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Weide verursacht enorme Einfriedigungskosten,
hat überall, wo Dornbüsche sind, eine Schädigung
der wertvollen Federn zur Folge und läßt die
junge Brut mit Leichtigkeit dem Leoparden oder
anderen Räubern anheimfallen. In Luzernen-
feldern dagegen hält man dauernd zwölf er-
wachsene Strauße auf nur 1 ha Fläche, die Ein-
friedigungskosten sind hier minimal, Aufsicht und
Pflege bequem. Der jährliche Nettoertrag von
1 ha Luzerne bei Verwertung durch Straußen-=
zucht wurde in Oudtshoorn, dem klassischen Ge-
biet der Straußenzucht in der Kapkolonie, auf
über 1000 Mk. berechnet. Einzelne Farmer
halten bis zu 500 Strauße. Die jährliche Aus-
fuhr von Straußenfedern aus der Kapkolonie hat
einen Wert von über 20 Millionen Mark.
Bei dem ausgezeichneten Wachstum der Lu-
zerne in unserem Schutzgebiet bietet sich also auch
für die Straußenzucht auf geeigneten Flächen
eine sehr günstige Aussicht.
Wir wenden uns nun zum eigentlichen
Norden. Den Nordwesten, das Amboland, haben
wir bereits als mehr tropisches, zur Besiedlung
wenig geeignetes Gebiet kennen gelernt. Wie
sieht's nun im Nordosten aus?
Machen wir in Gedanken eine kleine Reise
mit der Otavibahn und verlassen wir das durch
seine schönen Gartenanlagen in der Flußniederung
ausgezeichnete Omaruru, so nehmen wir nach
mehrstündiger Fahrt Veränderungen im Landes-
charakter wahr. Zwischen den mit immer
dichteren Grasflächen wechselnden Dornbusch-
komplexen treten bereits in der Gegend von
Otjiwarongo — in gleicher Höhe mit dem Water-
berg — eine Anzahl bisher unbeobachteter immer-
grüner Laubhölzer auf, die sich allmählich zahl-
reicher und mannigfacher gestalten. Nach weiterer
mehrstündiger Fahrt erhebt sich vor uns eine
breite Gebirgsformation, das Otavigebirge. Wir
verlassen den Zug in Otavi und befinden uns
nach viertelstündigem Ritt bereits in dem charakte-
ristischen Milien des Nordostbezirks. Ein ganz
heimatliches Bild! Durch den dunklen Schatten
dichten Tambutiwaldes reiten wir an einem
rauschenden Waldbach entlang und sehen ober-
halb üppiger Weizenfelder und Gartenanlagen
auf einer tiefgrünen erhabenen Matte den etwa
1100 m hoch gelegenen Ort Otavi, überragt von
dem malerisch gestalteten Otaviberg, dessen bis
zum Kamm reichende dunkelgrüne Bewaldung
sich wirkungsvoll gegen den blauen Himmel ab-
hebt. Wollen wir nun die Hauptfarmgegend des
Bezirks aufsuchen, so könnten wir das heute schon
mit der von Otavi nach Grootfontein abgehenden,
kürzlich fertiggestellten Zweigbahn. Wenige Kilo-
meter östlich von Otavi biegt der Zug durch eine
dichtbewaldete Gebirgspforte in ein schmales,
wiesenartiges Tal ein, welches beiderseits von
schroffen, mit Hochwald bestandenen und mit
malerischen Felsgebilden gekrönten Bergketten
eingesäumt, sich etwa 40 km lang hinzieht und
mit die herrlichsten Landschaftsbilder bietet, die
ich bisher gesehen habe. Die hier vorherrschenden
Bäume, von den Eingeborenen Tambuti genannt,
bilden an den Hanglagen zum Teil gut geschlossene
Bestände und werden dadurch, daß sie sich auch
über die meist äußerst felsigen Kämme und Gipfel
hinziehen, zu Schutzwaldungen und Feuchtigkeits-
erhaltern.
Begehrt sind diese und andere mit ihnen ge-
mischt stehende Hölzer als Bau= wie als Gruben-
und Wagnerholz. Die Schonung und Über-
wachung dieses hier wie in weiten Teilen des
Bezirks Grootfontein noch vorhandenen Wald-
kapitals in Verbindung mit dem Anbau rasch-
wüchsiger, meist subtropischer Nutzhölzer bilden
eine wesentliche Aufgabe der Regierung.
Während die Bahn sich bei Guchab nordöst-
lich in ein neues Gebirgstal wendet, folgen wir
unserer östlichen Richtung von hier eine halbe
Stunde weit zu Pferd und gelangen, an einem
starken Quellbach entlangreitend, zur Farm Riet-
fontein. Hier haben wir den ausgesprochenen
Typus der Garten= und Ackerfarm. Weite Mais-=
bzw. Weizenfelder, Kartoffeläcker, reichlich Frucht
tragende Pfirsich-, Aprikosen-, Wein= und Maul-
beeranlagen, Tabakspflanzungen sowie einen
reichen, mannigfaltigen Gemüse= und Blumen-
garten, dessen Ränder und Wege mit Eukalypten
und Oleandern geziert sind. Nach kurzem Auf-
enthalt erreichen wir die etwa 5 km weit ent-
fernte Farm Urupupa, welche uns ein ebenso
heimisches Bild bietet, das durch ein großes, fast
rittergutähnliches Wohnhaus, geräumige Wirt-
schaftsräume und Werkstätten, Pferde-, Schweine-
und Geflügelställe noch erhöht wird. Neben der
Rindviehzucht ist hier die Zucht von persischen
Schafen und die Schweinezucht besonders aus-
sichtsvoll; an Geflügel sind Hühner, Gänse, Enten,
Truthühner und Tauben vorhanden. Der Obst-
garten zeichnet sich namentlich durch seine reich-
tragenden Orangenbäume aus. Nach anderthalb-
stündigem Weiterritt erreichen wir Uitkomst, die
Farm des Buren Joubert, eines der alten Buren,
welche bereits Ende der achtziger, Anfang der
neunziger Jahre mit ihren Familien und Herden
das Schutzgebiet durchzogen, den Bezirk Groot-
fontein alsbald als dessen Dorado erkannten und
hier die Republik Upingtonia gründeten, welche
durch die Okkupation auch dieser Landstriche seitens
des Deutschen Reiches gegenstandslos wurde. Wie
andere Häupter dieser alten wohlhabenden Buren-
familien, so ist auch Joubert, eine markante,
originelle Persönlichkeit, zu der für unser Schutz=