Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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eine solche Pflanzung in erster Linie in Frage 
kommen, denn der dortige Boden eignet sich be- 
sonders für Sisal; das Gelände ist eben und der 
Kikafu, der wasserreichste Fluß am Kilimanjaro, 
kann uns jede gewünschte Kraftmenge liefern. 
Baumwolle. 
a) 15 000 Pfund unentkernter Baumwolle, 
welche etwa 5000 Pfund entkernte Baum- 
wolle ergeben, lagern auf der Station, 
b) 16 Ballen gereinigte Baumwolle waren 
unterwegs nach Bremen. 
Baumwolle wurde wegen Arbeitermangels 
während der Pflückperiode (in den ersten Monaten 
des Jahres) nur von 12 ha geerntet, und es 
werden sich pro Hektar 400 bis 500 Pfund ent- 
kernte Ware ergeben. 
Die erste kleine Baumwollsendung ist inzwischen 
eingetroffen und abgerechnet. Die Firma D. H. 
Wätjen & Co. in Bremen schreibt uns hierüber: 
„Die Baumwolle wurde allseitig als im all- 
gemeinen von sehr schöner Qualität, langstapelig, 
seidenartig, kräftig im Stapel, weiß in Farbe be- 
unden, aber es fanden sich immer einige Partien 
eaän den Proben, die kurzstapeliger, weniger kräfiug, 
taubig. etwas angeschmutzt waren und hin und 
wieder hängengebliebene Saatkörner enthielten: des 
ferneren fanden sich hin und wieder Nester gelblicher 
Flocken in den Proben, was störend ist, übrigens 
bei ägyptischer Baumwolle auch manchmal vorkommt. 
Kann es in Zukunft erreicht werden, die beste gleich- 
mäßige Baumwolle separat zu halten, so würde das 
die Verkänflichkeit der Ware sehr begünstigen. Über- 
haupt hoffen wir, daß, wenn Sie größere Sendungen 
erhalten, das Interesse für die Ware noch reger sein 
wird, als es bei so kleinen Partien von nur einigen 
hundert Kilo der Fall zu sein pflegt, weil die Fracht 
für Waggonladungen nach den Spinnereien sich 
niedriger stellt, als für so kleine Lots, um derent- 
willen überdies manchen Spinnern ihre Maschinen 
umzustellen nicht paßt. 
Die Länge der Baumwolle reichte teilweise bis 
40 mm. was natürlich weit über die der amerika- 
nischen Sorten hinausgeht.“ 
Wir erlösten aus der ersten Sendung netto 
632,85 Mk. (per Kilogramm 1,70) oder ab 
Kibohöhe zirka 1,20 Mk., ein schönes Resultat, 
welches zu weiterem Baumwollbau ermutigt. 
Im vergangenen Jahre wurde keine Baum- 
wolle mehr gepflanzt, da die Kautschukkultur die 
ganzen verfügbaren Arbeitskräfte in Anspruch 
nahm und es uns vorläufig auch noch an Stein- 
häusern zur Unterbringung der Baumwolle fehlt. 
  
Acacia decurrens (Gerberakazie). 
Ein für 10 ha ausreichendes Quantum Saat 
ist beschafft. 
Versuchsgarten. 
4 ha sind in bester Kultur fertiggestellt. Der 
Versuchsgarten dient in erster Linie der Anzucht 
von Saatmaterial. Außerdem werden in dem- 
  
selben Versuche mit Kulturpflanzen angestellt, die 
sich für die hiesigen Verhältnisse eignen könnten. 
Viehzucht. 
Anfang des Jahres gelang es, eine Herde 
von 205 Stück Rindvieh zu sehr vorteilhaften 
Bedingungen zu erwerben. 
Leider wurde im Juni von Ufiomi her eine 
Viehseuche eingeschleppt (eine Art Küstenfieber), 
die sämtliche Herden am Kilimanjaro verminderte. 
Erst wenn der Ausbreitung der Viehseuchen 
Einhalt getan wird, wird Ostafrika als Viehzucht- 
land richtig gewürdigt werden und es ist sehr 
wahrscheinlich, daß die Viehzucht in der Zukunft 
hier dieselbe Bedeutung erlangen wird, wie die 
Pflanzungen, besonders, da die sich für Viehzucht 
eignenden Gebiete in unermeßlicher Ausdehnung 
vorhanden find. 
Straußenzucht. 
Eine Federnernte gelangte zum Versand. Diese 
Federn sind, da es sich um die erste Ernte 
handelte, größtenteils minderwertig, doch werden 
wir bereits im kommenden Jahre bessere Federm 
verschiffen können. Der Straußenbestand betrug 
am Jahresschluß: 14 Stück drei= und mehrjährige 
Vögel, 57 einjährige Vögel und 52 Küken, zu- 
sammen 123 Stück. 
Arbeiterverhöältnisse. 
Die Arbeiterverhältnisse waren zu Beginn des 
Jahres wenig günstig, verbesserten sich aber von 
Monat zu Monat, so daß wir Ende des Jahres 
über nahezu 500 Arbeiter verfügten. Die Löhne 
stiegen leider infolge der Konkurrenz der vielen 
Pflanzer und Anfiedler von 3 auf 4, 5 und 
6 Rp. per Monat. Unsere Arbeiter stammen 
größtenteils aus den Rombolandschaften und aus 
Unyamwezi, während die dicht bei Kibohöhe 
liegende Landschaft Madschame keine 150 Leute 
stellte. Wenn nur 20 v. H. der arbeitsfähigen 
Leute des Berges auf den europäischen Pflan- 
zungen arbeiten würden, dann würde von einer 
Arbeiternot am Kilimanjaro nie die Rede sein. 
1* r—N 
2 
Trotz der außergewöhnlichen Trockenheit und 
der sonstigen ÜUbelstände dürfen wir auch mit dem 
Abschluß des zweiten Geschäftsjahres zufrieden 
sein. Mit den aufgewendeten Mitteln sind An- 
lagen geschaffen, deren Wert durch Zuwachs und 
infolge steigenden Wertes von Grund und Boden 
die Gestehungskosten überragt, und deren Ent- 
wicklung in einigen Jahren die Erzielung reich- 
licher Gewinne in sichere Aussicht stellt. 
Der Abschluß für 1907 weist auf der Seite 
der Passiven das Stammkapital mit 405 500 Mk., 
Kreditoren mit 2593 Mk. nach; auf der Seite
	        
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