorten hinausgeht.“
Wir erlösten aus der ersten Sendung netto
632,85 Mk. (per Kilogramm 1,70) oder ab
Kibohöhe zirka 1,20 Mk., ein schönes Resultat,
welches zu weiterem Baumwollbau ermutigt.
Im vergangenen Jahre wurde keine Baum-
wolle mehr gepflanzt, da die Kautschukkultur die
ganzen verfügbaren Arbeitskräfte in Anspruch
nahm und es uns vorläufig auch noch an Stein-
häusern zur Unterbringung der Baumwolle fehlt.
Acacia decurrens (Gerberakazie).
Ein für 10 ha ausreichendes Quantum Saat
ist beschafft.
Versuchsgarten.
4 ha sind in bester Kultur fertiggestellt. Der
Versuchsgarten dient in erster Linie der Anzucht
von Saatmaterial. Außerdem werden in dem-
selben Versuche mit Kulturpflanzen angestellt, die
sich für die hiesigen Verhältnisse eignen könnten.
Viehzucht.
Anfang des Jahres gelang es, eine Herde
von 205 Stück Rindvieh zu sehr vorteilhaften
Bedingungen zu erwerben.
Leider wurde im Juni von Ufiomi her eine
Viehseuche eingeschleppt (eine Art Küstenfieber),
die sämtliche Herden am Kilimanjaro verminderte.
Erst wenn der Ausbreitung der Viehseuchen
Einhalt getan wird, wird Ostafrika als Viehzucht-
land richtig gewürdigt werden und es ist sehr
wahrscheinlich, daß die Viehzucht in der Zukunft
hier dieselbe Bedeutung erlangen wird, wie die
Pflanzungen, besonders, da die sich für Viehzucht
eignenden Gebiete in unermeßlicher Ausdehnung
vorhanden find.
Straußenzucht.
Eine Federnernte gelangte zum Versand. Diese
Federn sind, da es sich um die erste Ernte
handelte, größtenteils minderwertig, doch werden
wir bereits im kommenden Jahre bessere Federm
verschiffen können. Der Straußenbestand betrug
am Jahresschluß: 14 Stück drei= und mehrjährige
Vögel, 57 einjährige Vögel und 52 Küken, zu-
sammen 123 Stück.
Arbeiterverhöältnisse.
Die Arbeiterverhältnisse waren zu Beginn des
Jahres wenig günstig, verbesserten sich aber von
Monat zu Monat, so daß wir Ende des Jahres
über nahezu 500 Arbeiter verfügten. Die Löhne
stiegen leider infolge der Konkurrenz der vielen
Pflanzer und Anfiedler von 3 auf 4, 5 und
6 Rp. per Monat. Unsere Arbeiter stammen
größtenteils aus den Rombolandschaften und aus
Unyamwezi, während die dicht bei Kibohöhe
liegende Landschaft Madschame keine 150 Leute
stellte. Wenn nur 20 v. H. der arbeitsfähigen
Leute des Berges auf den europäischen Pflan-
zungen arbeiten würden, dann würde von einer
Arbeiternot am Kilimanjaro nie die Rede sein.
1* r—N
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Trotz der außergewöhnlichen Trockenheit und
der sonstigen ÜUbelstände dürfen wir auch mit dem
Abschluß des zweiten Geschäftsjahres zufrieden
sein. Mit den aufgewendeten Mitteln sind An-
lagen geschaffen, deren Wert durch Zuwachs und
infolge steigenden Wertes von Grund und Boden
die Gestehungskosten überragt, und deren Ent-
wicklung in einigen Jahren die Erzielung reich-
licher Gewinne in sichere Aussicht stellt.
Der Abschluß für 1907 weist auf der Seite
der Passiven das Stammkapital mit 405 500 Mk.,
Kreditoren mit 2593 Mk. nach; auf der Seite