Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Dadurch entging ihnen nicht nur die Abbezahlung 
des Bianot, sondern auch die Aussicht, den 
gleichen Handel zu wiederholen. Ich erzähle 
diesen Fall so ausführlich, um dadurch den noch 
in jedem Dorfe üblichen Menschenhandel zu 
kennzeichnen und darauf hinzuweisen, wie not- 
wendig es ist, daß Anwerber, Heimbeförderer, 
Arbeitgeber und Behörde sich mit jedem einzelnen 
Arbeiter beschäftigen. 
Ich besuchte die Dörfer auf der Nordseite 
von Kairiru, Tjakur und Korokor. Die Be- 
wohner hatten ihre Waffen an die Häuser ge- 
lehnt und hielten scharfe Wache, da sie jeden 
Augenblick einen Überfall der verbündeten 
Tseressing= und Karsan-Leute erwarteten. So- 
weit als möglich wurden die Leute beruhigt; 
zugleich aber sah ich ein, daß hier ein schnelles 
und energisches Vorgehen notwendig sei. Wir 
fuhren nach Bogim zurück, um meine zurück- 
gelassenen Polizeisoldaten und mein Boot zu 
holen. Unterwegs trafen wir die Patres van 
Hemel und Puff, welche auch auf Kairiru ge- 
wesen waren. Sie bestätigten mir die mißliche 
Lage der Eingeborenen von Tjakur und Korokor 
und teilten mit, daß die Karsan-Leute die ver- 
langte Auslieferung abgelehnt und ihre Insel 
verlassen hätten. Der größte Teil der Karsan 
befinde sich auf Kairiru, der kleinere auf dem 
Festlande. 
Mit einem Boote und nur vierzehn Soldaten 
war ich nicht in der Lage, einen entscheidenden 
Schlag gegen Kairiru zu führen. Dies veran- 
laßte mich, die Unterstütung der „Murung“ zu 
erbitten. Wir gingen in der Nacht nach Kairiru. 
Von starkem Regen begünstigt und ohne Lichter 
gelangten wir ans Ziel. Um vier Uhr morgens 
ging ich mit meinem Boote bei Thseressing 
an Land. Der Marsch in der Stockfinsternis 
nach dem hochgelegenen Tseressing war sehr 
schwierig. Ich verursachte mit meinen Stiefeln 
solchen Lärm auf dem steinigen Boden, daß da- 
durch eine Überraschung des Dorfes in Frage 
gestellt war. Meine Leute baten mich, zurück- 
zubleiben. Ich übernahm also mit zwei Mann 
die Uberwachung der Kanulagerstätte der Tseresfing- 
Leute. Bei Tagesgrauen wurde Tseressing ge- 
nommen. Dabei fiel nur ein einziger Schuß, 
der einen hartnäckigen Verteidiger des Dorfes 
unschädlich machte. Tseressing wurde nieder- 
gebrannt. Als der Tag anbrach, vernichtete ich 
die Kanus der Tseressing und marschierte dann 
mit meinen beiden Leuten in die Berge. Bald 
darauf hatten wir Verbindung mit der Abteilung 
des Kapitäns Petersen, die von Viktoria-Bucht 
aufgebrochen war und durch den Rauch von 
Tseresfing orientiert, sich uns angegliedert hatte. 
Die Streife durch das Gebiet der Tseressing= und 
  
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Karsan-Leute dauerte bis zum Nachmittage. Die 
Kanus der Karsan-Leute wurden zerstört und die 
Häuser in den Pflanzungen niedergebrannt. 
Trotz der größten Anstrengungen konnten jedoch 
nur drei Gefangene gemacht werden. 
Durch das Klettern auf den schlüpfrigen 
Bergpfaden waren wir ziemlich erschöpft, als 
wir die „Muruna“ wieder erreichten. Aber da 
die Zeit knapp war, mußte noch mehr geleistet 
werden. So ging es denn mit der „Muruna"“ 
nach Muschu. Am Abend setzte ich auf der 
Nordseite der Insel, in der Kairiru-Durchfahrt, 
die Polizeitruppe und die mir von der „Muruna“ 
zur Verfügung gestellten Leute auf zwei gquer 
durch die Insel nach Muschu-Wei führenden 
Wegen an Land und fuhr selbst um die Insel 
herum nach dem Dorfe. Vom Boote aus trat 
ich mit den Bewohnern in Unterhandlungen. 
Diese führten, wie vorauszusehen, zu keinem Re- 
sultat. Die Leute, die ich haben wollte, sollten 
angeblich in Sub, einem Dorfe auf der anderen 
Seite der Insel sein. Nach halbstündigem Hin- 
und Herreden sah ich die Nutzlosigkeit der Unter- 
handlungen ein; auch mußte jetzt die Polizei- 
truppe, des Zeichens zum Vorgehen gewärtig, 
hinter den Dörfern liegen. Wie bei allen meinen 
Unternehmungen hatte ich auch hier den strikten 
Befehl gegeben, daß nur in der Selbstverteidi- 
gung geschossen werden dürfe und daß möglichst 
viele Gefangene gemacht werden sollten. Die 
Polizeitruppe drang ins Dorf und wurde von 
den mit Beilen bewaffneten Bewohnern em- 
pfangen. Jedenfalls waren diese Beile für mich 
bei einer wohl erwarteten Landung bestimmt 
gewesen. Im unsicheren Mondscheine entspann 
sich ein scharfer Kampf, in den ich mit meinen 
Leuten nur noch zum Schlusse eingreifen konnte. 
Von der Feuerwaffe wurde wenig Gebrauch ge- 
macht. Es blieben fünf Tote auf dem Platze, 
außerdem wurden drei Gefangene gemacht. Die 
Umgehung des Dorfes war vollständig gelungen. 
Nach wenigen Minuten verstummte der Lärm 
des Kampfes, und nur aus der Ferne tönte durch 
die Nacht das langgezogene Heulen der die 
fliehenden Menschen begleitenden Hunde. Auf 
unserer Seite sind zwei Soldaten leicht ver- 
wundet worden. Die Dörfer Kumer und Bongarau 
ließ ich niederbrennen. Dagegen blieben Baresu 
und Poul unbehelligt, weil fie bei der letzten 
Mordtat nicht beteiligt waren. 
Noch in der Nacht giugen wir mit der 
„Muruna“ nach Bogim zurück. Eine weitere 
Mordsache aus Kl. Muschu konnte ich vorläufig 
nicht fühnen. 
Am 20. Juli ankerten wir vor dem Dorfe 
Dagur, westlich von Bogim. Der Eingeborene 
Segamur, begleitet vom Häuptling Bun, zeigte
	        
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